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Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Titel: Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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habe eine Menge von ihren Schulkameraden befragt. Die scheinen alle im Dunkeln zu tappen.«
    »Außer der Nichte, die den Anruf erhalten hat«, sagte Davidson. »Wo war die Telefonzelle, von der aus er angerufen hat?«
    Decker sagte: »Etwa zwei Meilen vom Haus entfernt. Sie steht im Einkaufszentrum eines Dreierblocks. Im Moment habe ich nichts Definitives. Morgen würde ich gern die Ladenbesitzer befragen. Das wird dauern, aber vielleicht kommt ja etwas dabei heraus.«
    Davidson nickte und ballte seine Wurstfinger zu Fäusten. »Erzählen Sie mir mehr von diesem Silberkasten.«
    »Das ist ein typischer jüdischer Talisman, ein besseres Wort fällt mir dazu nicht ein«, erklärte Decker. »An der Vordertür wird er stets außen angebracht. Die Yaloms hatten ihren drinnen –«
    »Vielleicht haben sie es gar nicht gemerkt«, unterbrach Davidson.
    »Unmöglich«, wies Decker ab. »Das wäre, als ob Sie Ihre Unterhosen obendrüber ziehen würden. Das war Absicht. Ich glaube, daß da mal Wertsachen drin waren – Diamanten vielleicht.«
    »Jemand hat sie rausgenommen«, mutmaßte Davidson. »Also Diebstahl?«
    »Oder eine praktische Geldquelle, falls die Familie mal plötzlich weg muß«, schaltete sich Marge ein. »Die Schwester erzählte, daß ihre Familie es mit den Nazis so gemacht hat. Der Vater hat die Grenzposten mit Steinen bestochen.«
    »Eine alte Angewohnheit, die ihnen schon gute Dienste erwiesen hat«, vollendete Decker.
    »Und wenn es Diebstahl war?« fragte Davidson. »Diamanten an so einem komischen Platz zu verstecken! Also, meiner Ansicht nach hätte in dem Fall schon einer aus dem Haus selbst zulangen müssen. Wie steht’s mit Personal bei den Leuten?«
    »Wir sind gerade dabei, die Gärtner ausfindig zu machen«, antwortete Marge.
    »Jemand aus dem Haus könnte auch eins der Kinder sein«, überlegte Davidson. »Der Junge schnappt sich die Steine und ruft dann in Panik bei seiner Cousine an. Also, was haben wir bis jetzt?« Er hielt seine massige Hand hoch und begann, die Möglichkeiten aufzuzählen. »Diebstahl. Eine Familie, die sich aus dem Staub gemacht hat. So etwas wie die Solomon-Geschichte. Oder vielleicht sogar wie die mit den Menendez. Irgendwelche Kommentare?«
    Decker dachte über Tugs Bemerkungen nach. Menendez und Solomon. Zwei große Fälle. Die Menendez-Brüder hatten ihre Eltern erschossen. Die Familie Solomon war wie vom Erdboden verschwunden. Es waren nie irgendwelche Leichen gefunden worden – der Fall war ein gähnendes Loch in den Akten.
    Decker sagte: »Soweit wir feststellen konnten, ist im Haus niemand ermordet worden. Und die Autos standen alle noch in der Garage –«
    »Auch das von dem älteren Jungen, ja?«
    »Ja«, bestätigte Marge.
    »Wie heißt er noch mal?«
    »Der ältere?« fragte Marge. »Gil. Dov ist der jüngere, der, der die Cousine angerufen hat.«
    »Okay, jetzt weiß ich die Namen«, sagte Davidson. »Zurück zu den Autos. Wenn alle in der Garage waren, muß man über eine Familienentführung nachdenken. Denn wenn die Jungen ihre Eltern irgendwohin gelockt hätten, um sie umzulegen, würde ein Auto fehlen.«
    »Es sei denn, die Jungen haben den Wagen zum Haus zurückgebracht, bevor sie verschwunden sind«, wandte Marge ein.
    Davidson sah sie mit zusammengekniffenen Augen an. »Guter Punkt«, lobte Decker.
    Jetzt blitzte Davidson ihn an. »Ich weiß, daß das ein guter Punkt ist, Decker. Sie brauchen sie nicht zu bauchpinseln.«
    Decker sagte ohne jede Betonung: »Ich bin eben ein netter Junge.«
    Davidson verzog angeekelt das Gesicht. »Also gut. Es ist möglich, daß die Jungen ihre Eltern umgelegt haben.«
    »Dieser Teenager erwähnte auch, daß der Vater Streit mit den Jungen hatte«, sagte Marge. »Besonders mit dem jüngeren.«
    Davidson blinzelte. »Ich habe mich ständig mit meinem alten Herrn gestritten. Aber deshalb bin ich noch lange nicht auf die Idee gekommen, ihn umzulegen.«
    »Ich nenne nur ein mögliches Motiv«, sagte Marge bescheiden.
    »Und ich sage, was ein Staatsanwalt sagen würde«, gab Davidson zurück. »Kinder streiten sich ständig mit ihren Eltern. Aber die meisten von uns gehen nicht gleich so weit, sie zu ermorden.«
    Alle drei schwiegen, dann knurrte Davidson: »Okay, es ist eine Möglichkeit. Die Jungen haben die Eltern umgelegt, oder irgend jemand hat die ganze Familie umgelegt. Und wenn die Familie lediglich mit unbekanntem Ziel verreist ist?«
    »Daran haben wir gedacht«, sagte Marge. »Wir haben keine Pässe gefunden.

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