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Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen

Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen

Titel: Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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auszublasen …
     
    »Behalt deine Dienstmarke und deine Waffe, Sergeant.«
    Decker verzog keine Miene. »Ich bin zutiefst getroffen!«
     
    Das schon fast zwanghaft ordentliche Büro mit seinem weiten Blick auf den Ozean wirkte eher wie das Büro eines Generaldirektors als das eines Arztes. Die Wände waren bis zur Höhe der Stuhllehnen mit dunklem Nußbaumholz getäfelt, darüber mit pfirsichfarben und dunkelgrün gemustertem Chintzstoff bespannt. Reed hatte einen altmodischen Zweierschreibtisch aus Mahagoni mit geschnitzten Löwenfüßen. Doch seine Anordnung im Raum sowie die Diplome an der Wand signalisierten, daß dieser Schreibtisch nur von einer Person benutzt wurde, die viel Platz brauchte.
    Decker machte es sich in einem soliden Ledersessel dem Schreibtisch gegenüber gemütlich, Marge nahm in dem passenden Gegenstück Platz. Reed saß mit geradem Rücken auf seinem Schreibtischstuhl, die Hände ruhten gefaltet auf der Tischplatte. Sein Arztkittel war blütenweiß und frisch gestärkt. Ein Mann, der an Ordnung gewöhnt war. Decker hätte wetten mögen, daß Reed nervös wurde, wenn etwas nicht so lief wie geplant.
    Die Stirn des gebräunten, ebenmäßigen Gesichts war gefurcht, die kastanienbraunen Augen bewegten sich unruhig hin und her. Auch wenn er seine Finger zwanghaft zusammenhielt, wippte er sachte mit den Händen auf der Tischplatte. Er hatte dünne mokkafarbene Haare, die an einer Seite gescheitelt waren. Eine kleine Strähne hing ihm in die Stirn. Reed blickte auf seine gefalteten Hände, dann schaute er auf.
    »Wie kann ich Ihnen helfen?« Doch bevor sie antworten konnten, fuhr Reed fort: »Vielleicht sollte ich eher fragen, wie können Sie mir helfen? Erst Lilah, und jetzt dieser entsetzliche … ich bin …«
    In Reeds Stimme waren noch Reste eines vornehmen britischen Akzents zu hören.
    »Mein Beileid«, sagte Decker.
    »Ich bin … völlig am Boden zerstört!« sagte Reed.
    »Haben Sie und Ihr Bruder sich nahegestanden?« fragte Marge.
    »Nahe?« Reed klopfte mit den gefalteten Händen auf den Schreibtisch. »Das würde ich so nicht sagen … Aber zumindest hat er mir nähergestanden als alle anderen Angehörigen mütterlicherseits. Wir hatten Gemeinsamkeiten durch unseren Beruf. Ab und zu trafen wir uns zum Mittagessen oder bei Konferenzen. Wir benutzten zum Teil dieselben Krankenhäuser. Wir standen uns nicht besonders nahe, aber Kingston war immerhin … Ich kann es einfach nicht fassen …«
    Er atmete tief durch, stand auf und ging zum Wasserspender. »Kann ich Ihnen einen Kaffee oder Tee anbieten?«
    »Nein danke, Dr. Reed.«
    Reed spielte mit einem Pappbecher herum, dann füllte er ihn mit Wasser und trank. »Ich … ich weiß überhaupt nicht …« Er zerknüllte den geriffelten Becher und warf ihn in den Müll. »Ich hab keine Ahnung, wie ich Ihnen weiterhelfen könnte. Im Fall von Lilah auch nicht. Ich … ich hab keinerlei Beziehung zu ihr. Ich weiß nicht …«
    Er ließ sich wieder auf seinen Schreibtischstuhl sinken.
    »Wann haben Sie Ihren Bruder zum letzten Mal gesehen?« fragte Decker.
    »Ihn gesehen?« Reed faltete wieder die Hände. »Ich kann mich nicht erinnern. Vor ein paar Wochen. Meine Sekretärin müßte das wissen. Sie macht für mich die Termine. Kingston und ich haben uns nie spontan getroffen. Immer nur auf … Verabredung. Entweder rief er bei mir an oder ich bei ihm. So in der Art … Darf ich den Recorder abstellen? Der macht mich ziemlich nervös.«
    Decker stellte das Gerät ab, dann nahm er sein Notizbuch und hielt es hoch. »Stört Sie das auch?«
    »Nein, überhaupt nicht«, sagte Reed. »Der Recorder ist einfach so … entwürdigend.«
    »Das stimmt«, sagte Decker. »Hatten Sie mit Kingston Kontakt, nachdem Lilah überfallen wurde?«
    »Kontakt?« Reed biß sich auf die Lippe. »Ich weiß nicht … ach doch … er hat mich natürlich angerufen. Er war sehr bestürzt. Ich war ebenfalls bestürzt. Ich hab kein enges Verhältnis zu meiner Schwester, aber … ich fand das einfach entsetzlich!«
    »Haben Sie Lilah im Krankenhaus besucht?« fragte Marge.
    Reed senkte den Blick. »Nein … hab ich nicht. Das finden Sie bestimmt ziemlich herzlos. Aber zumindest hab ich angerufen. Wir haben nur kurz miteinander geredet. Ich hab sie gefragt, ob sie etwas braucht, und sie hat gesagt, sie brauche nichts. Mutter und Freddy würden sich um alles kümmern. So lief das meistens, wenn ich mit Lilah gesprochen habe. Sie hat mich immer … von allem ausgeschlossen.« Er

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