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Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen

Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen

Titel: Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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das wie Sägemehl schmeckt. Noch irgendwelche Fragen?«
    Marge schüttelte den Kopf. Sie stiegen aus dem Auto und gingen hinüber zu Brechts Praxis. Decker öffnete die Glastür, und ein leises Gebimmel kündigte ihre Ankunft an. Die Praxis sah immer noch aus wie ein Aschram. Aus einem Lautsprecher an der Wand jaulte undefinierbare Synthesizermusik. Kein Mensch war zu sehen. Decker ging über die Strohmatten und klopfte an die Scheibe der Rezeption. Althea schob das Fenster auf. Ihre Handgelenke waren wie beim letzten mal reichlich mit Schmuck behangen.
    »Wollen Sie unsere Dienstmarken sehen, oder können wir auf die Formalitäten verzichten?«
    Unter heftigem Geklimper der silbernen Reifen verschränkte Althea die Arme über der Brust. »Ich erinnere mich an Sie.«
    »Wir wissen, daß Dr. Brecht da ist«, sagte Marge. »Wir haben die letzte halbe Stunde damit verbracht, ihn ausfindig zu machen. Wir müssen unbedingt mit ihm reden.«
    Althea nickte. »Ich pieps ihn an.«
    Marge legte die Hand auf die Sprechanlage. »Machen Sie doch einfach die Tür auf, wir werden ihm dann schon sagen, daß wir da sind.«
    Althea musterte sie prüfend. Schließlich stand sie auf und öffnete die Verbindungstür, blockierte aber den Eingang. »Er steht schon seit längerem unter furchtbarem Streß. Und jetzt stören Sie ihn in seiner Mittagspause.«
    Decker trat an ihr vorbei in den Flur der Praxis. »Wir werden versuchen, es kurz zu machen.«
    »Sein Büro ist hinten durch.«
    »Danke«, sagte Marge.
    Sie gingen den Flur hinunter. Aus irgendeinem Impuls heraus öffnete Decker die Tür zu einem Untersuchungszimmer. In krassem Gegensatz zu Meritts Chirurgiepraxis schienen Brechts Zimmer eher für ein Love-in geeignet als für eine ärztliche Behandlung. Der Raum war mit Sitzsäcken, dicken Kissen und einer Matratze mit geblümtem Laken ausgestattet. In Holzschränken mit Glastüren standen altmodische Apothekertöpfe, in denen laut Etikett jeweils ein anderes Kraut war -Hamamelis, Fingerhut, Tarowurzel, Belladonna, Eisenkraut, Salbei, Pfefferminze, Wacholderbeeren, Distel, Klee. In einer Ecke stand ein Weihrauchgefäß aus Messing.
    Marge und er sahen sich an. Sie zuckte die Achseln und sagte: »Hey, wenn’s genauso hilft, würd ich doch lieber Pfefferminze und Wacholderbeeren nehmen als bittere Pillen und Spritzen.«
    »Wenn’s genauso hilft …« Decker zwinkerte ihr zu. »Das ist der Trick.«
    Decker öffnete die Tür zu Brechts Büro. Der Arzt saß an seinem Schreibtisch, in einer Hand das Telefon, in der anderen ein Pita-Sandwich. Sein Gesicht zeigte reichlich Verwunderung. Er sagte zu seinem Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung, er würde zurückrufen, und legte auf. Dann stand er auf, die Hände flach auf den Schreibtisch gestützt.
    »Platzen Sie eigentlich immer so einfach bei anderen Leuten herein?«
    »Nicht immer«, sagte Decker. »Entschuldigen Sie unsere schlechten Manieren, aber wir müssen unbedingt mit Ihnen reden, Doctor. Es geht um Ihre Adoption.«
    Brechts Gesicht erstarrte vor Wut. »Wie können Sie es wagen, in meinem Privatleben herumzuwühlen! Wer ich bin und die äußeren Umstände meiner Geburt gehen Sie einen Scheißdreck an!«
    »Ich kann verstehen, daß Sie wütend sind«, sagte Decker. »Ich weiß, wie Ihnen zumute ist …«
    »Sie wissen überhaupt nichts. Und wenn Sie jetzt bitte mein Zimmer verlassen …«
    »Und ob ich das weiß«, sprudelte es aus Decker heraus. »Ich bin nämlich selbst adoptiert.«
    Im Zimmer wurde es ganz still. Decker beobachtete Brecht. Wütend? Verblüfft? Mißtrauisch traf es wohl am ehesten.
    »Haben Sie sich je über Ihre leiblichen Eltern Gedanken gemacht, Doc?« Decker steckte die Hände in die Tasche. »Ich jedenfalls schon … und tu es immer noch. Ich denke, das ist normal. Jeder will wissen, wo er herkommt. Wissen Sie, was ich meine?«
    Das Funkeln in Brechts Augen zeigte jetzt Neugier an. Den Mann hatte es gepackt.
    Brecht schaute von Decker zu Marge und dann wieder zu Decker. »Sie haben mir offensichtlich etwas zu sagen. Dann können Sie es sich auch genauso gut bequem machen.«
    Marge dankte ihm und ließ sich auf dem Bürostuhl gegenüber von Brechts Schreibtisch nieder. Decker blieb stehen und betrachtete Brechts Arbeitsplatz. Kein mystischer Schnickschnack für Dr. Freddy, sondern ein ganz normales Arztbüro, wenn auch ein bißchen hübscher eingerichtet als die meisten. Parkettfußboden, chinesische Brücken, Holzvertäfelung an den Wänden, der

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