Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen
völlig frei erfundenen Memoiren. Hab ich recht?«
Decker antwortete nicht.
»Peter, hören Sie doch um Himmels willen auf, Ihre Zeit mit ein paar dummen alten Papieren zu vertrödeln, suchen Sie lieber nach meinem Schmuck. Damit haben Sie bestimmt noch keinerlei Fortschritte gemacht, was?«
»Doch, haben wir. An Ihrer Stelle würd ich mal mit Lilah reden.«
»Lilah? Lilah hat ihn? Sie hat meine kleinen kostbaren Schnuckelchen gestohlen?« Ihre Finger ballten sich zur Faust. »Ich bringe dieses kleine, undankbare Wesen um!«
»Wenn sie sich nicht vorher selbst umbringt«, fügte Decker hinzu.
»Diese alberne Geste?« Davida ließ sich in einen Sessel fallen. »Also bitte! Lilah ist eine sehr kompetente Frau und eine wunderbare Schauspielerin. Sie hat ihre Berufung verfehlt. Wenn sie sich wirklich hätte umbringen wollen, hätte sie es auch geschafft. Das war nichts weiter als ein Versuch, auf sich aufmerksam zu machen. Gewiß ein oscarreifer Versuch, aber ich durchschaue das natürlich. Und Sie marschieren jetzt sofort zu ihr, Peter, und verlangen, daß sie Ihnen meinen Schmuck gibt!«
»Möchten Sie, daß wir Ihre Tochter offiziell wegen des Diebstahls festnehmen?«
»Festneh … sagen Sie ihr nur, sie soll mir den Schmuck zurückgeben.«
»Möchten Sie Anzeige …«
»Hören Sie endlich auf!« sagte Davida in scharfem Ton. »Sie reden wie in einem schlechten Film.«
Decker antwortete nicht, sondern suchte weiter. Jetzt kam es darauf an, wer wen psychisch kleinkriegen konnte. Die Chancen standen ganz gut für Davida, aufgrund ihrer jahrelangen Erfahrungen mit dem ausgeflippten Hollywood. Aber man sollte auch Rabbi Pete nicht unterschätzen … all die Jahre, in denen er Verbrecher verhört hatte …
»Wenn Sie Ihren Schmuck wiederhaben wollen, Davida«, sagte Decker, »ist es vermutlich einfacher, wenn Sie selbst mit Lilah reden. Aber das ist Ihre Entscheidung. Ich bin nur ein bezahlter Staatsdiener. Rein persönlich interessiert Ihr Schmuck mich überhaupt nicht. Aber Hermanns Papiere, die interessieren mich. Und ich glaube, Sie auch.«
Die alte Frau lachte höhnisch. Ein richtig verächtliches Gackern. Ein Punkt für die Schauspielerin.
»Wissen Sie, was ich denke«, fuhr Decker fort, »nein, ich weiß es sogar, daß nämlich King für Sie die Papiere geklaut hat. Aber in letzter Minute hat er beschlossen, sie zu behalten, statt sie Ihnen für die versprochenen Forschungsgelder auszuhändigen.«
Davida schlenderte zur Bar und schenkte sich einen weiteren Bourbon ein. »Wo haben Sie denn diesen Unsinn her?«
Wieder dieser sarkastische Unterton in der Stimme. Aber diesmal ohne echte Überzeugung. Ein Punkt für den Detective.
»Dr. Brecht«, sagte Decker.
»Freddy?« Davida runzelte die Stirn. »Was führt der denn jetzt im Schilde? Dieser Junge bringt mich noch mal ins Grab. Das hat man davon, wenn man Kinder zweifelhafter Herkunft adoptiert.«
Decker nahm sich einen Ohrensessel vor. Er hörte, wie Davida mit einem Fuß auf den Boden stampfte. »Wenn Freddy sich schon so eine abenteuerliche Geschichte zusammengesponnen hat, die mich in Konflikt mit dem Gesetz bringt, warum stehe ich dann nicht unter Anklage?«
Decker grinste. »In Konflikt mit dem Gesetz. Das gefällt mir.«
»Sie haben meine Frage nicht beantwortet.«
Decker bückte sich und sah unter das Sofa – nichts, noch nicht mal Staubflocken. Die Frau mußte gut zahlen, um so ein sauberes Haus zu haben.
»Sie haben nichts gegen mich in der Hand, stimmt’s?« behauptete Davida. »Danach suchen Sie also! Irgendwas Belastendes gegen mich! Also, Peter, ich werde Ihnen jetzt einen großen Gefallen tun. Sie verschwenden Ihre Zeit. Hier werden Sie nichts finden … keine Memoiren … gar nichts. Wenn Sie glauben, daß Kingston die Papiere an sich genommen hat, dann suchen Sie doch bei ihm.«
Decker antwortete nicht. Burbank hatte Kingstons sämtliche Adressen durchkämmt … nichts.
»Peter, ich schwöre Ihnen, ich habe diese Memorien nie gesehen.«
Decker betrachtete die alte Frau. Sie war nervös. Sie biß auf ihren Daumennagel, dann fuhr sie mit den Fingerspitzen über ihr Kinn. »Wenn Sie diese angeblichen Papiere finden, was werden Sie dann damit tun?«
»Sie dem rechtmäßigen Besitzer geben.«
»Es wäre nicht gut für Lilah, sie zu lesen.«
»Aber es wäre vielleicht gut für Dr. Brecht. Für ihn waren Sie doch überhaupt bestimmt. Schließlich war Hermann Brecht ja Fredericks Vater, nicht wahr?«
Davida verharrte einen
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