Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen

Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen

Titel: Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
Vom Netzwerk:
ich Tee auf deinen Teppich geschüttet.«
    »Macht nichts …«
    »Wenigsten hab ich nichts kaputt gemacht.«
    »Schon gut, Perry.« Die alte Frau tupfte mit ihrer Schürze vorsichtig an seinem nassen Hosenbein herum. »Ich kann verstehen, wie du dich fühlst. Mir ist auch ganz schlecht. Das ist ja furchtbar!«
    Decker nickte. »Haben Sie sich verbrannt, Perry?«
    »Nichts passiert«, sagte Goldin. »Ich muß mich nur von dem Schrecken erholen.«
    »Und was ist mit Ihnen?« fragte Decker Greta.
    »Ich werde zwar nicht sterben, aber allzu gut geht’s mir nicht. Es ist eine schlimme Nachricht für mich.« Ihre Augen wurden plötzlich feucht. »Es macht mich sehr traurig.«
    Goldin nahm die Hand der alten Frau und streichelte sie.
    Sie lächelte unter Tränen und sagte: »So traurig.«
    »Hast du King gekannt, Greta?« fragte Goldin.
    Sie trocknete sich die Augen mit einer Serviette. »Nur als Jungen. Ich hab für Davida gearbeitet, als sie in Deutschland lebte. Ich hab drei oder vier Jahre für sie gearbeitet. Dann ist Hermann gestorben, und Davida ist zurück nach Amerika gegangen. Damals war King ein unglücklicher Junge.«
    »Als was haben Sie für Hermann und Davida gearbeitet?« fragte Decker.
    »Nicht für Hermann, nur für Davida. Ich hab für Davida Kleider genäht … wie nennt man das auf Englisch?«
    »Schneiderin«, sagte Perry.
    »Ja, ich war Schneiderin. Ich hab’ gute Kleider gemacht.« Sie deutete auf ihre Stirn. »Ich hatte ein gutes Auge. Keiner konnte einen Unterschied feststellen – zwischen meinen Kleidern und denen aus Paris. Davida … sie hatte viel Geld und hätte sich die echten Kleider kaufen können. Aber sie hat gesagt, meine wären genauso gut.« Greta verzog den Mund wieder zu einem zahnlosen Lächeln. »Und das waren sie.«
    Decker lächelte ebenfalls. »Das glaub ich Ihnen gern. Wie viele Kleider haben Sie für Davida genäht?«
    »Sehr viele. Ich konnte schnell nähen, und meine Töchter haben mir geholfen. Viele Kleider, weil sie viele Parties gegeben hat. Davida kannte jeden. Sie war sehr nett für eine berühmte Frau – eine berühmte Amerikanerin! Die meisten Amerikaner glaubten, alle Deutschen wären Nazis.«
    Plötzlich verhärtete sich ihr Blick, und ihre Haltung wurde starr. »Ich war kein Nazi. Während des Krieges hab ich die Tochter meiner jüdischen Freundin zu mir genommen und den Nazis erzählt, sie wär meine Nichte. Ich hab sie behalten und wie mein eigenes Kind aufgezogen. Als sie dann älter war, hab ich ihr gesagt, wer sie ist. Ich hatte für sie Fotos von ihren Eltern aufbewahrt. Ich liebe sie wie mein eigen Fleisch und Blut. Und ich hab nichts gesagt, als sie einen Schlawiner geheiratet hat. Ich bin kein Nazi!«
    »Natürlich nicht, Greta.« Goldin stand auf. »Laß mich dir etwas Tee einschenken.«
    »Das ist eine gute Idee, Perry. Du hast immer gute Ideen.« Sie setzte sich neben Decker auf die Couch. »Davida war anders als die meisten Amerikaner. Sie sprach ein bißchen Deutsch und hat große Parties gegeben und jeden eingeladen – große Leute, kleine Leute, mich, meine Kinder. Ich bin nur ein- oder zweimal dort gewesen … sehr viel zu essen und zu trinken – starkes Bier. Das war sehr, sehr luxuriös für uns. Die meisten Deutschen waren damals nach dem Krieg noch sehr arm.«
    Goldin reichte Greta ihren Tee. »Das klingt aber nicht so, als hätte Davida dort gelitten.«
    »Sie hat nicht gelitten, aber sie mochte Berlin nicht. Das hat sie mir ständig erzählt.«
    »Warum hat sie dann dort gelebt?« fragte Goldin.
    »Weil Westberlin Hermanns Heimat war. Es war keine gute Ehe. Davida liebte Parties, Hermann überhaupt nicht. Er stand immer allein herum und hat mit niemandem ein Wort gesprochen.«
    Ihre Beschreibung von Hermann Brecht stimmte mit dem überein, was John Reed über die Party anläßlich von Lilahs Geburt erzählt hatte. Decker vergegenwärtigte sich Reeds Geschichte. Hermann als depressiver Säufer. Kein Wunder, daß es bei den Parties immer Starkbier gegeben hatte.
    »Er haßte Parties.« Greta stellte ihre Teetasse auf den Couchtisch. »Er und Davida paßten nicht zusammen.«
    »Haben Sie mitbekommen, daß sie sich stritten?« fragte Decker.
    »Sie haben sich ständig gestritten.«
    Die alte Frau stieß einen Seufzer aus. »Sie haben zwar meistens Englisch gesprochen, aber ich wußte, weshalb sie sich stritten. Weil Hermann immer hinter jungen Mädchen her war. Warum sollte er auch nicht hinter jungen Mädchen her sein? Er war selbst noch

Weitere Kostenlose Bücher