Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen

Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen

Titel: Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
Vom Netzwerk:
jung – ein- oder zweiundzwanzig, als sie geheiratet haben. Davida war zu alt für ihn. Sie hätte ihn gehen lassen sollen.« Sie begann ihre Hände zu kneten. »Sie hätte ihn gehen lassen sollen.«
    »Wollte er denn die Scheidung?« fragte Decker.
    Greta schüttelte den Kopf. »Davida hatte das ganze Geld, also konnte Hermann sich nicht scheiden lassen. Davida hat Hermann viel Geld gegeben, damit er seine Filme machen konnte. Ach …« Greta machte eine wegwerfende Handbewegung. »Für Hermann waren nur seine Filme wichtig. Dummkopf!« Die Augen der alten Frau wurden feucht. »Er hat sich viel Herzeleid bereitet. Und mir hat er noch mehr Herzeleid bereitet!«
    Decker wartete.
    »Er hatte eine Affäre mit meiner Tochter, dieser Dummkopf!« platzte sie plötzlich heraus. »Meine Tochter … sie war auch dumm. Ich hab meinen Mädchen immer wieder gesagt, sie sollen sich von dieser Familie fernhalten … wir stehen nur eine Stufe über den Dienstboten. Wenn wir etwas Falsches tun, wird Davida sich eine andere Schneiderin suchen. Meine anderen Töchter haben auf mich gehört. Heidi aber nicht. Wir haben uns die ganze Zeit gestritten. Deshalb hab ich nichts gesagt, als Elaine diesen Schlawiner geheiratet hat.«
    »Elaine hatte eine Affäre mit Hermann Brecht?« fragte Goldin.
    »Nein, nein, nein!« sagte Greta. »Ich mein, ich halte lieber den Mund. Ich hab versucht, mit Heidi zu reden. Sie war so störrisch, so …« Gretas Gesicht verhärtete sich. »Wie ein Maulesel!«Ihre Augen wurden düster. »Ein lieber Maulesel … sie wurde von allen ausgenutzt. Sie hat allen geglaubt, nur mir nicht, weil ich ihre Mutter war.«
    »Ist sie tot, Greta?« fragte Decker.
    Die alte Frau nickte.
    »Wie?« fragte Decker.
    »Selbstmord, hieß es.«
    »Aber Sie glauben nicht daran.«
    Sie biß sich auf die Lippen und zuckte die Achseln. »Ich hab keine Fragen gestellt. Vielleicht ja, vielleicht nein. Erst Heidi, dann Hermann. Und jetzt auch noch Lilah. Vielleicht liegt es ja in der Familie.«
    Liegt es in der Familie …
    »Ihre Tochter war Lilahs Mutter, nicht wahr, Greta?« sagte Decker.
    »Was?« sagte Goldin.
    Greta senkte den Kopf.
    »Willst du damit sagen, daß Davida nicht Lilahs Mutter ist, Greta?« fragte Goldin.
    »Lilah ist mein«, flüsterte Greta. »Meine Enkeltochter. Und Frederick ist mein Enkelsohn. Davida bot an, das Baby zu nehmen, und Heidi sagte ja, weil sie noch so jung war – erst fünfzehn, als Lilah geboren wurde. Davida versprach, dem Baby ein gutes und reiches Zuhause zu geben. Ich hatte ja so wenig, weil ich Witwe war. Zwar hab ich gearbeitet und gearbeitet, aber das Geld … fünf Kinder. Die müssen essen, die brauchen Kleidung.«
    Sie ballte eine Hand zur Faust, dann öffnete sie die Finger ganz langsam wieder.
    »Dann wurde Heidi wieder schwanger – mit Frederick. Hermann hätte meine Heidi heiraten sollen. Er war gut zu uns, hat uns Geld gegeben. Aber er war ein schwacher Mann. Er liebte meine Heidi und hat sie trotzdem nicht geheiratet, der Dummkopf! Heidi hat versucht, sich um ihren kleinen Sohn zu kümmern, doch es war zu viel für sie. Davida war so nett und hat angeboten, ihn auch zu nehmen. Sie hat überall rumerzählt, er wär adoptiert.«
    Wieder wurde es ganz still im Zimmer. Von draußen drang das Zwitschern der Vögel herein und leises Geplauder.
    »Ich kann es nicht glauben …« Goldin schüttelte den Kopf. »Davida hat immer so eine große Sache daraus gemacht, daß Freddy adoptiert war.«
    Decker verkrampfte sich der Magen.
    »Sie war so gemein zu ihm«, fuhr Goldin fort. »Aber sie hat nie ein Wort über Lilah gesagt. Ich möchte wetten, daß Lilah es selbst nicht weiß.«
    »Nein, sie weiß es nicht«, sagte Greta. »Ich weiß, daß sie’s nicht weiß. Als wir uns kennengelernt haben … das war reiner Zufall. Eines Tages seh ich sie. Sie gab Kunstkurse für Senioren. Du meine Güte, ich wußte es sofort! Sie sieht genauso aus wie meine Heidi.« Ihre Stimme wurde leise. »Ich melde mich für ihren Kurs an. Ganz allmählich fangen wir an, uns nach dem Unterricht zu unterhalten. Wir reden und reden, und es ist, als hätte ich Heidi wieder vor mir. Mein süßes kleines Baby – sie war erst achtzehn, als sie starb.«
    Goldin nahm ihre Hand und drückte sie sanft.
    »Dann hört Lilah auf, mich zu besuchen«, sagte sie. »Es ist, als ob ich Heidi noch einmal verliere. Aber nicht ganz so schlimm. Ich weiß, daß Lilah und Frederick noch am Leben sind.« Sie küßte Goldins Hand. »Du bist

Weitere Kostenlose Bücher