Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen
Bedeutung bei und übersieht dabei ganz locker, daß auch noch für eine Million Dollar Klunker in dem Safe waren.«
»Aber es sieht doch tatsächlich so aus, als ob ihr jemand an den Kragen wollte.«
Decker trank einen Schluck Kaffee. »Vielleicht nicht direkt an den Kragen, sondern nur Angst einjagen.«
»Aus welchem Grund?«
»Damit sie nicht gegen ihn aussagt – oder gegen mehrere von ihnen.«
»Dann weiß sie, wer’s war?«
»Ich hab von Anfang an gesagt, daß es nach einer Insider-Sache aussieht.«
»Ein Eine-Million-Dollar-Juwelenraub innerhalb der Familie plus eine Vergewaltigung«, sagte Marge. »Die Lokalreporter werden das lieben. Der gute Captain wird allerdings nicht so begeistert sein.«
»Ich hoffe, daß wir den Fall gelöst haben, bevor er in die Käseblätter kommt. Sieh doch mal, wie weit wir in zwei Tagen schon gekommen sind.«
»Wie weit sind wir denn gekommen, Pete?«
Decker dachte stirnrunzelnd darüber nach. Dann nahm er sein Notizbuch heraus. »Laß uns bei den unteren Chargen anfangen.«
Marge lachte. »Also los.«
»Carl Totes«, sagte Decker. »Ich hab mir echt den Kopfüber ihn zerbrochen. Er hat, mehr als jeder andere, Zugang zu den Pferden. Und er hat die Mittel und die Erfahrung, den Tieren irgendwas zu verpassen. Aber was sollte er für ein Motiv haben? Er betet Lilah an und hat nichts zu gewinnen, wenn sie stirbt.«
»Vielleicht hat ihn jemand bezahlt, daß er für ihn die schmutzige Arbeit erledigt.«
»Totes als gedungener Mörder?«
»Na schön, vielleicht war das Ziel ja nur, Lilah zu erschrecken, nicht sie zu töten, wie du selbst schon gesagt hast. Vielleicht hat ihn jemand bezahlt, um … um Lilah einen kleinen Streich zu spielen. Pete, sieh dir doch nur mal an, wie Totes haust. Könnte doch sein, daß er mehr vom Leben erwartet, als in einem Stall zu schlafen.«
»Nee, ich glaub, ihm gefällt es so«, sagte Decker. »Schlicht und einfach – so wie sein Gemüt.«
»Jeder ist käuflich.«
»Das stimmt«, sagte Decker. »Aber man muß die richtige Währung einsetzen.«
»Vielleicht haben sie Totes mit einer Frau gekauft, Pete.«
Decker dachte darüber nach. »Okay. Nenn mir eine.«
Marge zögerte. »Kelley Ness?«
»Wie kommst du denn auf die?«
»Ist ziemlich weit hergeholt«, gab Marge zu.
»Äußerst unwahrscheinlich«, sagte Decker.
»Irgendwas ist merkwürdig an ihr, Pete. Nicht daß sie nicht kooperativ wäre, bloß daß … es ist ihr Verhältnis zu ihrem Bruder. Ich hab sie zusammen beobachtet, ohne daß sie’s merkten. Sie treffen sich ziemlich oft – manchmal zwar nur für Minuten, aber es besteht eine gewisse Intimität. Sie flüstern miteinander, berühren sich gegenseitig. Nichts offenkundig Sexuelles, da eine Hand auf der Schulter, hier ein Klopfen auf den Rücken, aber …«
»Inzest?«
»Ich hab schon daran gedacht. Aber vielleicht ist sie auch nur eine dieser kleinen Schwestern, die ihren großen Bruder abgöttisch lieben. Ich traue Mike nicht über den Weg. Der führt etwas im Schilde. Ich halte ihn für durchaus fähig, Kelley zu irgendwas anzustiften.«
»Ich kann mir zwar nicht vorstellen, daß Totes sich von Kelley ködern ließe«, sagte Decker, »aber nehmen wir mal an, es war so. Marge, Totes kennt sich mit Pferden aus. Wenn er Lilah erschrecken wollte, indem er was mit Apollo anstellt, würde er dem Pferd kein PCP geben. Totes wüßte, daß das ein Tranquilizer ist.«
»Das paßt doch perfekt, Peter«, sagte Marge. »Er wollte Lilah erschrecken und nicht töten.«
»Aber was wär schon groß passiert? Höchstwahrscheinlich war das Pferd nur umgefallen und eingeschlafen. Das wär zwar merkwürdig, aber nicht sonderlich beängstigend.«
»Die gewünschte Nachricht wär schon angekommen. ›Du hast gesehen, wer den Schmuck gestohlen hat. Halt den Mund, oder das Pferd wacht beim nächsten Mal nicht mehr auf.«‹
»Okay … okay, da ist was dran.« Decker kritzelte in seinem Notizbuch herum. »Totes sieht ganz vielversprechend aus. Also irgendwer hat Totes angestiftet, Lilah einen Schrecken einzujagen. Aber wer?«
»Ich wär für Ness. Kingston Merritt fänd ich allerdings auch nicht schlecht«, sagte Marge. »Ich hab übrigens gerade die Antwort auf meine Anfrage über ihn und über John Reed bekommen. Über Freddy Brecht ist noch nichts da. Reed und Merritt sind zwar beide solvent, aber Merritt hat nicht viel Spielraum. Er hat nur etwa fünftausend auf der hohen Kante. Nicht gerade viel für einen Gynäkologen, der
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