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Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Titel: Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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ließ den Blick über ihre Umgebung schweifen, um ihre Chancen abzuschätzen. In der Ferne leuchtete ein Fleck militärgrüne Farbe.
    Noch ein harter Schlag gegen ihren Wagen.
    Rina ließ sich tiefer in ihren Sitz rutschen; sie war erstaunt, wie ruhig sie bei alledem blieb. Das mußten die vielen Sicherheitsübungen sein, die sie vor etlichen Jahren absolviert hatte, als sie noch hier lebte. Jetzt kam es ihr alles wieder in Gedächtnis.
    Glücklicherweise war nun das Ende des Marktplatzes in Sicht, und sie fuhren aus Hebron hinaus. Der Fiat wurde langsamer und bog auf einen schmalen, unbefestigten Weg ein, eigentlich nicht viel mehr als eine Furche im Boden. Rina war jedoch nicht willens, einem arabischen Wagen in die Einsamkeit der Berge zu folgen. Sie hatte Milligans Gespräch belauscht, kannte die Autonummer des Fiat, war ihm bis nach Hebron hinein gefolgt, bis er weiter in die Berge fuhr. Sie hatte genug getan. Es war Zeit, in die Sicherheit zurückzukehren.
    Mit Herzklopfen bis zum Hals machte Rina eine abrupte Kehrtwendung und steuerte nach Derech Hebron zurück, wieder in die Stadt hinein. Ihr stand der Schweiß auf der Stirn, als sie den Wagen vorsichtig erneut über den Marktplatz lenkte. Es schien alles unter Kontrolle.
    Aber dann. Eine ohrenbetäubende Explosion in ihrem Auto!
    Ein Licht flog durch die Luft und fuhr sengend an ihrem Gesicht vorbei. Rina duckte sich, brachte es aber dennoch fertig, den Wagen im Griff zu behalten. Ein Esel schrie, jemand trat gegen ihre Fahrertür, Flüche dröhnten in ihre Richtung. Durch tränennasse Augen sah Rina einen olivgrünen Streifen vorüberfahren.
    »Ein Militärjeep!«
    Mit eines Rennfahrers würdiger Geschicklichkeit zog sie den Subaru herum, wobei sie beinahe einen Obststand umfuhr, bis sie sich an den Jeep hängen konnte und schließlich ein ganzer Trupp Militärgrün in Sicht kam. Ein halbes Dutzend Jeeps und Dutzende von Soldaten – mit Uzis bewaffnete Männer und Frauen in israelischen Uniformen!
    Mit tränenverschleierten Augen erkannte Rina, wo sie war! Direkt vor ihr erhob sich ein Kalksteingebäude mit einem dunklen, höhlenartigen Torweg als Eingang. Sie war am Ma’arat HaMachpela angekommen – dem Grab der Patriarchen. Der antiken Begräbnisstätte der heiligen Vorfahren. Sie jagte den stotternden Subaru einen steilen Kieshang hinauf, dann fuhr sie an den Rand und hielt. Sie ließ die Stirn aufs Lenkrad sinken, wischte sich die Glassplitter von den Händen und begrub das Gesicht in ihrer schweißnassen Armbeuge.
    Ein Weinkrampf schüttelte ihren schmalen Körper.
     
    Decker versuchte ruhig zu bleiben, aber es gelang ihm nicht. Er rechnete nicht mehr damit, daß Rina zur Bursa zurückkommen würde, deshalb ging er ins Hotel und beschloß, dort auf sie zu warten. Aber inzwischen war noch eine Stunde vergangen, seit sie losgefahren war, jetzt waren es schon zwei, und Decker war in heller Panik.
    Er hatte nicht die geringste Ahnung, wohin Rina gefahren sein mochte; und er hatte keinen blassen Schimmer, was er unternehmen sollte, um sie wiederzufinden. Die Autonummer vom Subaru hatte er. Das war aber auch schon alles. Decker hatte bei der Mietwagenfirma angerufen und auf englisch gefragt, ob ihre Autos mit einem Ortungssystem ausgerüstet waren. Die beiden Leute, mit denen er sprach, hatten nicht die leiseste Ahnung, was er überhaupt meinte. Er legte angewidert auf. In seinem Magen brodelte es.
    Das laute Klingeln des Telefons schreckte ihn auf. Er griff nach dem Hörer und grummelte ein unfreundliches Hallo.
    Es war die Fernvermittlung.
    Scheiße! letzt war auch noch zu Hause irgendwas nicht in Ordnung – Und er saß hier, zehntausend Meilen entfernt und krank vor Sorge.
    Dem guten alten Glasfaserkabel sei Dank, klang die Stimme am anderen Ende klar und vertraut. Sofort überlief ihn eine Welle der Erleichterung. Es war nicht seine Schwiegermutter oder die Säuglingsschwester oder Sammy oder Jake. Es war Marge.
    Decker atmete tief durch und sagte: » Wie spät ist es bei euch drüben?«
    »Zwei Uhr nachts. Und bei euch? So ungefähr ein Uhr mittags?«
    »Ungefähr.«
    »Also mit den Zeitzonen hab ich so meine Schwierigkeiten. Gestern rief ich bei dir im Hotel an – bei uns war es da vier Uhr nachmittags. Irgendeine entrüstete Empfangsdame setzte mich in unmißverständlichen Worten davon in Kenntnis, daß es jetzt zwei Uhr morgens sei und daß sie dich unter keinen Umständen aufwecken würde, es sei denn, es handele sich um einen Notfall. Ich

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