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Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Titel: Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Die letzten paar Monate hat Dov sich andauernd mit seinem Vater gestritten.«
    »Gil auch?«
    »Gil hat ein Auto«, antwortete Sharoni. »Gil geht Streitereien einfach aus dem Weg – besser gesagt, er fährt.«
    »Aber Gil muß doch im Geschäft arbeiten, oder?«
    »Wie ich schon sagte, er kann sich besser verstellen. Dov fällt es viel schwerer zu lügen, er ist halt sehr vergeistigt.« Sharoni holte tief Luft. »Als Dov mich deshalb anrief, dachte ich … ich dachte, er würde weglaufen, um zu sich selbst zu finden. Ich dachte, er hätte endgültig genug von seinem Vater und könnte es nicht mehr aushalten. Ich habe mich nicht getraut, es Ima zu erzählen. Aber ich glaube, das hätte ich wohl tun sollen.« Der Teenager bekam feuchte Augen. »Wenn ihnen etwas passiert ist …«
    »Quäl dich nicht«, beruhigte Decker sie. »Vielleicht sind sie irgendwo in Sicherheit. Du konntest ja nicht wissen, daß vielleicht etwas Schlimmeres hinter der Sache steckt.«
    Nun liefen dem Mädchen die Tränen über die Wangen.
    »Sie glauben, es könnte etwas Schlimmeres dahinterstecken?«
    »Ja, das glaube ich«, bestätigte Decker.
    »Und … was?«
    »Da bin ich mir noch nicht sicher. Ich muß dir ein paar weitere Fragen stellen. Sag mir bitte ganz genau, was Dov gesagt hat, als er anrief.«
    Sharoni schloß die Augen. »So etwas wie … ›Shar, ich gehe für eine Weile fort.‹ Ich habe ihn gefragt, wohin. Er hat nicht geantwortet. Er sagte nur, er müßte weg. Dann mußte ich ihm schwören, niemandem davon zu erzählen, daß er angerufen hatte, schon gar nicht Ima und Abba. Dann fragte ich ihn, ob er in Schwierigkeiten sei, und er hat aufgelegt.«
    »Wo hat er dich angerufen?«
    »Auf meinem Apparat.«
    »Hast du einen eigenen Anschluß?«
    Das Mädchen nickte.
    »Ich werde deine Telefonrechnung brauchen. Und ich muß deine Mutter anrufen, um ihr zu sagen, warum ich sie brauche. Möchtest du deiner Mutter selber von dem Gespräch erzählen, oder soll ich das tun?«
    Das Mädchen atmete einmal kräftig aus, die Falten auf ihrer Stirn glätteten sich. »Ich werd’s ihr selber sagen. Wir müssen das gleich hinter uns bringen, nicht wahr?«
    »Ja, das müssen wir. Ich weiß, Dov hat zwar gesagt, du solltest Stillschweigen bewahren, aber ich glaube, in Wirklichkeit hat er um Hilfe gebeten.«
    »Ich hoffe wirklich, daß Sie recht haben.« Sie sah hoch. »Ich werde nämlich eine gesalzene Standpauke zu hören bekommen. Aber das ist mir egal. Wenn es Dov hilft, ist es das wert.«
    »Es wird mehr sein als nur eine Hilfe, Sharoni. Wer weiß? Es könnte ihm das Leben retten.«

7
    Wenigstens hörte der Idiot ihnen zu, soviel mußte Marge ihm lassen. Sie und Decker saßen dem Lieutenant in seinem Büro gegenüber. Old Thomas »Tug« Davidson – einmal ein Marine, immer ein Marine – trug nach wie vor einen Bürstenhaarschnitt. Dem alten Knacker von fünfundfünfzig Jahren war nicht klar, daß Bürstenschnitte eine Wandlung durchgemacht hatten und inzwischen von weißen Jungs als Modestatement eingesetzt wurden. Mode interessierte Davidson nicht. Er trug schwarze Anzüge, weiße Hemden, schwarze Schlipse und Leinenschuhe, sogenannte Oxfords, die ebenso ausladend waren wie das Wörterbuch dieses Namens. Tug hatte einen Körperbau wie eine Scheune – breit und behäbig. Marge vermutete, daß er sich schon seit etlichen Jahren im heiligen Krieg mit seinen Fettzellen befand.
    »Wiederholen Sie das Ganze noch mal«, forderte Davidson.
    Marge zählte erneut sämtliche relevanten Informationen auf. Die Familie war vor zwei Tagen verschwunden, die einzigen Hinweise auf ein Verbrechen – ein einminütiger Anruf und ein leerer Silberbehälter, in dem sich eine Gebetsrolle hätte befinden sollen. Die Schwester der Yaloms hatte in Panik die Polizei gerufen. Bei der Befragung hatte sie vollkommen zurechnungsfähig gewirkt, aber wer konnte das schon wissen?
    »Dieser Typ, dieser Yalom, ist Diamantenhändler?« fragte Davidson.
    »Yep«, antwortete Decker. »Kommt ziemlich gut über die Runden, wenn man das nach dem Haus beurteilen kann. Wenn man seine Nichte so hört, ist er allerdings ein Geizhals. Ich hatte mich schon gefragt, warum er seine Kinder nicht auf Privatschulen schickt. Vielleicht ist ihm das zu teuer.«
    »Und vielleicht ist die Nichte auch nur ein Teenager mit einer zu großen Klappe«, sagte Davidson. »In der Schule haben sie keine Ahnung, wo die Jungen sein könnten?«
    »Nicht die geringste.« Decker schüttelte den Kopf. »Ich

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