Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde
»Das verstehe ich gut. Rufen Sie mich in ein paar Stunden wieder an. Dann tauschen wir aus, was wir haben.«
Decker dankte ihm und hängte ein. Sein Verstand war mit seiner Arbeit beschäftigt, aber sein Herz war bei Rina. Die Gefühle trugen den Sieg davon …
Die Ebenen von Beverly Hills, bekannt als BH 90210, erstreckten sich über ein Gebiet von an die sechs Quadratkilometern, auf denen man keine Bruchbude unter einer Million Dollar bekommen konnte. Einige Anwesen waren wunderschön, andere so peinlich durchschnittlich, daß Decker sich fragte, weshalb so was erlaubt war. Die Stadt hatte ihre eigene Polizei, ihren eigenen Bürgermeister, ihre eigene Feuerwehr und ihr eigenes Schulsystem, das aufgrund von hohen Einnahmen aus Einkommens- und Umsatzsteuer nur so blühte. Die Straßen waren in gutem Zustand – frei von Schlaglöchern – und baumbestanden, wobei der reiche Baumbestand der ganze Stolz der Stadt war. Am Palm Drive standen Jacarandas, Maple Road wurde von Kampferbäumen beschattet, und Elm Street wurde, man höre und staune, tatsächlich von Ulmen gesäumt.
Das Ehepaar Elias wohnte am Camden Drive in einem Haus mit drei Schlafzimmern und drei Bädern, zu dem ein Swimmingpool gehörte, aber kein Whirlpool, was den Wiederverkaufswert erheblich minderte, wie sie ein Immobilienmakler einmal hatte wissen lassen. Aber die Lage war hervorragend, und Rinas Eltern, die den Besitz vor fünfundzwanzig Jahren erworben hatten, hatten eine ganze Menge Geld in ihr inzwischen extrem kostspielig gewordenes Heim gesteckt. Er parkte den Plymouth unter einem Magnolienbaum und ging einen gepflasterten Weg entlang bis zur Eingangstür. Rina öffnete auf sein Klopfen hin fast sofort. Sie griff sich mit der Hand an die Brust.
»Eine schlechte Nachricht wegen Honey?«
»Eher gar keine Nachricht.«
Rina trat zur Seite, um ihn einzulassen. »Überhaupt nichts?«
Decker schüttelte den Kopf. Er schlang den Arm um seine Frau, und sie gingen in die gelb gekachelte Küche. Sie war groß, aber puppenwinzig im Vergleich zum sonst in der Nachbarschaft üblichen Standard. Und der hieß: Wenn in der Küche nicht genug Platz war, um einen kompletten Partyservice inklusive Mietpersonal unterzubringen, wurde es Zeit für einen Umbau.
»Wo ist Hannah?« fragte Decker.
»Meine Eltern sind mit ihr und Ginger in den Park gegangen. Ich glaube, sie haben gemerkt, daß ich nervös bin. Ich wollte allein sein. Da ist irgendwas ganz Furchtbares passiert.«
Wieder zwang Decker sich zu einem Lächeln. »Heh, wie ich deine verrückte Freundin kenne, können sie und ihre Kinder jeden Moment wieder auftauchen.«
»Damit rechnest du doch selber nicht.« Decker schwieg. Statt dessen nahm er sie in die Arme. »Ich liebe dich, ich bin nur schnell vorbeigekommen, um dir das zu sagen.«
»Du bist besorgt.«
»Beunruhigt.«
Rina sah ihren Mann an. »Honey sagte, Gershon wäre nach Israel gefahren. Aber er wurde ermordet in New York aufgefunden.«
»Offensichtlich ist er nicht abgereist«, stellte Decker trocken fest. »Entweder, er hat Honey etwas vorgelogen, oder sie uns.«
»Peter, was hätte sie davon gehabt, uns zu belügen?«
»Wenn sie in den Mord verwickelt ist, hätte sie uns schon allein deswegen belogen, um uns auf die falsche Fährte zu locken.«
»Peter! Warum sollte sie in diesen Mord verwickelt sein?«
»Ich sage ja nicht, daß es so ist. Ich spekuliere nur. Sie hat selber zugegeben, daß der Typ sich seltsam verhielt. Vielleicht hatte sie Angst vor ihm.«
»Also hätte sie sich von ihm scheiden lassen, aber sie hätte ihn doch nicht getötet.«
»Korrigier mich, wenn ich mich irre, aber ist Scheidung in dieser Gemeinschaft nicht wie ein großer scharlachroter Buchstabe?«
»Nicht so groß wie Mord.«
»Ich sage ja nur, daß ihr Verschwinden Sinn machen würde, wenn sie in den Mord verwickelt sein sollte, Rina, okay?«
»Das ist aber sehr weit hergeholt.«
»Vielleicht. Aber ich darf die Möglichkeit nicht ausschließen. Insbesondere, nachdem Honey einen Decknamen benutzt hat.«
»Sie hat was?«
»Barbara Hersh. Irgendeine Ahnung, warum Honey diesen Namen benutzt haben könnte?«
Rina zog die Augenbrauen hoch. »Ich weiß nicht, warum sie ›Barbara‹ benutzt hat, aber Hersh war Honeys Mädchenname.«
Decker nickte. »Daran hätte ich denken müssen.«
»Peter, vielleicht benutzt Honey einen Decknamen, weil sie Angst hat, daß die Leute, die Gershon ermordet haben, auch hinter ihr her sein könnten. Erinnere
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