Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen
okay?«
Kelley biß sich wieder auf die Unterlippe. »Also gut, Mike. Ich glaube dir.«
Ness betrachtete seine Schwester. Sie glaubte ihm. Sie glaubte ihm immer, Gott segne sie.
10
Davida akzeptierte gnädig die Hand ihres Chauffeurs und legte ihre Finger leicht auf sein Handgelenk, als ob sie mit ihm Menuett tanzen wollte. Behutsam setzte sie einen Fuß vom Bordstein in die Limousine. Dann wandte sie sich ihrem jungen Fahrer zu, ließ ihren Blick an seinem gut gebauten Körper hinuntergleiten und reichte ihm zwanzig Dollar.
»Es wird noch ein bißchen dauern, Albert. Gehen Sie sich doch was zu essen holen.«
Der Chauffeur, der eigentlich Russ Donnally hieß, dankte ihr und steckte den Geldschein in die Hosentasche seiner Uniform. Nachdem er sich jahrelang irgendwie durchgeschlagen hatte, hatte Donnally hier einen echt guten Job gelandet. Ein Freund von einem Freund hatte ihm von der Stelle erzählt. Die alte Dame zahlte nicht nur anständig, sie hatte auch einige klasse Wagen in der Garage stehen – einen todschicken Rolls Silver Cloud III, einen Bentley Flying Spur, einen neuen Bentley Turbo und zwei alte Packards. Und natürlich die Limousinen. Autos, die er auch für sich privat benutzen durfte. Er genoß es, durch die Straßen zu fahren und sich von den Mädchen bewundernde Blicke zuwerfen zu lassen. Solche großen Superschlitten brachten eindeutig ihre Vorteile. Er hatte schon etliche Miezen auf den Rücksitzen gebumst, die breiter als ein Doppelbett waren.
Und was Davida selbst betraf – die Alte war ganz okay. Sie stellte ihm keine persönlichen Fragen –, war zu sehr damit beschäftigt, über sich selbst zu reden oder seinen Schritt zu mustern. Solange er tat, was die alte Dame von ihm wollte, und ihr Komplimente machte, war sie glücklich wie ein Drogensüchtiger in einer Apotheke. Donnally gefiel es zwar nicht, Albert genannt zu werden – Alberts waren dünne, alte, glatzköpfige Typen mit englischem Akzent –, aber was soll’s, kein Job war perfekt.
»Danke, Miss Eversong.« Donnally half seiner Chefin behutsam in das Auto und fuhr sich dann mit einer Hand über seine angeklatschten schwarzen Haare. »Soll ich Ihnen was zu essen mitbringen?«
»Nein danke, Albert. Ich darf erst am Mittag wieder was essen. Ich will doch meine Traumfigur nicht ruinieren.«
»Das wäre kriminell, Madam.«
»Albert, Sie sind ein schamloser Schmeichler. Machen Sie weiter so.«
Donnally lächelte. »Wann soll ich zurück sein?«
»In einer halben Stunde. Seien Sie pünktlich.«
»Alles klar, Miss Eversong.« Er verabschiedete sich mit einem Winken und warf die Tür zu.
Seufzend betrachtete Davida ihre Fingernägel.
»Dieser Junge ist ein widerlicher Schleimer, Mutter. Ich verstehe gar nicht, warum du ihn behältst.«
»Weil es mir so paßt.« Sie wandte sich ihrem Sohn zu. »Und er erledigt seine Aufgaben gut. Was ich von dir nicht gerade behaupten kann, Frederick. Sie wurde zusammengeschlagen, das arme Kind! Was ist passiert?«
»Das weiß ich nicht!«
»Das solltest du aber wissen!« Davida öffnete ein Fach mit einem eingebauten Nagelpflegeset und nahm eine Papiernagelfeile heraus. »Du hast sie als letzter gesehen.«
»Ihr fehlte absolut nichts, als ich sie zu Hause abgesetzt habe. Was sollen diese furchtbaren Anspielungen, Mutter? Ich würde ihr niemals weh tun …«
»Halt die Klappe, Freddy, und mach das Licht unter der Decke an. Hier drinnen ist es so dunkel, ich kann überhaupt nichts sehen.«
Brecht wischte sich mit einem Taschentuch durch das Gesicht und knipste den Schalter an. »Irgendwas muß schiefgegangen sein …«
»Wohl wahr, irgendwas ist verdammt schief gegangen. Abgesehen von dieser Scheiße mit Lilah, ist auch noch mein Schmuck weg.« Sie feilte wütend an einem Zeigefinger. »Gott, wie mich das ankotzt!«
»Wer auch immer deinen Schmuck gestohlen hat, muß auch Lilah weh getan haben.«
»Die ganze Angelegenheit macht mich krank!«
»Worauf warten wir hier eigentlich, Mutter?«
»Ein Detective will mich wegen des Schmucks sprechen.«
»Dieser große rothaarige Mann?«
»Ja.«
»Ich mag ihn nicht.«
»Natürlich nicht. Er ist ja kompetent.«
»Beleidige mich nur weiter, Mutter. Wenn du das nächste Mal einen Laufburschen brauchst, kannst du Kingston anrufen. Mal sehen, ob er nach Malibu rausfährt.«
Davida lachte laut und tätschelte sein Knie. »Höre ich da einen Anflug von brüderlichem Konkurrenzkampf in deiner Stimme? Bloß weil du adoptiert bist, heißt das
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