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Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen

Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen

Titel: Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Unterseite zu reiben. »Auf diese Herkunft bin ich nicht gerade stolz. Ich war das Produkt der Vereinigung zwischen einer einfältigen Mutter und einem verbrecherischen Vater. Sie haben natürlich nie geheiratet. Meine biologische Mutter war lediglich ein Gefäß für die Lust meines Vaters. Mutter – Davida Eversong meine ich – hatte Mitleid mit mir und hat mich aus diesem ärmlichen Milieu gerettet. Mutter hat mir unzählige Male erklärt, wie glücklich ich mich schätzen muß, die finanzielle Möglichkeit erhalten zu haben, das Beste aus meinen minderwertigen Erbanlagen zu machen.«
    Greta Millstein – ärmliches Milieu, dachte Decker. In diesem Augenblick taten ihm sowohl Brecht als auch Greta leid. Sie hatte ihr Herz geopfert in der irrigen Annahme, daß sie damit ihren Enkelkindern einen großen Gefallen erweisen würde.
    Geräuschvoll stellte Brecht den Kristall wieder auf den Schreibtisch. »Nicht daß Mutter viel für uns da gewesen wäre. Lilah und ich wurden praktisch von Kindermädchen, Ammen, Gouvernanten, Köchinnen und Chauffeuren großgezogen – mein Gott, man sollte doch meinen, daß die Frau sich wenigstens ein bißchen für unsere Entwicklung interessiert hätte.«
    »Der Preis des Ruhms«, sagte Decker.
    »Für meine Mutter war das kein Preis«, sagte Brecht, »aber für mich … besonders für mich. Kingston haßte mich von dem Tag an, an dem ich geboren wurde. Ich weiß nicht, womit ich diesen Haß verdient habe. Ich weiß, daß Mutter ihn mehr liebte als mich … und ja, ich war ein bißchen eifersüchtig, aber wer wäre das nicht? Ich hab versucht, es ihnen allen recht zu machen. Kingston hat mich einfach nie akzeptiert. So sehr er Lilah mochte, so sehr hat er mich verachtet. John war ein anständiger Typ, aber er war nie da. Die meiste Zeit war ich mit Lilah und einer bezahlten Hilfe zusammen. Und Kingston war ekelhaft zu mir.«
    Brecht rieb sich die feuchten Augen.
    »Es ist zwar gemein, von Toten etwas Schlechtes zu sagen, aber ich kann nicht um einen Bruder trauern, den ich nie gehabt habe.«
    Decker nickte. Am liebsten hätte er Brecht gesagt, daß er nichts getan hatte, um Merritts Haß zu verdienen. Und vielleicht würde er das auch tun. Ihm begreiflich zu machen versuchen, daß Merritt ihn nicht um seiner selbst willen gehaßt hatte, sondern wegen seiner Eltern – wegen der Freundin, die ihn für den versoffenen Stiefvater hatte fallen lassen. Eifersucht. Rabbi Schulman hatte mal gesagt, daß Eifersucht das Fleisch vom Knochen faulen läßt. Und das war von dieser Familie jetzt noch übrig – nur noch Knochen. Er bemerkte, daß Brecht ihm ein mattes Lächeln schenkte.
    »Jetzt sind Sie dran«, sagte Brecht.
    »Das hat Ihnen Ihre Mutter also erzählt?« sagte Marge.
    »Ja. Haben Sie gegenteilige Informationen?«
    »Ja, wir haben einige Informationen, die … der Darstellung Ihrer Mutter widersprechen«, sagte Decker.
    Brecht beugte sich vor. »Sagen Sie mir, was Sie wissen.«
    »Bevor ich Ihnen das sage, möchte ich von Ihnen im Gegenzug einige Informationen«, sagte Decker. »Ich möchte von Ihnen wissen, wie Ihre Mutter den Diebstahl der Memoiren in die Wege geleitet hat.«
    »Was!? Mutter steckt hinter dem Diebstahl?«
    »Doctor, Sie haben die ganze Zeit gewußt, daß sie hinter dem Diebstahl steckt«, sagte Marge. »Vielleicht waren Sie sogar selbst darin verwickelt.«
    Brecht wurde aschfahl. »Ich weiß nichts!«
    »Sie hat Sie benutzt, Doctor«, sagte Decker. »Sie hat Sie ständig als ihren Laufburschen benutzt. Aber Sie haben sich das von ihr gefallen lassen, weil Sie glaubten, daß sie Sie vor einem Leben in Armut bewahrt hatte. Sie hat Ihnen all die Jahre eingeredet, sie sei Ihre Retterin gewesen. Aber sie hat Sie belogen. Sie hat Ihnen einen Haufen Unsinn erzählt.«
    Decker bemerkte, daß Brechts Atem heftiger wurde. Der erwartungsvolle Blick in seinen Augen – als ob er es immer gewußt hätte.
    »Wer bin ich denn dann?« sagte Brecht keuchend.
    »Doctor, wir brauchen Ihre Hilfe«, sagte Marge.
    »Wer bin ich?« Brechts Stimme wurde lauter.
    »Wenn Davida Sie in irgendeine Intrige verstrickt hat, können wir einen Deal machen.«
    »Wer bin ich, verdammt noch mal?« Brecht sprang auf und hämmerte auf seinen Schreibtisch. »Wer?«
    »Sie sind das einzige Kind von Hermann Brecht«, sagte Decker mit sanfter Stimme. »Er war ihr biologischer Vater.«
    Brecht stand lange Zeit reglos da. Schließlich stand Decker auf, legte ihm eine Hand fest auf die Schulter und schob

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