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Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen

Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen

Titel: Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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noch bei ihr. Für mich war diese Abweisung zwar auch schlimm, aber ich gehörte ja gar nicht so richtig zur Familie. Kingston hingegen war stinksauer. Bei einer von Mutters vielen Parties hatte er plötzlich so sehr die Nase voll, daß er das Baby der Schwester aus den Armen riß. Das versetzte Hermann in Rage. Die beiden lieferten sich einen heftigen Faustkampf. Der wurde zwar rasch beendet, aber da hatten beide schon blutige Nasen. King war damals erst sechzehn, aber er war stark und streitsüchtig. Und Hermann war betrunken, also war er kein … es war furchtbar.«
    »Wie alt waren Sie damals?« fragte Marge.
    »Knapp vierzehn. Zu jung, um eine ganze Woche mit einem betrunkenen Stiefvater in Berlin auszuhalten. Ich hielt mich im Hintergrund, bis ich gnädigerweise nach England zurückgeflogen wurde. Als Mutter Freddy bekam … beziehungsweise ihn adoptierte, wollte sie mich wieder einfliegen lassen. Ich hab mich geweigert, und mein Vater – möge er in Frieden ruhen – hat meine Entscheidung akzeptiert.«
    »Während Ihres Aufenthalts in Berlin, Doctor, ist es da auch zwischen Ihnen und Hermann Brecht zu Streitereien oder Handgreiflichkeiten gekommen?« fragte Marge.
    »Nein, ich hab mich gefügt. Ich hab übrigens Hermann Brecht nie wieder gesehen außer im offenen Sarg bei seiner Beerdigung. Traurig, wenn jemand so jung stirbt, aber das hat meinen Haß gegen ihn nicht gemildert. Er war ein depressiver Säufer, der meine Mutter meinem Vater ausgespannt hat und der hochtrabende, manierierte und zynische Filme gemacht und sie als Kunst bezeichnet hat.«
    »Sie haben keine Vermutung, was in seinen Memoiren stehen könnte?« fragte Decker.
    »Ich weiß es nicht … und es interessiert mich auch nicht.«

25
    Marge zog auf die rechte Spur und fädelte sich in den Strom der Fahrzeuge auf dem Freeway 605 ein. Der Verkehr lief glatt – keine umgekippten Lkws, keine Blechschäden. Die Sonne war stark. Marge konnte die Hitze durch die hochgedrehten Fenster spüren. Sie griff nach einer billigen Sonnenbrille und setzte sie auf die Nase.
    »Bist du bereit für Dunns Einsicht der Woche?«
    »Ich sterbe vor Aufregung«, sagte Decker.
    »Lilah wurde adoptiert.«
    »Bingo, Margie, du hast die Mikrowelle gewonnen.«
    »Das denkst du auch?«
    »Yep.« Decker zog sein Jackett aus und warf es auf den Rücksitz.
    »Ich hab über Davidas Alter nachgedacht. Damals haben die Ärzte nur wenigen Frauen über Vierzig überhaupt erlaubt, ein Kind auszutragen.«
    Marge nahm seine Worte zufrieden zur Kenntnis. Ihre biologische Uhr war zwar noch lange nicht abgelaufen, aber es war nett, hier etwas mehr Spielraum zu haben. »Die Zeiten ändern sich. Die Wunder der Medizin – fünfzigjährige Mütter.«
    »Ich weiß nicht, ob das ein Segen oder ein Fluch ist.«
    Marge rückte lachend ihre Sonnenbrille zurecht. »Weißt du, an Davidas Alter hab ich gar nicht mal gedacht, sondern an ihre erstaunliche Energie, nachdem sie angeblich gerade Lilah geboren hat. Wie sie wie ein Schwan durch die Menge geschwebt ist, ohne irgendein Anzeichen von Erschöpfung.«
    »Das stimmt, aber wir dürfen nicht vergessen, daß Reed noch ein Kind war«, sagte Decker. »Davida könnte hinterher zusammengebrochen sein, und Reed hätte das nicht mitbekommen. Er hätte auch nicht gemerkt, wenn seine Mutter die Schwangerschaft nur vorgetäuscht hätte. Er lebte nicht bei ihr und Hermann. Und sogar wenn er bei ihnen gelebt hätte, hätte Davida eine Schwangerschaft vortäuschen können.«
    »Wohl wahr«, sagte Marge. »Dann hätte uns nur Merritt erzählen können, ob Ms. Eversong schwanger aussah, und der wird uns gar nichts mehr erzählen.«
    Mehrere Minuten fuhren sie schweigend. Sie kamen gut voran, obwohl schon fast rush-hour war.
    »Falls Lilah tatsächlich adoptiert wurde«, sagte Marge, »ist das für uns überhaupt von Bedeutung?«
    Decker zuckte die Achseln. »Hast du eine Theorie?«
    »Okay, wie wär’s damit? Aus irgendeinem Grund wollte Davida nicht, daß bekannt wird, daß Lilah adoptiert wurde.«
    »Das ist merkwürdig«, sagte Decker. »Freddy ist adoptiert, und das scheint niemand zu kümmern.«
    »Yeah, aber nehmen wir mal an, Davida wollte, daß alle glauben, Lilah wäre ihre richtige Tochter.«
    Decker erstarrte. »Biologische Tochter.«
    Marge drehte den Kopf kurz zu ihm, dann blickte sie wieder auf die Straße. »Yeah, das hab ich gemeint. Ist alles okay, Pete?«
    »Ja.« Decker zwang sich, sich zu entspannen, dann lächelte er steif. »Red

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