Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde
daß Arik und Dalia sich kennenlernten.«
»Dalias Vater war auch Diamantenschleifer?«
»Nein. Händler. Joseph Menkovitz ist hier bei uns immer noch ein sehr wichtiger Händler. Er ist sehr reich. Arik mochte Dalia nicht, als er sie zum ersten Mal sah. Er sagte, sie sei sehr verwöhnt. Ich sage, das Mädchen ist jung. Laß ihr Zeit. Und das tat er und verliebte sich in sie.«
Tziril wurde nachdenklich.
»Trotzdem, es war nicht leicht für meinen Sohn, es einem reichen Mädchen recht zu machen. Dalia ist in Rahavia aufgewachsen … in einem sehr großen Haus. Zwei Etagen und mit einem Garten. Dalia mag große Häuser. Haben Sie ihr Haus in Amerika gesehen?«
Decker nickte.
»Wie ein Schloß. Fehlt nur noch das Wasser drum herum.«
»Der Burggraben«, schlug Decker vor.
»Ja, der Burggraben«, stimmte Tziril zu. »Sie haben ein Schloß für zwei Kinder.« Sie fuhr mit der Hand durch die Luft. »Aber Dalia wollte ein großes Haus, also bekommt sie es. Dafür sorgte schon ihr Vater. Das einzige Kind, da lernt der Vater das Neinsagen nie. Ihr Vater ist inzwischen ziemlich alt … Ende achtzig. Aber er ist noch kräftig. Er ist Tag für Tag in der Bursa. Bis er achtzig wurde, ist er sogar selber gefahren. Jetzt fährt ihn jemand. Er ist jeden Tag in seinem Büro.«
»Selbst jetzt, während er Schiwa sitzt?«
Tziril schwieg einen Moment. »Ich glaube nicht, daß er Schiwa sitzen wird. Joseph ist kein religiöser Mann. Anat sitzt Schiwa. Ich habe gestern mit Anat gesprochen. Wir sprechen jeden Tag. Und jeden Tag weinen wir. Jeden Tag warten wir auf unsere Kinder.«
Sie brach in Tränen aus. Rina ging zu ihr und legte den Arm um die alte Frau. Tziril legte den Kopf an Rinas Schulter und weinte heftig.
»Der alte Mann hat kein Herz«, stellte Tziril wütend fest. »Nur Arbeit, Arbeit, Arbeit.«
»Vielleicht ist das seine Art, mit dem Schmerz fertig zu werden«, gab Rina zu bedenken.
»Vielleicht«, sagte Tziril mit gebrochener Stimme. »Ach, so sind die Männer eben!«
Decker hatte das Gefühl, daß sie diese Klage in der Vergangenheit schon oft ausgesprochen hatte. »Im Moment ist er also wahrscheinlich in der Bursa?«
»Ja, wahrscheinlich.«
»Ist das hier in der Nähe?«
»Wenn Sie ein Auto haben.«
»Ich habe ein Auto. Könnten Sie Ihren Mann dazu bringen, ihn anzurufen? Ich würde ihn gern dort aufsuchen.«
»Die Bursa dürfen nur Mitglieder betreten.«
»Gibt es keine Möglichkeit, mir vorübergehenden Zugang zu verschaffen?« Tziril machte ein verwirrtes Gesicht. Rina übersetzte. Tziril sagte: »Ich weiß nicht viel von der Bursa. Mein Mann wüßte da besser Bescheid.«
»Ich würde wirklich gern mit Mr. Menkovitz sprechen, jetzt gleich.«
»Warum? Glauben Sie, daß meine Enkelsöhne bei ihm sind?«
Decker sah sie durchdringend an: »Sind sie das?«
Tziril legte die Hand aufs Herz. »Ich glaube nicht. Anat hat mir gesagt …«
Sie ließ den Satz unvollendet.
»Was hat Anat Ihnen gesagt? Daß die Jungen vielleicht bei ihr sein würden?«
»Nein. Aber vielleicht ist sie auch angerufen worden. Die Jungen sind nicht bei ihr. Das weiß ich. Denn sie macht sich große Sorgen um sie.«
Decker rieb sich die Augen. Der Jetlag stellte die seltsamsten Dinge mit seinem Kopf an. »Trotzdem, ich würde gern mit Mr. Menkovitz zusammenkommen. Er könnte mir etwas über Shaul Gold zu sagen haben. Schließlich sagten Sie, er und Dalia seien alte Freunde gewesen. Könnten Sie Ihren Mann bitten, etwas zu arrangieren?«
»Vielleicht könnte er das. Aber er wird es nicht tun. Er ist ein Maulesel.«
»Sagen Sie ihm, das Leben seiner Enkel könnte davon abhängen.« Er wandte sich Rina zu. »Kannst du bitte übersetzen, wie ernst das gemeint ist?«
»Ich verstehe Sie, Mr. Decker.« Tziril erhob sich müde. »Rega.« Sie tappte den Flur entlang.
»Was hat sie gesagt?«
»Sie sagte, du sollst warten.«
Eine Minute später kam Tziril zurück. »Moshe sagt, daß nur Verwandte in die Bursa hinein können –«
»Dann sagen Sie, ich sei ein Verwandter –«
»Rega, rega...«, sagte Tziril. »Moshe wird alles tun, um den Jungen zu helfen. Er wird Sie hinbringen.«
»Heute?«
»Ja. Er zieht sich an. Es wird ein paar Minuten dauern.«
Decker schlug die Hände zusammen. »Danke.«
»Mr. Decker. Es gibt Bedingungen. Sie müssen sagen, Sie seien sein Schwiegersohn.«
»Das ist kein Problem.«
»Und Sie dürfen mit niemandem auf der Etage reden. Niemandem! Kein Wort, bis er mit Ihnen allein in Josephs Büro
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