Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt
Sir.«
Decker fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. »Und was passiert, wenn sich ganz zweifelsfrei herausstellt, dass Chris Cheryl ermordet hat?«
Terry zwinkerte mehrmals. »Dann wäre ich natürlich am Boden zerstört. Aber solange ich weiß, dass … Sergeant, wenn Sie mir versprechen, dass Sie in alle Richtungen ermitteln werden, halte ich mich zurück. Denn ich glaube wirklich, dass Sie ein ehrlicher Mann sind. Ist das jetzt ein Deal?«
Decker starrte ihr in die Augen. »Nein, das ist kein Deal. Ich mache mit niemandem einen Deal, und schon gar nicht mit sechzehnjährigen Mädchen. Du hältst dich raus und bleibst, wo du bist, und lässt mich meinen Job machen. Wenn du das tust, werden wir beide zufrieden sein, in Ordnung?«
Sie zögerte, dann nickte sie.
Decker musste ganz kurz an Cindy denken, an ihre nachmitternächtlichen Marathondiskussionen. Die Art, wie sie ihn fertig machte, war schiere Zermürbungstaktik. Wahrscheinlich war das die Mission der Jugend: Die Alten zu Wackelpudding machen!
»Ich weiß nicht, wieso, aber ich vertraue Ihnen tatsächlich.« Sie sah ihn mit ihrem Tigeraugen-Blick an. »Ich beneide Ihre Tochter. Ich wünschte, Sie wären mein Vater.«
Sie sagte das so ohne Arg, dass Decker versucht war, sie zu umarmen. Aber er tat es natürlich nicht. Auch das lieblichste Gesicht konnte Fürchterliches verbergen.
Und Decker war zuallererst ein Profi.
26
Oliver stieß einen durchdringenden Pfiff aus, als er den Skizzenblock durchblätterte. »Nicht schlecht«, sagte er. »Ganz und gar nicht schlecht. Mädchen, du darfst dich jederzeit auf mein Gesicht setzen.«
Decker betrat den Raum, sah Oliver die Bilder anstarren und spürte, wie die Wut in ihm hochstieg. Oliver sah auf und registrierte Deckers Gesichtsausdruck. Er schlug den Block zu und ließ ein jungenhaftes Lächeln sehen. »Gehe nur das Beweismaterial durch.«
Decker ging langsam zu ihm hin. Innerlich zählte er bis zehn. Er streckte die Hand aus. »Den Block, bitte.«
Ohne ihn anzusehen, zischte Oliver verärgert: »Was willst du eigentlich? Du bist im Lauf der Zeit durch Tonnen von Scheiße gewatet. Willst du mir etwa weismachen, dass du dabei nie geblinzelt hast?«
»Den Block, bitte.«
»Oder verstößt es gegen deine wiedergeborene Religion, wenn man geil ist?«
Decker ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Scott, den Block.«
Oliver zögerte, dann gab er ihn ihm.
»Hast du die Registriernummer?«, fragte Decker.
»Ja.« Oliver durchwühlte seine Schreibtischschublade. »Hier ist sie. Und hier sind auch die Nummern von Whitmans anderen Zeichenblöcken. Sie sind schon eingetragen und im Beweismittelraum abgelegt. Davidson hat mir diesen zum Durchsehen gegeben, weil er am belastendsten ist. Ich soll Kopien von allen Zeichnungen machen, die den Polaroids vom Tatort ähneln. Wenn du mich fragst, tun sie das alle.«
»Hast du irgendwas gemacht?«
»Ach, leck mich doch, Euer Heiligkeit!«
»Das war nicht sarkastisch gemeint«, sagte Decker ruhig. »Wenn du’s noch nicht gemacht hast, mach ich’s.«
Oliver wurde rot. »Tut mir Leid. Ich mach’s schon.«
Decker schwieg.
»Nein. Wirklich. Ich mach’s«, sagte Oliver. »Du hast Dringenderes zu tun. Whitman fragt seit einer halben Stunde nach dir.«
»Hat er sich schon mit seinem Anwalt in Verbindung gesetzt?«
»Gleich als Erstes, nachdem wir ihn eingebuchtet haben. Er und Moody müssen eine Stunde lang konferiert haben. Kautionsverhandlung ist in Van Nuys.«
»Und Whitman ist immer noch hier?«
»Ja. Moody wollte ihn im Gefängnis von Van Nuys haben, aber der Junge will sich nicht hinbringen lassen, bevor er mit dir gesprochen hat. Wir haben ihn in Einzelhaft, sitzt in einem von diesen gepolsterten Löchern. Ein prominenter Fall, und dann ist er auch noch ein Mafia-Söhnchen. Davidson wollte ihn von den anderen getrennt.«
»Gute Idee.«
»Hast du mit dem Mädchen geredet, Deck?«
»Yep.«
»Und?«
»Die Bilder sind keine Fantasiegebilde. Sie hat auf Whitmans Wunsch hin dafür posiert«, sagte Decker.
»Das hat sie zugegeben?«
»Yep.«
Oliver klatschte in die Hände. »Die Staatsanwaltschaft wird dir die Füße küssen. Du hast sie dazu gebracht, zuzugeben, dass Whitman sie gefesselt hat, und schon hat Whitman eine einschlägige Vergangenheit. Die Verteidigung kann nicht mehr damit kommen, dass das mit Diggs eine impulsive Geschichte war, zum allerersten Mal und nur weil Whitman sinnlos betrunken war. Damit können wir eine Anklage auf
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