Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Titel: Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
Vom Netzwerk:
Sache klärt sich sehr bald auf.«
    »Deshalb sind wir hier«, nickte Marge.
     
    Decker fing mit Sharoni Bar Lulu an, die im Geometrieunterricht saß. Es war ihre letzte Stunde an diesem Tag – der letzte Kurs –, und Geometrie gehörte zu den Fächern, die sie mit Dov Yalom gemeinsam hatte. Maidenado gab Decker einen Zettel für die Lehrerin mit, in dem er sie bat, Sharoni zu entschuldigen – das war vor einem Haufen Teenager, deren Hormone ohnehin Purzelbäume schlugen, weniger beängstigend als eine Polizeimarke.
    Aber Sharoni war trotzdem auf der Hut, als Decker sie aus der Klasse holte. Sie standen draußen im Gang, das Mädchen steif wie ein Brett, und Decker möglichst lässig an die Wand gelehnt. Sie blieb nahe bei der Tür zum Klassenzimmer und hielt nach irgend jemandem Ausschau, der sie aus ihrer unangenehmen Lage befreien konnte. Decker zeigte ihr seinen Ausweis. Das Mädchen sah hin, aber zu ihrer Beruhigung tat das absolut nichts.
    »Hat deine Ima dir gesagt, daß sie wegen deines Onkels und seiner Frau und deinen Cousins die Polizei gerufen hat?«
    Sharonis Kopf fuhr hoch. »Meine Ima ?« Mit dünner Stimme fragte sie: »Sind Sie Jude?«
    »Jawohl, Ma’am.« Er steckte seine Brieftasche wieder ein. »Deine Ima macht sich Sorgen um deinen Onkel und seine Familie. Wir versuchen sie zu finden. Hast du vielleicht eine Idee, wo sie sein könnten?«
    Das Mädchen schüttelte den Kopf, den Blick hielt sie starr auf das Heft gerichtet, das sie vor die Brust gepreßt hielt. Sie hatte glattes, schwarzes Haar, das ihr bis zu den Hüften hinunterfiel. Ein üppiger Schopf wie Rinas. Nur daß Rina sehr hellhäutig war. Dies Mädchen hier hatte den gleichen dunklen Teint wie ihre Mama. Ihre ausdrucksvollen Augen wurden von dichten, tintenschwarzen Wimpern und Augenbrauen überschattet.
    »Offen gesagt, mache ich mir auch Sorgen um sie«, sagte Decker. »Es ist sehr ungewöhnlich, daß Leute wegfahren, ohne wenigstens irgend jemandem Bescheid zu sagen, wohin.«
    Sharoni zuckte nur die Achseln.
    »Hat Dov dir gegenüber irgend etwas von einem Urlaub erwähnt?«
    »Nein. Ich habe meiner Mutter schon gesagt, daß ich nicht weiß, wo er ist.« Jetzt wurde sie aufgeregt. »Ich weiß nicht, wo sie alle sind, ich schwör’s.«
    Decker stand regungslos da und musterte sie: »Du schwörst es, ja?«
    »Was wollen Sie von mir?« Das Mädchen brach in Tränen aus.
    Decker pustete die Luft heraus. »Können wir hier irgendwo reden, wo wir ein bißchen mehr unter uns sind?«
    Sharoni wich zwei Schritte zurück. » Wer sind Sie?«
    Sie war offenbar total verängstigt. Decker lächelte beruhigend. »Sharoni, wir können auch hier reden. Oder wenn dir das lieber ist, komme ich heute Abend zu dir nach Hause und spreche mit dir, wenn deine Eltern dabei sind –«
    »Nein!«
    Decker war überrascht, wie heftig das klang. »Nein? Warum nicht?«
    »Einfach weil …« Sharoni sprach nur noch mit brüchigem Stimmchen. »Darum eben. Bitte zwingen Sie mich nicht, vor meinen Eltern zu reden. Bitte! Ich will nicht, daß jemand böse auf mich ist. Ich wußte ja nicht, was …«
    Das Mädchen schien zu schwanken. Decker nahm sie sanft beim Arm und führte den geschwächten Teenager in ein leeres Zimmer. Er setzte sie auf einen Stuhl und nahm dann ihr gegenüber Platz, nachdem er sichergestellt hatte, daß die Tür offen bleiben würde. Dann nahm er seinen Notizblock und einen Stift heraus. »Sharoni, es ist jetzt sehr wichtig, daß du mir alles sagst, was du weißt.«
    Sharoni sah in ihren Schoß, auf die offene Tür, zu Decker, wieder zur Tür und an die Decke.
    Decker sagte: »Du magst deine Cousins doch?«
    Das Mädchen nickte.
    »Erzähl’s mir.«
    »Er wollte, daß ich mit niemandem darüber spreche.«
    »Wer? Dov oder Gil?«
    »Dov. Als er anrief, sagte er, ich sollte es niemandem sagen.«
    »Wann hat er angerufen?«
    »Vor zwei Tagen. Bevor Ima bei der Polizei angerufen hat.« Sie sah kurz zu Decker hin und dann wieder weg. »Er sagte, er gehe fort. Wohin, hat er nicht gesagt. Er klang sehr nervös. Ich sollte es niemandem sagen, besonders Ima und Abba nicht. Ich habe ihn gefragt, ob er in Schwierigkeiten sei.«
    Decker nickte aufmunternd.
    Sharoni sah ihm in die Augen. »Er hat aufgehängt. Und das war’s.«
    »Und seitdem hast du nichts mehr von ihm gehört?«
    »Kein Wort, das schwöre ich.«
    »Warum hast du deiner Ima nichts von dem Anruf erzählt, nachdem sie die Polizei eingeschaltet hatte?«
    »Ich weiß nicht.« Ihre Lippen

Weitere Kostenlose Bücher