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Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Titel: Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Rauchwolke aus, die reglos in der Luft hängen blieb.
    Decker sagte: »Wir müssen Gil Yalom zum Reden bringen. Herausfinden, wo sich sein Bruder aufhält. Wenn jemand versucht hat, ihn in die Luft zu sprengen, dann wird es auch jemand bei Dov versuchen.«
    Elhiani zog an seiner Zigarette und leckte sich über die Lippen. »Der Junge wird fürs erste mit niemandem reden.«
    Decker gemahnte sich, ganz ruhig zu bleiben. »Es werden Menschen sterben, wenn wir nicht herausfinden, wo sich sein Bruder versteckt.«
    »Ihre Wut wird Ihnen gar nichts nützen, Adojni.«
    Decker atmete tief ein und aus. »Ich bin nicht wütend, ich habe Angst. Wir haben das Gebäude nur fünf Minuten, bevor es in die Luft geflogen ist, evakuiert.«
    »Nichts ist in die Luft geflogen«, erwiderte Elhiani gleichmütig. »Gut, es sind ein paar Fenster geplatzt und ein paar Sepharim verbrannt. Jammerschade, aber die Feuerwehrleute haben die Flammen einfach so gelöscht.« Dazu schnippte er mit den Fingern. »Das Haus steht noch, und es ist kaum ein Riß im Stein. Solide gebaut.«
    Decker funkelte Elhiani an.
    »Nicht, daß Sie nicht eine Tojwe und eine Mizwa getan hätten«, sagte Elhiani. »Vielleicht wir Ihnen dafür geben den Stadtschlüssel und machen ein Bild für die Zeitung.«
    Decker zwang sich, die Kiefer zu entspannen. »An Ehrungen bin ich nicht interessiert, aber ich will Dov Yalom finden. Ich muß unbedingt mit Gil sprechen.«
    »Der Junge ist mit Ärzten. Er steht unter Schock und bekommt Schlafmedizin. Ihr Gespräch mit ihm wird warten müssen.«
    Decker stand kurz vor der Explosion, dann hielt er sich zurück, weil er sich an die Herfahrt erinnerte. Der Junge war starr vor Angst gewesen. Welchen Nutzen hätte es, ihn jetzt mit Fragen zu bombardieren, die er nicht verarbeiten konnte?
    »Ich habe Ihre Papiere durchgesehen«, sagte Elhiani. »Alles in Ordnung. Warum Sie sich nicht gleich mit der Polizei in Verbindung gesetzt, als Sie angekommen sind?«
    »Ich bin erst gestern eingetroffen«, stellte Decker klar.
    Elhiani zog die Augenbrauen hoch. »Machen Sie immer soviel Aufregung in nur vierundzwanzig Stunden?«
    »Das ist eine lange Geschichte.«
    Elhiani zog genüßlich sein qualmendes Gift ein und nahm Block und Bleistift heraus. »Erzählen Sie mir Ihre lange Geschichte. Sarkeeant.«
    Und genau das tat Decker. Ab und zu unterbrach ihn Elhiani und bat Rina um Übersetzung. Als Decker fertig war, senkte sich Stille über den nikotinverpesteten Raum.
    Elhiani lehnte sich in seinem Klappstuhl zurück. »Warum glauben Sie, daß diese Bombe für Yalom bestimmt war und kein Terroranschlag?«
    Decker strich sich mit der Hand übers Gesicht. »Genau das ist es ja. Es sollte wie ein Terroranschlag aussehen. Nur wissen wir, daß es kein Zufall war, weil wir die Geschichte kennen.«
    »Davon bin ich noch nicht ganz überzeugt«, knurrte Elhiani. »Beschreiben Sie mir diesen verrückten Bombenleger.«
    Jetzt schaltete sich Rina ein. »Als er in die Jeschiwa kam, trug er einen langen Bart und einen Mantel. Er benahm sich wie ein Meschulech. Er gab mir sogar eine Karte mit dem Namen der Jeschiwa, für die er sammelte.«
    »Haben Sie die Karte noch?«
    »In meiner Tasche.«
    »Und wo ist Ihre Tasche?«
    »Die haben Sie an sich genommen«, erinnerte Rina ihn höflich.
    »Aha«, machte Elhiani. »Bitte, fahren Sie fort.«
    Rina nickte. »Ich hatte keinen Grund anzunehmen, daß er in Wirklichkeit kein Schnorrer war.«
    »Aber Sie haben Ihre Meinung geändert?«
    Rina rutschte auf ihrem Sitz herum und dachte daran, was der Soldat gesagt hatte.
    »Viele versuchen so zu tun, als gehörten sie zu uns, aber unseren Gott können sie nicht lieben.«
    »Es war die Art, wie er die Mezuza geküßt hat.«
    Decker sah sie an. »Wie bitte?«
    »Als er die Bejss Midrasch verließ, hat er die Mezuza nicht richtig geküßt.«
    »Du hast mir empfohlen, einem vollkommen Fremden nachzujagen, nur wegen der Art, wie er die Mezuza geküßt hat?«
    »Ich hatte doch recht, oder etwa nicht?«
    »Bitte, bitte«, Elhiani hob beschwichtigend die Hand. »Machen Sie weiter, Gweret.«
    »Peter, Rabbis berühren die Mezuza normalerweise mit den Fransen ihrer Tzitzit und küssen dann die Fransen. Selbst wenn sie die Finger dazu nehmen, berühren sie die Mezuza nur mit den Fingerspitzen. Dieser Typ hat die ganze Hand auf die Mezuza gelegt und dann die Handfläche geküßt. Jemand hat ihn eingewiesen, aber nicht ganz richtig. Und obwohl er Tzitzit trug, hat er sie nicht benutzt.

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