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Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen

Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen

Titel: Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Decker. »Haben wir Glück?«
    »Ja, haben wir.« Vera setzte die Hornbrille auf ihre Nase. »Kommen Sie rüber an meinen Schreibtisch, dann zeig ich Ihnen den Ausdruck.«
    Das Labor entsprach zwar nicht dem allermodernsten technischen Standard, doch es schien ganz gut ausgestattet. Es besaß eine Zentrifuge für Blutproben und ein halbes Dutzend Mikroskope. An den Wänden waren Regale mit feuerfesten Gasbehältern und Flaschen mit Reagenzien und Lösungsmitteln. Ein hüfthoher Tisch mit einer sauberen weißen Resopaloberfläche diente als Arbeitsplatte. Veras Schreibtisch war aus Holz. Darauf standen ein IBM-Computer, ein Telefon und eine Schüssel mit getrockneten Blüten. Unter lautem Kreischen des Typenrads spuckte der Drucker seitenweise Zahlen aus. Decker zog einen Hocker an den Tisch und setzte sich. Vera nahm einen Ordner und las ihm daraus vor.
    »Die Analyse war ganz einfach. Euer Giftmischer hat sich nichts Exotisches ausgesucht. Sagt Ihnen der Name Phencyclidin was?«
    »PCP.« Decker nahm Bleistift und Notizbuch heraus. »Aber das wird doch bei Tieren als Tranquilizer benutzt, oder?«
    »Kaum noch. Wir haben mittlerweile viel bessere Mittel, die nicht diese Nebenwirkungen haben.«
    »Was sind denn die Nebenwirkungen bei einem Pferd?«
    »Nun ja, wie Sie sich sicher vorstellen können, unterscheiden sich ein menschliches Gehirn und ein Pferdehirn sehr stark in der chemischen Zusammensetzung. Ein Pferdehirn neigt sehr viel weniger zu Selbstzerstörung, das kann ich Ihnen versichern.«
    »Keine Frage.«
    »Yeah, wir Menschen tun uns freiwillig die haarsträubendsten Dinge an.« Vera kratzte sich am Kopf. »Wie dem auch sei, wenn man einem Pferd PCP spritzt, wird das Zeug in den meisten Fällen das arme Tier nur außer Gefecht setzen. Aber ich hab mehrere Berichte darüber gelesen, daß PCP selbst bei großen Tieren eine entgegengesetzte Reaktion auslösen kann. Statt sich zu beruhigen, wandelt das Pferd die Droge in ein Halluzinogen um. In diesem Fall kommt es zu ähnlichen Reaktionen, wie man sie an Menschen beobachtet hat – Erregung, Muskelstarre, Überreaktionen, Herzjagen …«
    »Also das, was ein Pferd zum Durchgehen bringen würde.«
    »Genau das, was ein Pferd zum Durchgehen bringen würde.«
    Sie legte den Ordner hin und ließ ihre Brille auf die Brust fallen. »Abgesehen von Mr. Ed, hat meines Wissens noch niemand was von einem sprechenden Pferd gehört.« Sie dachte einen Augenblick nach. »Zumindest niemand, der bei klarem Verstand ist. Ich kannte mal einen Typ, der behauptete, mit seinem Pferd verheiratet zu sein … aber das ist eine andere Geschichte. Da wir normalen Sterblichen nicht mit unseren lieben Pferden kommunizieren können, ist es schwer herauszufinden, was genau passiert ist. Aber ich würde darauf wetten, daß Ihr selbstmörderischer Palomino Dinge gesehen hat, die gar nicht da waren. Das arme Tier glaubte vermutlich zu fliegen, als es durchging.«
    Decker machte einige Krakel auf seinen Block. »Ich würd gern folgendes wissen: Wie lange würde es dauern, bis die Droge wirkt?«
    »Das hängt von verschiedenen Faktoren ab. Von der Menge, die gegeben wurde, dem Gewicht des Pferdes, vom Mageninhalt, anderen Stoffen im Blut, die möglicherweise die Wirkung der Droge verstärken – ich hab allerdings sonst nichts Außergewöhnliches entdecken können. Es hängt außerdem davon ab, ob die Droge intravenös, intramuskulär oder oral verabreicht wurde. Normalerweise wird sie nicht oral verabreicht, aber wenn jemand etwas Übles im Schilde führte, könnte er das Pulver durchaus unter das Pferdefutter gemischt haben. In jedem Fall könnte die Wirkung der Droge irgendwann zwischen fünfzehn Minuten und einer Stunde eintreten.«
    Fünfzehn Minuten bis eine Stunde, dachte Decker. Von zehn bis elf hatte Mike Ness einen Aerobic-Kurs. Wo war Jeffers in der Zeit?
    »Das war eine weitschweifige Antwort auf eine präzise Frage.« Vera spielte mit ihrer Brille. »Ich hoffe, sie hilft Ihnen trotzdem weiter.«
    »Das tut sie ganz bestimmt. Vielen Dank, Vera.« Decker klopfte mit dem Bleistift auf seinen Block. »PCP. Angel Dust. Könnte man sich überall besorgen.«
    »Das allerdings. Sie wären überrascht, wie viele durchgedrehte Hunde und Katzen hierher gebracht werden, weil sie das Dope von ihren Besitzern gefressen haben.« Vera sah ihn an. »Haben Sie einen Anhaltspunkt?«
    »Ich denk’ bloß nach.« Decker klappte sein Notizbuch zu. »Selbst wenn es PCP an jeder Ecke gibt … um es einem

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