Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde
den Juwelen von Königen und Scheichs verbunden. Glanz und Glamour. Decker erinnerte sich, daß er mal etwas über ein Diadem für irgendeine Sultansgattin gelesen hatte. Das Ding hatte ungefähr soviel gekostet wie ganz Hawaii.
»Yep, Sir Max ist eindeutig einer der Großen«, sagte Guttenberg. »Man muß akzeptiert werden, und ohne Empfehlung läuft gar nichts. Eine Box von VerHauten, das ist wie ein Sitz an der Börse. Man muß ihn sich verdienen und groß genug sein, um ihn sich leisten zu können. Was bedeutet, daß die neunundneunzig Komma neun Prozent kleinen Fische schon nicht mehr in der ersten Reihe sind. Aber es gibt unzählige Zweitspieler, so wie mich.«
Decker faßte zusammen. »Eine Firma wie VerHauten würde sich also gar nicht die Mühe machen, mit Leuten wie Ihnen oder Arik Yalom direkt zu arbeiten.«
»Sie haben’s erfaßt.«
»Und trotzdem ist Arik regelmäßig nach Antwerpen gefahren.«
»Das macht auch Sinn. Es gibt da einen riesigen Zweitmarkt. Für meine Bedürfnisse ist Tel Aviv besser.«
»Mr. Guttenberg, was würden Sie daraus schließen, wenn ein Mann wie Arik Yalom einen regen Briefwechsel mit einer Vizepräsidentin von VerHauten unterhalten hätte?«
Guttenberg stockte. »Was für einen ›regen Briefwechsel?«
»Haben Sie schon mal etwas von einer Frau namens Kate Milligan gehört?«
»Jeder weiß, wer Kate Milligan ist. Sie war Leiterin im Bereich Marketing und Verkauf bei VerHauten … arbeitete von Belgien aus.« Guttenberg schob sein sandfarbenes Haar über den milchigblauen Augen zurück. »Und sie hat mit Arik Yalom korrespondiert?«
»Wäre das so ungewöhnlich?« fragte Decker.
»Sehr.«
Wieder trat Stille ein.
»Kate Milligan ist ein wandelnder Dynamo – hochangesehene Anwältin für internationales Recht. So ist sie ursprünglich zu VerHauten gekommen. Aber sie war so clever, daß sie sie in den Bereich Marketing und Verkauf versetzt haben. Jedenfalls hat sie vor einiger Zeit hier und in New York ihre Zulassung bekommen. Dann hat sie vor etwa einem Jahr ganz plötzlich ihre eigene Firma aufgemacht – eine Kanzlei für internationales Recht. Die Niederlassung hier in Los Angeles ist gleich die Straße runter.«
»Sie ist bei VerHauten ausgeschieden?« fragte Marge.
»Ja. Alle waren völlig überrascht.«
»Nutzt VerHauten ihre Firma als Deckmantel für eigene Geschäfte?«
»Nein, damit würden sie nicht durchkommen«, sagte Guttenberg. »Die Milligan hat mit internationalem Handelsrecht zu tun. Sie wissen schon, sie hilft ausländischen Investoren, die Massen von Barrikaden zu überwinden, bis sie sich hier niederlassen können. Nein, die Kanzlei gehört ihr selber. Aber es würde mich nicht besonders wundern, wenn sie einen großen Teil ihrer Zeit damit verbrächte, einen Weg zu finden, VerHauten in Amerika legal ins Geschäft zu bringen.«
»Finanzieren die sie?« fragte Decker.
»Drücken wir’s so aus. Es heißt, sie hätten großes Vertrauen in Kate Milligan.«
Marge stellte trocken fest: »Es war eine einvernehmliche Trennung.«
»Mehr als einvernehmlich. VerHauten und Ms. Milligan stehen im besten Verhältnis.«
Marge hielt sich die flache Hand waagerecht vors Gesicht, um ihre Augen vor der grellen Vormittagssonne zu schützen. »Da muß man sich doch fragen, warum eine Führungsfigur wie die Milligan sich mit Yalom überhaupt abgibt. Die Antwort ist: Er hatte etwas, und sie wollte es haben. Aber ich kann mir nicht vorstellen, daß seine Bestände so sehr der Rede wert sein sollen. Zum Teufel noch mal, wenn sie wirklich so wertvoll waren, dann wäre es für VerHauten doch eine Kleinigkeit gewesen, den Typ aufzukaufen, oder etwa nicht?«
»Ganz deiner Meinung. Da hat noch was ganz anderes auf dem Spiel gestanden«, grunzte Decker. »Möchtest du Ms. Milligan vielleicht einen kleinen Überraschungsbesuch abstatten?«
»Wie stehen die Chancen, daß sie da ist, und wenn sie da ist, daß sie uns auch empfangen wird?«
»Ihr Büro ist nur ein paar Blocks entfernt. Versuchen wir’s einfach mal.«
Marge zuckte die Achseln. »Du bist hier der Veteran.«
Decker sah sich die Straßenschilder an. »Da geht’s lang. Laß uns zu Fuß gehen. Es ist so schönes Wetter.«
Zehn Minuten später stand Decker vor einem wabenartigen Klotz aus Chrom und Glas, in dem sich das glitzernde Sonnenlicht fing. Decker hielt sich schützend die Hand vor Augen und ließ seine Schulter kreisen.
»Macht sich deine Schußwunde mal wieder bemerkbar?«
»Nur bei
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