Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen
dreihundertfünfzigtausend im Jahr verdient.«
»Allerdings nicht.«
»Also muß seine Knete irgendwo hinwandern«, sagte Marge.
»Kannst du dir vorstellen, daß Merritt mit einem Typ wie Carl Totes zusammenarbeiten würde?«
Marge zögerte. »Vielleicht hat er einen Vermittler benutzt.«
»Ich weiß nicht …« Decker atmete heftig aus. »Nenn es Intuition, aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß Totes … Scheiß auf meine Intuition. Laß uns gucken, ob wir irgendwas Schriftliches über Totes finden. Zum Beispiel ein plötzlicher Geldsegen.«
»Ich werde weitergraben«, sagte Marge. »Gott, was für ein Kuddelmuddel. Wir haben Totes, Merritt, Ness …«
»Stell dir vor, Ness tauchte heute plötzlich an der Unfallstelle auf. Hat gesagt, er wollte ein bißchen Gemüse ernten, was er offenbar häufiger tut. Er war furchtbar neugierig, was denn passiert sei. Behauptete, er wär den ganzen Morgen in der Beauty-Farm gewesen. Nun ist das Gebäude nur etwa fünf Minuten von der Ranch entfernt, oder?«
»So ungefähr.«
»Er hätte also durchaus hinkommen können, Pulver unter das Pferdefutter mischen und sich wieder unbemerkt davonschleichen.«
»Totes war in der Nähe …«
»Mal angenommen, Totes ist mit einem der Pferde im Korral herumgeritten. Ness hätte innerhalb von fünf Minuten wieder weg sein können. Das heißt, er hätte Gelegenheit und Mittel für die Tat gehabt.«
»Und was das Motiv betrifft«, sagte Marge, »würd ich sagen, Geld. Ness ist eindeutig käuflich. Als ich mich mit ihm unterhalten hab, hat er bei der Vorstellung, selbst ein Sanatorium wie das VALCAN zu besitzen, richtig gegeifert.«
»Vielleicht hat Kingston Merritt ja Ness und nicht Totes dafür bezahlt, daß er dem Pferd irgendwas gibt«, sagte Decker. »Könnten die beiden unter einer Decke stecken?«
»Weißt du, als es zu diesem Streit zwischen Freddy und Kingston kam, da ist Ness eingeschritten. Er hat zwar mit Kingston geredet, als ob er ihn noch nie gesehen hätte … aber ich hatte den Eindruck, daß die beiden sich kannten.«
»Hey, das würde ja wunderbar zu meiner Theorie passen, daß das Ganze eine interne Angelegenheit ist.«
»Und ich kann mir gut vorstellen, daß Ness einem Pferd Angel Dust geben würde. Wahrscheinlich fände er’s sogar noch lustig, ein Pferd high zu machen.«
»Ein highes Pferd als Botschaft an Lilah?«
»Vielleicht hat er ja angenommen, daß das Pferd verrückt spielen würde – so wie Menschen unter dem Einfluß von PCP. Aber nicht zu verrückt. Da gibt’s nur ein Problem, Pete. Wer wußte, daß Lilah Apollo reiten würde, außer Totes?«
Decker schnitt eine Grimasse. »Stimmt. Also sind wir wieder bei Totes.«
»Verdammt, Pete, vielleicht stecken sie ja alle da mit drin und haben verschiedene Leute für verschiedene Jobs benutzt. Totes haben sie für die Sache mit dem Pferd benutzt und irgendwelches Gesindel für den Einbruch. Einer von denen hat sich hinreißen lassen, sie zu vergewaltigen. Wenn Ness in die Sache verstrickt ist, hatte er vielleicht mit der Einbruchs- und Vergewaltigungsgeschichte zu tun.« Sie lächelte. »Trotz der Bilder, die sich Lilah in ihrem Kopf gemacht hat, führt kein Weg daran vorbei, daß die Kerle maskiert waren. Es hätte Ness sein können, und sie hätte ihn nicht erkannt.«
»Ich kann mir Ness sehr gut als Vergewaltiger vorstellen. Er hat ja sogar zugegeben, daß er Lilah gern bumsen würde. Wir sollten uns eine Gewebeprobe von ihm besorgen.«
»Warum Ness als einzigen herauspicken?«
»Da hast du recht. Wir werden um Gewebeproben von allen männlichen Mitarbeitern der Beauty-Farm bitten. Auf die Tour könnten wir auch Jeffers drankriegen.«
»Jeffers, der Sexprotz«, sagte Marge. »Den kann ich mir als Einbrecher auf leisen Sohlen vorstellen, aber nicht als Vergewaltiger.«
»Aber wenn er hinter einer Maske verborgen war?«
»Yeah, er wäre dazu in der Lage. Was ein richtiger Drecksack ist, der schreckt vor nichts zurück. Was ist mit Totes? Von dem sollten wir uns auch eine Gewebeprobe besorgen.«
»Auf jeden Fall«, sagte Decker.
Marge lehnte sich zurück. »Weißt du, Peter, eigentlich hatte ja Lilah, noch mehr als alle anderen, die Möglichkeit, sich an ihrem Pferd zu schaffen zu machen.«
»Lilah, die ihr eigenes Pferd vergiftet«, sagte Decker, »der Gedanke ist mir auch schon gekommen. Es hat ihr gefallen, wie ich sie bei unserer ersten Begegnung gerettet hab. Vielleicht hoffte sie auf eine Wiederholung. Bloß daß sie nicht
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