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Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Titel: Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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wohl in allzu elitärer Umgebung.
    West Valley war eine gute Schule – eine öffentliche Institution im alten Stil, die zu einer Zeit gebaut worden war, als das Land billig war und die Baukosten niedrig. Wie die meisten Schulen im Großraum L. A. war West Valley voll belegt, manchmal übervoll. Die Klassen waren groß, und es wurden dauernd mehr Lehrer gebraucht, als der Distrikt zu bezahlen bereit war.
    Genau wie Devonshire. Das Department gab ihnen nichts, nada. Der größte Teil der Möbel und der Elektronik war aus öffentlichen Spenden finanziert. Die Folge davon war, daß nichts zusammenpaßte. Kein Schreibtisch sah aus wie der andere, jedes Keyboard war anders aufgebaut. Aber das machte niemandem etwas aus. Hauptsache, es funktionierte. Dem Himmel sei Dank für den Gemeinschaftsgeist. Ohne ihn würden die Beamten nach wie vor über Blechdosen mit Bindfaden dazwischen kommunizieren.
    Zur Rechten tauchte die Schule auf. Decker fuhr auf einen großen, offenen Parkplatz, bevor er in einer Ladezone seitlich des Schulgebäudes hielt. Sie stiegen aus, und Marge legte das Schild mit der Aufschrift »Polizeieinsatz« vorne auf die Ablage des Zivilfahrzeugs.
    Der Hauptgang drinnen wimmelte von schlampig gekleideten Schülern und Lehrern, die fast ebenso lässig angezogen waren. Die Korridore waren alt, aber der Boden glänzte, und die Wände waren frei von Graffiti, und das wollte einiges bedeuten. Sie fanden das Direktionsbüro und zeigten der rotgekleideten Sekretärin ihre Marken vor. Sie war jung und schwarz, mit geglättetem, kurzgeschnittenem Haar. Sie warf einen Blick auf die Plaketten, die Augen blieben nur kurz daran hängen, dann konzentrierte sie sich wieder auf ihren Word Processor. Sie war ausgesprochen unbeeindruckt.
    »Um wen geht es diesmal?«
    Decker und Marge tauschten ein Lächeln aus. Die Anwesenheit der Polizei war leider selbst in einer vermeintlich guten Schule nichts Neues.
    »Wir wollen niemanden festnehmen«, erklärte Marge. »Wir wollen nur ein paar Informationen.«
    Die Frau in Rot sah auf. »Über wen?«
    »Gil und Dov Yalom«, sagte Marge. »Irgendeine Ahnung, wo sie sein könnten?«
    »Gil und Dov …« Die Sekretärin kratzte sich am Kopf. »Kommen mir nicht bekannt vor die Namen.« Sie zeigte auf zwei leere Stühle. »Nehmen Sie Platz. Ich werde mal nachsehen, ob Mr. Maidenado da ist.«
    Sie verschwand hinter einer Tür, und Marge und Decker setzten sich. Einen Moment später ging die Tür wieder auf, und ein kahlköpfiger Schwarzer winkte sie in sein spärlich möbliertes Büro.
    An Maidenado war alles glatt – der Kopf, die dunkelhäutigen Wangen, selbst seine Handrücken. Er war mittelgroß und mittelschwer, die randlose Brille saß über tief liegenden und müden Augen. Er bedeutete ihnen, Platz zu nehmen, und ließ sich dann selber in einen abgewetzten Ledersessel fallen. Vor ihm lagen mehrere Haufen mit Zetteln. Decker hatte das Gefühl, als hätte der Mann seit Jahren seine Tischplatte nicht mehr gesehen.
    Maidenado rieb sich die Augen. »Zu wem, sagten Sie, wollen Sie?« Marge antwortete: »Wir suchen nach Dov und Gil Yalom.«
    »Dov und Gil?« Maidenado war überrascht. »Das sind gute Jungen. Was haben sie angestellt?«
    »Nichts«, sagte Marge. »Sie werden vermißt. Irgendeine Idee, wo sie sein könnten?«
    Maidenado zögerte: » Vermißt?«
    »Ihre Tante hat uns eingeschaltet«, erklärte Marge. »Es scheint, als könne sie die Familie nicht finden. Wir dachten, daß Sie vielleicht etwas wissen.«
    »Ich?«
    »Die Schule«, präzisierte Decker. »Haben die Eltern der Schule gegenüber irgend etwas von einem Winterurlaub erwähnt?«
    »Nicht daß ich wüßte.« Maidenado runzelte die Stirn. »Da müßten Sie unsere Unterlagen durchgehen.«
    »Eventuell haben die Jungen mit ein paar Schulfreunden gesprochen«, sagte Marge. »Haben Sie etwas dagegen, wenn Detective Decker mit den Freunden spricht, während ich mir die Unterlagen ansehe?«
    »Ich habe nichts dagegen.« Maidenado lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Was genau meinen Sie mit ›vermißt‹?«
    »Genau das«, klärte Marge ihn auf. »Wir können nicht feststellen, wo die Familie abgeblieben ist.«
    »Und die Jungen sind auch verschwunden?«
    »Sieht ganz so aus«, bestätigte Decker.
    Maidenado machte ein betretenes Gesicht. »Normalerweise würde ich an Ausreißer denken, selbst wenn sie aus einem guten Elternhaus stammen. Aber wenn die beiden Brüder und die Eltern verschwunden sind … Ich hoffe, die

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