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Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Titel: Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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wedelte sie aus dem Zimmer. »Machen Sie, was Sie wollen. Aber das mit den Überstunden können Sie vergessen. Dieser Idiotenbezirk kürzt bei jeder Wahl das Polizeibudget. Wir können froh sein, wenn wir noch unsere Gehälter kriegen.« Er wandte sich an Marge. »Sie haben da so einen Ausdruck im Gesicht, Dunn. Was ist?«
    »Sollen wir die Medien um Hilfe bitten?« fragte Marge.
    Der Lieutenant dachte gründlich darüber nach. »Warten Sie damit, bis Sie sehen, ob Sie etwas herausfinden können. Wenn wir überall Nieten ziehen, wenden wir uns an die Sender.«
    »Alles klar«, sagte Marge und wollte sich erheben, um sich gleich wieder hinzusetzen. »Noch etwas, Lieutenant?«
    Davidson fuhr sich mit der flachen Hand über seinen Bürstenschnitt. »Nein. Ich bin durch. Jetzt raus hier. Alle beide.«
     
    »Sie brauchen sie nicht zu bauchpinseln.« Marge kochte.
    Decker nahm hinter seinem neuen Schreibtisch Platz, der aus einer Filiale der L. A. County Library stammte, die wegen Budgetkürzungen geschlossen worden war. Es war ein Zweckmöbel in pistolengrau-metallic, aber die Öffnung für die Knie war groß genug, daß seine überlangen Beine darunter paßten, und rechts und links hatte der Tisch einen großen Rollschrank für Akten. Marge hatte einen zerkratzten, aber zweckmäßigen Eichenholztisch, der von einem Büromanager gestiftet worden war, der sich von seiner Sekretärin hatte trennen müssen. Die Tische standen Kopf an Kopf, so daß Decker und Marge einander gegenüber saßen.
    Decker nahm einen Aktendeckel heraus und legte eine Akte zu den Yaloms an. »Wenigstens hat er uns ernst genommen, Marge.«
    »Das mußte er. Der Fall hat es notwendig gemacht.«
    »Das ist mal sicher.« Decker fing an, den Papierkram auszufüllen, und reichte Marge ein Formblatt nach dem anderen rüber. »Ich lege eine Akte für jeden der Jungen an; du nimmst die Eltern. Dann jagen wir alle Unterlagen und Notizen durch den Fotokopierer, damit jeder einen vollständigen Kopiensatz hat.«
    »Unser Rabbi Gründlich. Wie fühlst du dich, daß deine Landsleute verschwunden sind?«
    »Du meinst die Yaloms?«
    Marge nickte. »Die kleinen, verschlagenen Israelis.«
    Decker grunzte. »Wieso hab ich nur den Eindruck, daß Old Tug ein paar Vorurteile gegen Juden und ihr Geld hat?«
    »Wie wahrscheinlich gegen Frauen und Schwarze und Hispanos –«, sagte Marge, bereit die Liste fortzusetzen.
    »Ach, komm mir bloß nicht mit diesem pieseligen Verfolgungskram. Ich glaube nicht, daß Davidson ein Rassist ist. Er haßt wahrscheinlich jeden. Abgesehen davon sind die Yaloms auch nicht meine Landsleute. Ich bin Amerikaner, schon vergessen?«
    »Gibt es dir nicht irgendwie einen Stich, weil du Jude bist?«
    »Nee.« Decker strich sich über den Schnurrbart und wandte sich wieder seiner Arbeit zu. »Der einzige Stich, den ich fühle, ist wegen der Jungen.«
    »Wenn sie zu Opfern geworden sind.«
    »Wenn sie Opfer sind«, wiederholte Decker düster.
    Marge begann, die Vermißtenanzeige auszufüllen. »Ich glaube, du hast jetzt einen Stein im Brett bei Davidson.«
    »Weil ich den Anwaltsberuf aufgegeben habe?« Decker schrieb weiter. »Ja, das habe ich auch gemerkt.«
    »Warum hast du ihn aufgegeben?«
    »Weil ich ein pistolenschwingender Macho bin und kein geschniegelter Jämmerling in einem Designeranzug.«
    Marge prustete. »Und der richtige Grund?«
    »Ich hab’s aufgegeben, weil Jan mich da reingedrängelt hatte. Sie wollte, daß ich Daddys Kanzlei übernehme. Daddy machte in Erbschaftsangelegenheiten und Vermögensverwaltung. Es hat mich zu Tränen gelangweilt. Ich hätte ins Büro vom Generalstaatsanwalt gehen sollen.«
    Marge lächelte. »Wer weiß? Wenn es nur ein ganz klein wenig anders gelaufen wäre, wärst du jetzt vielleicht selber Generalstaatsanwalt.«
    »Ich wäre nicht aufgestellt worden«, mutmaßte Decker. »Ich habe Eier.«
    »Ach, spiel mir hier bloß nicht das Ekelpaket.«
    »Mit Ekelpaket hat das nichts zu tun, das sind saure Trauben.« Decker lächelte. »Schon gut. Ich behalte meine Eier und lasse deine Geschlechtsgenossinnen das Büro des Generalstaatsanwalts übernehmen.«
    Marge röhrte mit verstellt tiefer Stimme: »Mal sehen, wie sich ’ne Braut da so macht.«
    Decker lachte, ohne von seinem Schreibtisch aufzusehen.
    Marge nahm ein Blatt Papier und fing an, Aufzeichnungen zu Arik Yalom zu machen. Sie dachte an die Fotos im Familienzimmer. Ein dunkler, muskulöser, gut aussehender Mann mit Geld. Er hatte äußerlich alle

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