Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt
›Prima, jetzt hab ich sie endlich allein.‹ Aber ganz falsch! Plötzlich platzen Bull und Trish mit einem Haufen Pornostreifen rein. Und der Rest der Meute hinterher. Da ging dann plötzlich alles wieder von vorne los. Zu dem Zeitpunkt waren wir alle schon ziemlich hinüber. Du weißt ja, wie es bei den Partys manchmal ist.«
Er rieb sich wieder den Nacken.
»Ich hatte den ganzen Abend hindurch getrunken, einfach nur, um die Zeit totzuschlagen. Und inzwischen war ich ziemlich zu. Ich hätte einfach gehen sollen. Schon lange vorher, einfach weg gehen.«
Er biss sich auf die Lippe.
»Nicht dass ich irgendwas gegen Cheryl gehabt hätte, ich hatte nur keine … Verwendung mehr für sie. Weißt du, Terry, als du mich abserviert hast, habe ich sie abserviert. Eigentlich hatte ich aufgehört, mit ihr zu schlafen. Cheryl war meine Waffe gegen dich. Und als sie dich nicht eifersüchtig machen konnte, wollte ich sie nicht mehr.«
Ich sagte: »Wie meinst du das, du hast eigentlich nicht mehr mit ihr geschlafen?«
»Es kommt ja sowieso raus.« Er blies die Luft aus. »Terry, ich habe mit Cheryl geschlafen … in der Nacht. Um ehrlich zu sein, ich hab es zweimal gemacht.«
Ich starrte ihn an. Was ich fühlte, war irgendetwas zwischen Ekel und Entsetzen. »Nach allem, was du zu mir gesagt hast, nach allem, was wir einander gesagt haben … hattest du Sex mit ihr?« Ich spürte, wie meine Augen feucht wurden. »Du bist ein noch besserer Lügner, als ich dachte.«
»Ich bin ein pathologischer Lügner, aber ich habe an dem Abend nicht gelogen. Ich habe jedes Wort so gemeint, wie ich es …«
»Himmel, hör doch auf, mich für dumm zu verkaufen!«
Er sah auf und merkte, wie wütend ich war. Sein Blick bekam etwas Unheimliches. Ich fürchtete mich plötzlich und hätte mich am liebsten in mich selbst verkrochen. Seine Stimme wurde sanft und beschwichtigend.
»Ich weiß, du hast Angst vor mir, Terry. Wie ich schon sagte, das ist ganz natürlich. Aber bitte, hab keine Angst. Du kannst mir alles sagen. Ich würde dir nie etwas tun, okay?«
Ich antwortete nicht.
»Du willst wissen, warum ich mit Cheryl geschlafen habe?« Chris sprach leise. »Ich hab’s getan, weil ich mir immer nehme, was mir gerade passt, und weil ich kein Rückgrat habe. Hauptsache, es fühlt sich gut an, das ist mein Motto.«
Er biss sich auf den Nagel. »Ich habe keinen Charakter. Hab nie Interesse dran gehabt, einen zu entwickeln. Cheryl wollte mich. Ich war erregt … warum also nicht?«
Ich sah zu den Bronte-Romanen auf meinem Bücherbord hinüber. »Bei mir hattest du jedenfalls nie Schwierigkeiten, dich zurückzuhalten. Oder war ich die Heilige und die arme Cheryl die Hure? Himmel, bewahr mich vor den Katholiken.«
»Weißt du, als du mir das erste Mal beim Orchester aufgefallen bist, da hatte ich vor, dich zu verführen.« Er sah mich an. »Die ganze Geschichte mit der Nachhilfe war ein Vorwand. Eine Methode, um an dich ranzukommen, damit ich besser operieren konnte.«
»Operieren?«
»Um dich flachzulegen, Terry. Ich hatte vor, dich zu nageln … die nächste Kerbe in meinem Colt.« Er sah zur Decke. »Stattdessen habe ich mich in dich verliebt. Ja, selbst pathologische Lügner haben Gefühle. Ob du’s glaubst oder nicht, ich hab versucht mich zu benehmen, weil ich dich nicht verletzen wollte. Ich wusste, dass ich zu Lorraine zurückkehren musste … aber ich dachte, wir könnten das Jahr wenigstens als gute Freunde oder so was zu Ende bringen. Als du mich abserviert hast, war ich am Boden zerstört.«
»Ich habe dich nicht abserviert.«
»Natürlich hast du das. O Mann, ich hab mich gefühlt, als hätten sie mir alle Arme und Beine abgeschlagen an dem Wochenende. Ich muss deine Nummer wohl hundert Mal gewählt haben. Aber dann war ich immer zu feige. Und dann, ich weiß auch nicht … irgendwie bin ich total sauer geworden. Mir diese ganze Scheiße zuzumuten, wo ich dich doch so liebte. Dafür solltest du bezahlen.« Er hielt inne. »Wenn’s dir irgendwie hilft – viel kann’s ohnehin nicht sein – es tut mir wirklich Leid.« Er sah auf die Uhr. »Ich bin spät dran.«
»Wofür?«
»Ich soll mich um halb vier mit meinen Anwälten treffen … um alles durchzugehen. Um fünf muss ich zu den Bullen. Die machen einen Lügendetektortest mit mir. Dürfte interessant werden.«
»Bist du nervös?«
Er sah mich an. »Natürlich bin ich nervös.«
Ganz leise sagte ich: »Wirst du ihn bestehen, Chris?«
»Nette Art, mir die Frage zu
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