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Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Titel: Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Zigarette aus dem Mund. »Wer ist diese Frau?«
    »Meine Frau.«
    »Nehmen Sie immer Ihre Frau mit, wenn Sie einen Fall bearbeiten …« Der Cop blinzelte und studierte Deckers Paß. »Sergeant Peter Decker, ja?«
    Er sprach das Wort Ser-kee-ant aus.
    »Ich spreche kein hebräisch«, erklärte Decker. »Meine Frau aber.«
    Der Cop steckte Deckers Papiere ein. Bei diesem Anblick rutschte Decker das Herz in die Magengrube. »Wir sprechen uns später, ich mache jetzt meine Anrufe. Sie warten hier.«
    »Ich gehe nirgendwo hin. Sie haben meinen Paß.«
    »B’emet, adojni. Sie gehen nirgendwo hin.«
    Der Cop wandte sich gerade rechtzeitig um, um die Ausgangsexplosion im ersten Stock der Jeschiwa zu verpassen. Gleich darauf folgte eine noch heftigere. Es regnete Glas, Rauch und Feuer, und panische Schreie hingen in der Luft. Decker vergrub Rinas Kopf an seiner Brust und hielt sich selber schützend die Hand über die Augen. Als er wieder hoch sah, leckten Flammen an den Vorhängen der herausgebrochenen Fenster hoch. Rina zitterte in seinen Armen und schluchzte an seiner Brust. Decker sah die Hunderte von schwarz gewandeten Jungen an. Die Kinder umarmten einander und weinten. Die Rabbis umarmten die Torahrollen und weinten auch. Moti Bernstein stand wie in Panik versteinert, Tränen tropften ihm über das Gesicht. Decker plinkerte mit den Lidern. Seine Augen fühlten sich staubtrocken an.
    Der Cop starrte Decker offenen Mundes an, die Zigarette fiel ihm von den Lippen und zu Boden. Mit leiser, aber fester Stimme sagte er: »Wer sind Sie?«
    Deckers Blick lag auf Gil Yalom. »Sehen Sie den Jungen, der da drüben unter dem Olivenbaum sitzt?«
    Der Cop nickte.
    »Ich kam her, um nach ihm zu suchen. Sein Name ist Gil Yalom.« Decker zeigte auf das rußgeschwärzte Gebäude. »Ich suche auch nach seinem Bruder, Dov, Rina, kannst du unserm Freund hier vielleicht einen kurzen Überblick verschaffen?«
    Rina sprach schnell. Der Cop antwortete ihr in ebenso schnellem Hebräisch. Sie redeten einige Minuten. Dann winkte der Cop Gil mit dem Finger zu sich. Langsam stand der Junge auf, sein Gesicht war eine einzige angstverzerrte Fratze.
    Der Cop sagte: »Wir müssen uns unterhalten – alle miteinander.«
    »Ich bin bereit«, sagte Decker.

33
    Während der kurzen Autofahrt zur Polizeiwache auf dem French Hill hatte Rina, die auf dem Beifahrersitz saß, erfahren, daß der Cop ein Mefakeah war, ein Inspektor. Sein Name war Ezra Elhiani; er war vierunddreißig und Colonel bei der israelischen Armee gewesen. Bei der Panzerdivision. Elhiani trug schwarze Sportschuhe und ein weißes Hemd mit offenem Kragen. Er rauchte wie ein Schlot und ließ nicht einen Zug über dem Filter übrig. Der Geruch war so durchdringend, daß einem schlecht werden konnte. Unglücklicherweise für Decker war er allerdings auch animierend.
    Vier Jahre, und die verfluchte Sucht wurde immer noch lebendig. Wie ein Zombie.
    Decker saß mit den Knien vor der Brust auf dem Rücksitz neben Gil Yalom. Er versuchte schon mal voranzukommen, und die erste Frage war, wo war sein Bruder Dov? Aber so sehr er auch betonte, wie dringend die Sache war, Gil saß nur stumm und reglos da. Decker wußte, daß dies Verhalten eine Folge des Schocks war, also ließ er von ihm ab. Aber in seinem Kopf rotierte es weiter, ein Bild jagte das andere.
    Ein Regisseur hätte die Szene nicht dramatischer inszenieren können. Heulende Feuerwehrsirenen, Krankenwagen mit blinkenden Signallampen, heranjagende Polizeifahrzeuge, verängstigte Jungen, die sich selbst umarmten, hysterische Nachbarn, die sich gegenseitig umarmten, auf der Straße betende Rabbis und massenhaft Gaffer, die ihre unfundierten Kommentare abgeben mußten. Dann kamen die Leute von den Medien. Zum Glück für Decker konnte er kein hebräisch. Er war erleichtert, als Elhiani Rina, Gil Yalom und ihn zum Polizeiwagen hinüberwinkte.
    Er war winzig – ein weißer Kompaktwagen mit blauer Signalleuchte –, ein Iglu auf Rädern. Er konnte sich so gerade eben hineinzwängen. Er entschied sich für den Rücksitz, um an Gil heran zu kommen. Aber wie die Dinge lagen, war es schließlich Rina, die die Information aus ihm herausholte.
    Auf dem Polizeihauptquartier wurde Gil sofort weggebracht. Decker und Rina wurden in eine winzige, fensterlose Zelle gesetzt, in der selbst die wenigen Klappstühle kaum genug Platz hatten. An der Wand hing ein durchsichtiger Spiegel.
    Elhiani kam herein, zündete sich eine Zigarette an und pustete eine

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