Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde
ist.«
»Auch kein Problem.«
»Sie müssen Ihren Paß dabei haben.«
»Habe ich hier.« Er klopfte sich auf die Jacke.
»Und Ihre Frau muß auch mitkommen.«
Decker zögerte. »Ist in Ordnung. Er braucht sie zum Übersetzen, und ich auch.«
»Das stimmt, aber das ist nicht der Grund, warum er sie dabei haben will. Mein Mann sagt, er mag sie viel lieber als Sie.«
27
Rina fuhr. Yalom saß auf dem Beifahrersitz, so daß Decker sich auf dem Rücksitz verstohlen Notizen machen konnte. Nicht daß es viel aufzuschreiben gegeben hätte. Die Konversation war nicht nennenswert. Schließlich sagte Yalom murmelnd etwas zu Rina.
Sie sagte: »Er möchte wissen, wie es seiner Tochter Orit geht.«
»Sag ihm, sie scheint bei guter Gesundheit zu sein.«
Der alte Mann nickte und sprach wieder mit Rina.
»Hast du seine Enkel kennengelernt?«
»Nur seine Enkelin, Sharona«, sagte Decker. »Sie wirkte sehr nett. Sehr intelligent. Ich mochte sie sehr.«
Mr. Yalom grunzte: »Hübsch, nein?«
»Schön«, sagte Decker. »Yef yeffa meod.« Zu Rina gewandt fragte er: »War das richtig?«
»Perfekt.«
Im Wagen kehrte wieder Stille ein. Ein paar Minuten später zeigte Yalom mit dem Finger auf etwas. Rina fuhr von der Aya-Ion auf die Ausfahrt Rekevet. Der alte Mann dirigierte sie um eine Reihe von Kurven zu einem kostenpflichtigen Parkplatz auf einem mit Kies bedeckten Stück Erde. Es gab keine markierten Plätze, aber die Autos, die dort standen, hauptsächlich kleinere Modelle, waren in ordentlichen Abständen abgestellt. Direkt neben dem Parkplatz verlief ein viel befahrener, baumbestandener Boulevard. Auf der anderen Seite thronten ultramoderne Wolkenkratzer aus Glas und Granit, die aus etwas emporragten, das wie eine lang gezogene Einkaufspassage aussah. Decker sah aus dem Fenster. Hinter dem Parkplatz befand sich ein Grüppchen viereckige, zusammengeflickte Apartmenthäuser, in deren Fenstern die Wäsche hing. Kein Gefühl von Nachbarschaft. Nichts paßte zusammen – wie eine Begegnung von Tijuana und Century City.
Rina stellte den Motor ab, und sie stiegen aus. Der Boulevard glich eher einer Autobahn, die Autos rasten mit Höchstgeschwindigkeit in beide Richtungen. Die nächstgelegene Kreuzung mit Ampel war ein Pünktchen in der Ferne. Yalom strebte an einem Drahtzaun entlang, der als Grenze zwischen Boulevard und Parkplatz diente, bis er einen Durchgang gefunden hatte. Er quetschte sich hindurch, dann stand er auf der Straße und sah zu, wie die Autos vorbeidonnerten.
»Wollen wir die Straße hier überqueren?« fragte Decker Rina stirnrunzelnd.
Rina feixte: »Ich folge nur dem großen Anführer.«
Schließlich lichtete sich der Verkehr auf der einen Seite. Der alte Mann sprintete in erstaunlichem Tempo hinüber. Decker und Rina folgten, bis das Trio vorübergehend auf dem Mittelstreifen des Boulevards Zuflucht fand – eine Betoninsel inmitten eines Meers von verschwommenem Metall und rauchigen Abgasen.
»Wenn das hier Amerika wäre«, brummte Decker, »würden wir alle ein Strafmandat bekommen.«
»Weiß ich«, griente Rina. »In L. A. ist das unerlaubte Überqueren einer Straße ein Kapitalverbrechen.«
»Das liegt daran, daß so viele Leute dabei zu Tode kommen.« Ein Lastwagen rauschte an ihnen vorbei, daß der Wind Decker das Haar zerzauste und Rina beinahe umfiel. »Das ist Wahnsinn«, knurrte Decker.
Der alte Mann rief ein »Los« auf englisch, und sie flitzten alle drei hinüber.
»Siehst du«, sagte Rina. »Wir haben’s geschafft.«
Decker fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und antwortete nicht. Yalom wedelte mit den Händen, daß sie weitergehen sollten, sein Schritt verlangsamte sich wieder zu dem eines alten Mannes. Er führte sie ein paar Granitstufen hinauf und redete dabei auf Rina ein. Sie übersetzte.
»Es gibt drei Hauptgebäude im Diamantenzentrum. Das Maccabee ist das, in dem sich die Bursa befindet und wo Joseph Menkovitz sein Büro hat.« Sie hielt inne und hörte Yalom zu. »Die größeren Händler haben zwar inzwischen eigene Büros, aber sie wickeln immer noch einen Großteil ihrer Geschäfte direkt in der Bursa ab. Das bringt Aufregung.«
»Bringt Aufregung?« fragte Decker.
Rina zuckte die Achseln. Der alte Mann sprach weiter, und Rina erklärte. »Die Bursa ist für alle. Die mit eigenen Büros und die ohne. Wenn du Mitglied der Bursa bist, kannst du dir, selbst wenn du kein eigenes Büro hast, ein Schließfach mieten und mit allen anderen in der Bursa handeln. Wenn du in
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