Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen
Nase zuckte. Er ging um Marge herum und baute sich vor Brecht auf. »Du dämlicher Trottel, du wagst mir zu sagen, wie ich meine kleine Schwester behandeln soll …«
»Was fällt dir ein, so mit mir zu reden!« sagte Brecht.
»Meine Herren …«
»Ich rede mit dir so, wie es mir paßt!« Merritt gab Brecht einen heftigen Stoß. »Und jetzt geh mir aus dem Weg!«
»Nimm die Finger von mir!«
»Ich mach, mit meinen Fingern, was ich will!«
Marge trat zwischen die beiden Männer und hielt sie mit beiden Armen auf Distanz. »ZURÜCK! ALLE BEIDE! SOFORT AUSEINANDER!«
Erschrocken von Marges lauter Stimme, ließen sie voneinander ab.
»Was zum Teufel ist denn hier los?«
Marge drehte sich zu der neu hinzugekommenen Männerstimme um. Mike Ness – und hinter ihm eine sehr besorgt aussehende Ms. Purcel. Sie hatte also den Wachhund geholt. Na prima! Noch ein aufgeplustertes männliches Ego zu beschwichtigen!
»Dr. Brecht, ist alles in Ordnung?« fragte Ness, starrte dabei aber Merritt an. Er trug ein Muskelshirt und Shorts und rieb sich mit einem Handtuch den Hals. »Ich muß Sie leider bitten zu gehen, Sir!«
»Einen Teufel werden Sie tun!« sagte Merritt. »Meine Mutter, Davida Eversong, hat mich hergebeten, und ich habe die Absicht, mit ihr zu reden.«
»Ms. Eversong ist nicht da«, sagte Ness mit ruhiger Stimme. »Ich richte ihr aus, daß Sie vorbeigekommen sind.«
»Nein, ich werde auf sie warten … junger Mann!« sagte Merritt.
»Das wäre wohl keine so gute Idee … Sir!«
»Mike«, meldete sich Marge zu Wort, »warum nehmen Sie Dr. Brecht nicht mit und geben ihm was von Ihrem stressabbauenden Consommé? Ich bleibe solange hier und unterhalte mich mit Dr. Merritt, bis Ms. Eversong zurückkommt. Wann wird sie denn erwartet?«
»Keine Ahnung«, sagte Brecht. »Jedenfalls ist dieser Mann hier nicht willkommen.«
»Die Beauty-Farm gehört doch nicht dir, Freddy!« brüllte Merritt. »Sie gehört Lilah!«
»Lilah verachtet dich!«
»Dann soll sie es mir persönlich sagen!«
»Sie beide verursachen ja einen ganz schönen Aufruhr.« Marge wies grinsend mit dem Kopf auf die kleine Ansammlung, die sich um den marmornen Kamin gebildet hatte. Die Männer folgten schweigend ihrem Blick.
Ness’ Augen schossen zwischen Brecht und Merritt hin und her. Dann sagte er zu Ms. Purcel: »Es ist okay, Fern, alles unter Kontrolle. Du kannst wieder an deine Arbeit gehen.«
Ms. Purcel eilte hinter die schützende Empfangstheke.
»Dr. Brecht«, sagte Ness, »ich hab eh ein paar Fragen an Sie. Wenn Sie ein paar Minuten Zeit haben …«
Brecht wischte über seine Hose, sagte aber nichts.
Ness warf Merritt einen flüchtigen Blick zu, dann sagte er zu Brecht: »Sie wissen doch, wie die Damen sind. Sie stellen mir so knifflige Fragen, die ich einfach nicht beantworten kann. Am besten unterhalten wir uns in Ihrem Büro.«
Brecht nickte. Gemächlich geleitete Ness ihn die Treppe hinauf.
Marge dachte über die Konfrontation nach. Was sie am meisten beunruhigte, waren nicht Merritt und Brecht, sondern Merritt und Ness. Sie gingen wie Fremde miteinander um, aber Marge hatte das Gefühl, daß sie sich kannten. »… verabscheue diesen Jammerlappen«, sagte Merritt gerade.
»Wie bitte?« fragte Marge.
»Frederick«, murmelte Merritt. »Ich weiß nicht, wie er sich bei Lilah eingeschmeichelt hat. Aber sie hatte schon immer eine Schwäche für die Unterdrückten. Deshalb hat sie ja wohl auch diesen Juden geheiratet.«
»Welchen Juden?«
»Lilahs Exmann.«
»Ist er ebenfalls Arzt?«
»Perry? Gütiger Gott, nein!«
Marge grinste in sich hinein. Der einzige Semit in dem Haufen, und der war noch nicht mal Arzt. »Warum machen wir uns das Warten nicht angenehmer und setzen uns, Dr. Merritt?«
»Gute Idee.«
Merritt ließ sich in einem Ohrensessel nieder, Marge nahm im Gegenstück Platz. Zwischen den Sesseln stand ein Tisch mit einem Stapel VALCAN-Mitteilungsblätter – der Leitartikel trug die Überschrift: »Abbau von Zellulitis – Fakten und Märchen.« Merritt nahm eins der Blätter und überflog es geistesabwesend. Dann knüllte er es angewidert zusammen und warf es auf den Boden. »Quacksalberei, die sich als Medizin ausgibt. Wenn dieser Laden nicht meiner Schwester gehören würde, hätte ich denen längst die Ethikkommission auf den Hals gehetzt.«
»Wenn Perry kein Arzt ist, was macht er denn dann?« fragte Marge.
»Wie bitte?«
»Perry. Lilahs Exmann. Was ist er von Beruf?«
»Perry?« Merritt rutschte
Weitere Kostenlose Bücher