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Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Titel: Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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gleichsam als Erzengel Gabriel, tauchte Rina auf. Sie keuchte und war schweißnaß. Moti Bernstein war bei ihr. Sie stammelte: »Dieser Mann da hat gesagt, er sei ein Meschulech, aber das stimmt nicht. Finde heraus, wer er ist, Peter.«
    »Ich glaube, wir sprechen nicht dieselbe Sprache, Rina. Erst schaff mir mal die Leute vom Hals.«
    Rina rief etwas auf hebräisch. Es waren mehrere Aufforderungen und auch ein paar Schubse von Moti Bernstein nötig, bis die Menge ein paar Zentimeter zurückwich. Dann konzentrierte Rina ihre Aufmerksamkeit auf den Mann und verlangte Antworten auf ihre Fragen. Er blieb stumm.
    Decker hielt ihn im festen Griff. »Moti, durchsuchen Sie seine Taschen.«
    Eine kurze Überprüfung seiner Kleider ergab nichts. Rina fragte ihn auf hebräisch nach seinem Namen.
    »Kus amak!« antwortete er.
    Und dann spuckte er Rina ins Gesicht.
    Decker fühlte, wie ihm der Kopf platzen wollte. Er riß den gefangenen Arm des Mannes hoch und packte ihn noch fester. »Du hast zehn Sekunden, bevor ich dir das Arschloch –«
    »Neiiiin!« Der Mann begann sich heftig zu wehren. »Nix kaputtmachen!«
    »Na, nun sieh mal einer an, wer da englisch spricht.« Decker dachte blitzschnell nach. Es war nur noch eine Frage von Minuten, bevor die Polizei eintreffen und der Typ für ihn verloren sein würde. Ruhig sagte er: »Rina, frag ihn, was er in der Jeschiwa gemacht hat. Und sag ihm, er ist jetzt schon tot, wenn mir seine Antwort nicht gefällt.«
    Rina übersetzte die Frage. Der Mann wurde blaß, schwieg aber hartnäckig. Decker wußte, daß es zwecklos war, ihn mitten in der Menschenmenge zu befragen. Er riß ihn hoch wie eine Stoffpuppe. »Dann laß uns mal einen kleinen Spaziergang in die Jeschiwa zurück machen –«
    »Nichts Jeschiwa!« kreischte der Mann auf. »Ist Bombe! Nichts Jeschiwa!«
    »Du verdammtes Schwein*. « brüllte Decker. »Moti, rennen Sie zurück und evakuieren Sie unverzüglich die Jeschiwa.« Decker griff den Bombenleger am Arm und schob ihn vorwärts und zog ihn, als er sich schlapp machte. »Und jetzt wirst du mir und der Polizei zeigen, wo du die Bombe deponiert hast, verstanden?«
    »Nichts gut! Fünf Minuts!«
    »Sie geht in fünf Minuten hoch?«
    Der Mann nickte. »Fünf Minuts.«
    »Herr im Himmel!« Decker griff sich den ersten Mann, der ihm ins Blickfeld kam – einen Mann in den Vierzigern, der ganz fit wirkte. »Halten Sie ihn fest!«
    Dann rannte Decker los, er raste auf die Jeschiwa zu. Er hatte nur noch eins im Sinn: die Jungen retten. Moti war gerade damit fertig, die Jungen zusammenzutreiben, als Decker in die Bejss Midrasch stürmte. Moti versuchte, die zu Tode erschreckten Jungen unter Kontrolle zu halten, aber sie entglitt ihm. Alle rannten in Panik auf das Treppenhaus zu. Moti sah Decker und fing an zu zittern.
    »Jemand muß nach oben und die Jungen aus den Schlafsälen holen!«
    »Verstanden!« brüllte Decker. »Alle in einer Reihe.« Er begann, die Jungen in eine ordentliche Reihe zu schubsen. »Macht schnell, aber paßt auf, wo ihr hintretet. Ich möchte nicht, daß jemand niedergetrampelt wird. Moti, gibt es noch eine andere Treppe –«
    »Nein.«
    »Dann machen wir’s irgendwie so.« Decker tobte eine Etage hoch und hastete dann den Korridor hinunter und brüllte immer wieder das Wort »Bombe«, während er an die Türen hämmerte. Er zog etwa zwanzig Jungen heraus und zerrte sie zur Treppe. Er sah auf die Uhr.
    Wenn das Schwein recht hatte, blieben ihm noch zwei Minuten und dreißig Sekunden.
    Die letzte Treppe hoch. Wieder schreiend, damit man ihn hörte. Die Jungen stürzten aus den vorderen Zimmern. Dann weiter zum letzten Zimmer am Gang. Ein Junge in Jeschiwa-Bekleidung mit einem kleinen Leberfleck unter dem Auge trat zögernd heraus.
    Gil Yalom.
    Sieg, aber ein Pyrrhus Sieg, wenn sie alle in Einzelteile gesprengt wurden. Decker griff den Teenager bei der Hand und führte ihn und die übrigen Jungen in Windeseile zu dem Engpaß aus menschlichen Körpern, Verwirrung und Panik, die alles noch langsamer ablaufen ließ. Er wußte, daß er den Verkehr regeln mußte, wenn sie hier alle lebend rauskommen wollten.
    Noch zwei Minuten.
    Zu Gil sagte Decker: »Ich bin von der Polizei, Gil. Ich bin hier, um zu helfen. Wenn du wegläufst, bist du binnen einer Woche tot. Also warte draußen auf mich!«
    Decker machte sich von Gil los und drängte sich nach vorne durch, wobei er seine langen Arme einsetzte, um die Verstopfung aufzulösen. Er schob die Jungen herum, stellte

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