Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt
Canapés auf. »Vielleicht eine Kleinigkeit zum Drink?«
Decker bedankte sich und steckte eine Gurkenscheibe mit Ei in den Mund. Bontemps griff nach dem Räucherschinken.
Decker sagte: »Das ist sehr aufmerksam von Ihnen.«
Tony lächelte. »Danke.«
»Besonders, wenn man bedenkt …« Decker trank einen Schluck Eistee, »wenn man bedenkt, dass Ihr bisheriger Kontakt mit der Polizei nicht gerade befriedigend war.« letzt sah Tony Decker ins Gesicht. Er nahm ein Appetithäppchen mit Brunnenkresse und Tomate und sagte: »Nicht dass ich irgendjemanden anschwärzen wollte. Ich meinte nur das Ergebnis. Es ist furchtbar, wenn sich alle die redlichste Mühe geben und es trotzdem nicht zu einer Lösung kommt.«
Tony richtete sich in ihrem Ohrensessel der Couch gegenüber kerzengerade auf. Sie sah Decker böse an. »Vorausgesetzt, es haben sich wirklich alle redliche Mühe gegeben.«
Decker wirkte ganz locker. »Dachten Sie, die Polizei hätte mehr tun können?«
»Der Mord an meiner Tochter ist noch immer unaufgeklärt«, sagte Tony eisig. »Natürlich bin ich der Meinung, dass die Polizei mehr hätte tun können – müssen.«
»Hatten Sie Schwierigkeiten mit den Detectives, Ma’am?«
»Eigentlich nicht.« Tony warf Bontemps einen scharfen Blick zu. »Ich finde, sie waren … respektvoll genug. Ich würde es eher Inkompetenz zuschreiben als irgendetwas anderem.«
Bontemps zuckte zusammen, aber Decker blieb ungerührt. Er nahm noch ein Teilchen. »Lassen Sie mich Ihnen erklären, warum ich hier bin. Ich arbeite an einem Fall, der ganz woanders passiert ist. Wir haben in unserem Department ein bestimmtes Computersystem. Man kann die Daten eines Falles eingeben und den Computer fragen, ob irgendwelche vergleichbaren Fälle beim LAPD registriert sind. Können Sie mir so weit folgen?«
»Ja, Sergeant, ich kann Ihnen durchaus folgen!«
Decker ging nicht auf den sarkastischen Ton ein. »Gewisse Einzelheiten bei dem Mord an Ihrer Tochter überschneiden sich mit meinem Fall. Deshalb bin ich hier.«
»Der Mord an meiner Tochter ist also … zweitrangig. Eigentlich wollen Sie Ihren Fall lösen.«
»Mrs. Green, wir betrachten den Mord an Deanna keineswegs als zweitrangig gegenüber irgendeinem anderen Fall«, sagte Bontemps.
»Das ist ja alles schön und gut, Wanda. Aber manche Morde sind eben … bedeutsamer als andere. Ich meine, was ist schon Besonderes daran, wenn noch ein schwarzer Teenager mehr … brutal misshandelt wird? Darüber regt sich hier bestimmt niemand auf.«
Bontemps sagte: »Sergeant Decker und ich regen uns über einen Mord immer auf.«
Decker ergänzte: »Mrs. Green, wenn der Mord an Ihrer Tochter keine Gemeinsamkeiten mit meinem Fall aufwiese, wäre ich heute nicht hier. Weil ich nämlich gar nichts davon gewusst hätte. Tatsache ist aber, dass ich heute davon weiß, und wir hätten alle etwas davon, wenn wir zusammenarbeiten würden.«
Tony sagte: »Und was passiert, wenn … ah, Parker ist da. Sehr gut. Wenn Sie mich bitte entschuldigen wollen. Ich sage ihm, dass Sie hier sind.«
Sie stand auf und ging hinaus.
Als sie fort war, lehnten sich Decker und Bontemps gleichzeitig ins Sofa zurück. Bontemps ließ erstmal Luft ab. »Himmel, ist die Frau zäh. Ich hatte vergessen, wie schwierig …« Sie rieb sich über das Gesicht. »So voller Wut.«
»Ihre Tochter ist ermordet worden.«
»Nein, Sergeant, das hat lange vorher angefangen. Glauben Sie mir, den Typ kenne ich.« Bontemps rückte näher zu Decker heran und flüsterte: »Sie und ihr Mann … haben gegen alles und jeden gekämpft, um nach oben zu kommen. Und jetzt, wo sie es geschafft haben, gibt es nicht mehr viele Orte, wo sie hinkönnen. Sie können nicht wieder zurück … zu viel Eifersucht und Ressentiments bei den Habenichtsen. Und vorwärts können sie auch nicht so richtig, weil sie nicht weit genug gekommen sind, um den Sprung in die Welt der Weißen zu wagen. Sie haben also ihr bisschen Erfolg hier. Und das wär’s dann auch schon fast.«
»Was macht sie?«
»Sie ist Rechtsanwaltsgehilfin in einer großen Kanzlei. Er ist Bauingenieur. Zusammen verdienen sie gut. Für diese Gegend hier sehr, sehr gut. Aber versetzen Sie sie nach Beverly Hills, und sie sind nur noch arme Würstchen.«
»Versetzen Sie mich nach Beverly Hills, Officer, und ich bin auch nur ein armes Würstchen.«
Zum ersten Mal heute schenkte Bontemps ihm ein richtiges Lächeln. »Ja, ich denke immer, alle Weißen wären reich. Und wenn nicht, welche
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