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Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Titel: Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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tun. Shaul gefielen meine Entschuldigungen gar nicht. Er ist sehr streng mit Arik, aber das ist nichts Neues.«
    »Wie meinen Sie das, ›Shaul ist streng mit Arik‹?« hakte Decker nach, ohne seine Notizen zu unterbrechen.
    »Sie sind Kompagnons. Aber sie sind sehr verschieden – wie Feuer und Wasser.«
    Marge hielt Deckers Blick fest. Darauf würden sie später zurückkommen.
    Orit schien nichts davon zu merken. »Aber so wie man im Leben auch Feuer und Wasser braucht, so brauchten sie sich gegenseitig. Was soll’s also, wenn sie sich nicht verstehen?«
    »Sie haben sich in der Öffentlichkeit gestritten?« fragte Marge nebenbei. »Oder war es mehr wie ein kalter Krieg?«
    »Beides.«
    »Wo liegt das Problem?«
    Orit schien nachzudenken. »Shaul ist … langsam, nein, nicht langsam, sondern …«
    »Bedächtig?« schlug Decker vor.
    »Genau. Shaul ist bedächtig. Arik ist kreativ – er hat die Ideen. Manche davon funktionieren, andere nicht. Die Jungen sind die ideale Mischung fürs Geschäft, aber privat gehen sie sich gegenseitig auf die Nerven. Shaul ist ständig wütend auf Arik, weil er so unvorsichtig ist. Und Arik ist wütend auf Shaul, weil der ihn immer bremst. Aber sie geben sich gegenseitig nicht auf. Dazu sind sie zu intelligent.«
    Decker wußte nicht, ob es vielleicht ein Sprachproblem war, aber Orits Wortwahl wirkte ziemlich aufschlußreich. »Was meinen Sie, wenn Sie sagen, Arik sei unvorsichtig?«
    Orit echote: »Was ich damit meine?«
    Marge nahm Deckers Fährte auf. »Ist Arik unvorsichtig mit Shauls Geld?«
    Orit schüttelte den Kopf. »Unvorsichtig ist vermutlich der falsche Ausdruck. Es ist eine Charakterfrage. Arik will immer weiter, weiter, weiter, und Shaul sagt, ›immer schön langsam, erst mal abwarten*.«
    »Hat Shaul auch einen Nachnamen?« fragte Decker.
    »Gold. Shaul Gold.«
    »Und er wußte nicht, wo Arik war?«
    »Nein«, sagte Orit. »Er war böse, daß Arik nicht zur Arbeit gekommen war. Warum ist er nicht erschienen? Egal was Shaul sagt, Arik ist ein sehr verantwortungsbewußter Mensch. Ich habe die Polizei angerufen. Sie haben mir zwei Männer geschickt, die mich angesehen haben, als wäre ich verrückt.«
    »Die Polizei muß vierundzwanzig Stunden abwarten, bevor ein Erwachsener als vermißt gemeldet werden kann«, stellte Marge klar.
    »Hier geht es nicht nur um einen Erwachsenen, hier geht es um eine ganze Familie.« Orit begann an ihren Fingernägeln zu kauen und fing sich dann wieder. »Als Sharoni – das ist meine Tochter – mir erzählte, die Jungen seien nicht in der Schule gewesen, da fing ich an, wirklich nervös zu werden. Ich habe wieder bei der Polizei angerufen und verlangt, daß sie mir jemand anderen schicken. Sie glauben doch auch, daß etwas nicht stimmt, oder?«
    Decker zuckte mit den Schultern. »Es ist sehr ungewöhnlich, daß eine Familie verschwindet, ohne irgend jemandem Bescheid zu sagen.«
    Marge sagte: »Sie haben in diesen beiden Tagen weder von Ihrem Bruder noch von Ihrer Schwägerin etwas gehört?«
    »Noch von meinen Neffen.« Sie erschauerte. »Gott allein weiß, wo sie sind.«
    »Wie meinen Sie das?« fragte Decker.
    Orit biß sich auf die Lippen. »Ich meine, wenn Arik etwas passiert ist, warum es auch noch an den Jungen auslassen?«
    »Was könnte Arik denn passiert sein?« bohrte Marge.
    Orit warf einen Blick über die Schulter und beugte sich dann zu Marge vor. Decker merkte, daß sie herumdruckste. Als würden sie hier abgehört. Vielleicht wurden sie das ja.
    Vielleicht druckste sie auch herum, weil sie sich schuldig fühlte.
    Orit sagte: »Nehmen wir mal an, jemand wollte meinen Bruder berauben. Sie wissen schon, ihn zwingen, an den Tresor in der Stadt zu gehen. Vielleicht würden sie Dalia als Geist nehmen.«
    »Geisel«, korrigierte Decker.
    »Ja, Geisel, das meine ich. Sie nehmen also Dalia mit. Aber warum auch noch die Jungen? Warum sie nicht einfach in die Schule gehen und in Ruhe lassen?«
    »Vielleicht waren sie zu Hause, als es passierte«, überlegte Marge. »Vielleicht haben sie etwas beobachtet.«
    »Aber es sind Kinder!«
    Marge antwortete nicht. Orit rang die Hände. »Ich bin krank vor Sorge. Diese Jungen sind wie meine eigenen Söhne.« Sie sprang unvermittelt auf und begann hin und her zu gehen. Dabei kaute sie auf einem Fingernagel, der so rot war wie ein kandierter Apfel.
    Marge sagte: »Haben Sie Shaul gefragt, ob er Arik gesehen hat?«
    Orit wandte sich zu Marge um. »Ob er …« Sie schlug sich mit der Faust in

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