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Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen

Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen

Titel: Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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überhaupt nicht verändert, mein Freund!«
    »Du brauchst eine Brille, Greta. Guck doch bloß mal, wie grau ich geworden bin.«
    »Wenn du das grau nennst, Perry, brauchst du eine Brille.«
    Sie nahm ihn am Arm und sah dann zu Decker. »Kommen Sie doch rein. Ich beiße nicht.« Sie schmatzte mit den Lippen.
    »Keine Chähne.«
    »Zähne«, übersetzte Perry.
    »Sag ich doch. Setz dich, Perry. Sie auch. Wie heißen Sie, bitte?«
    »Peter«, sagte Decker.
    »Ah, Peter. Ich hab einen Schwiegersohn, der heißt Peter. Ein richtiger Schlawiner. Ich mag ihn nicht, aber meine Tochter. Sie ist glücklich. Sie haben vor zweiunddreißig Jahren geheiratet. Ich halt den Mund, und alle sind zufrieden.«
    Sie verschwand in der Küche. Decker setzte sich auf eine verschossene grüne Samtcouch. Goldin versank so tief in einen armlosen Sessel, daß die Knie in einer Höhe mit dem Kopf waren. Im Wohnzimmer war es heiß, dunkel und stickig. Decker lockerte seine Krawatte. Wenige Minuten später kam Greta mit einem Teller voll Strudel, der mit Puderzucker bestäubt war, und drei Teetassen zurück. »Könntest du den Tee für mich holen, Perry?« Goldin stand auf und holte eine silberne Teekanne mit passendem Milchkännchen und Zuckerdose aus der Küche. Er stellte das Tablett auf den Tisch, dann zog er den Vorhang zurück und öffnete ein Fenster. Sofort vertrieb die heiße, von Blütenduft erfüllte Luft den schalen Geruch nach Alter.
    »Du hast doch kein Beerdigungsinstitut, Greta«, sagte Perry. »Warum hast du es so stickig hier drin?«
    »Ich hab manchmal Angst, Perry.« Sie schenkte den Tee ein. »Nachts laufen Leute hier herum. Leute, die ich nicht kenne. Ich höre Geräusche.« Sie hielt inne und rieb sich die Arme. »Da krieg’ ich’s mit der Angst.« Sie reichte Decker eine Tasse Tee.
    »Was sind das für Leute?« fragte Decker. Greta zuckte die Achseln. »Ich guck nicht so genau hin. Hier gibt’s zwar Männer, die uns beschützen sollen, aber die sind nie da, wo die Geräusche sind. Aber …« Sie reichte Goldin eine Tasse Tee. »Es ist nicht so schlecht hier. Ich bleibe hier, bis ich sterbe.«
    »Besuchen deine Kinder dich öfter?« fragte Goldin.
    »O ja, die kommen ständig. Mary kommt einmal die Woche, Stephen kommt einmal die Woche, Elaine kommt ein- bis zweimal die Woche.« Greta wandte sich an Decker. »Das ist die, die mit Peter verheiratet ist.«
    »Dem Schlawiner.«
    »Aber ich sag kein Wort.«
    Goldin lächelte. »Wenn ich dich zur Schwiegermutter gehabt hätte und nicht Davida, wäre ich vielleicht immer noch mit Lilah verheiratet.« Er verzog das Gesicht. »Eine sehr beunruhigende Vorstellung.«
    »Wie geht es Lilah?«
    Goldin deutete mit dem Daumen in Deckers Richtung. »Darüber weiß er mehr als ich.«
    Greta sah Decker an, und der sagte: »Sie ist im Krankenhaus …«
    Greta schnappte nach Luft und legte eine Hand auf ihre Brust.
    »Es geht ihr aber gut«, fügte Decker rasch hinzu.
    »Haben Sie nicht gesagt, Sie wär nicht mehr im Krankenhaus?« fragte Goldin.
    »Das ist jetzt eine andere Geschichte.«
    »Sie wurde vergewaltigt«, sagte Greta. »Perry hat mir davon erzählt. Was ist denn nun passiert?«
    »Sie hat letzte Nacht einen Selbstmordversuch gemacht«, sagte Decker.
    Greta schnappte erneut nach Luft.
    »Es geht ihr schon wieder besser, Mrs. Millstein«, sagte Decker rasch. »Meine Partnerin ist gerade bei ihr. Wenn was Schlimmes wäre, hätte sie mich längst angepiepst.«
    Es folgte ein längeres Schweigen.
    »Warum?« fragte Goldin schließlich.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Decker.
    »Ein Hilfeschrei?« fragte Goldin.
    »Vielleicht«, sagte Decker.
    Es wurde ganz still im Zimmer. Dann sagte Greta: »Glauben Sie, es war ein Hilfeschrei?«
    »Ich glaube, Lilah ist ziemlich deprimiert«, sagte Decker. »Und wenn man deprimiert ist, tut man manchmal irrationale Dinge.«
    »Sie hat also noch mehr schlimme Dinge erlebt?« sagte Greta.
    Decker antwortete nicht.
    »Ich habe ein starkes Herz«, sagte Greta. »Erzählen Sie’s uns.«
    »Nun ja …« Decker räusperte sich und rutschte auf der Couch hin und her. Es half nicht. Er fühlte sich unbehaglich, und das hatte nichts mit der Couch zu tun. »Kingston Merritt wurde vor zwei Tagen ermordet …«
    Goldin ließ die Teetasse auf den Schoß fallen, sprang auf und wischte an seiner Hose herum. Dabei fiel die Tasse samt Unterteller auf den Boden. Decker reichte ihm eine Serviette und hob das Porzellan auf.
    »Gott, das tut mir leid, Greta. Jetzt hab

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