Decker & Lazarus 09 - Totengebet
zahlreichen Hintergrundgeräusche kaum verstehen. »Was soll mit Sanchez sein?«
»Interessiert es dich denn nicht, was der für ein Spiel treibt, Chef?«
»Das wissen wir doch. Er schlachtet gestohlene Motorräder aus und verkauft die Einzelteile. Erstens: Selbst wenn wir ihn schnappen wollten, fallen seine Gaunereien nicht in unseren Zuständigkeitsbereich. Zweitens: Auch wenn’s unser Zuständigkeitsbereich wäre, würden wir ihn nicht finden. Die Gegend dort oben ist ein Bermudadreieck. Meilenweise einsame Canyonstraßen mit zahllosen Abzweigungen, die wer weiß wohin führen. Der ist weg. Vergiss ihn.«
»Der Sattelschlepper mit dem Trailer kann sich nicht einfach in Luft aufgelöst haben, Chef.«
»Da gibt’s ausgedehnte Wälder in diesen Bergen, Martinez. Da ist nicht mal ein Sattelschlepper so leicht zu finden. Dazu brauchten wir schon einen Hubschrauber. Aber ein Hubschraubereinsatz wäre im Moment Zeit- und Geldverschwendung. Schließlich wissen wir noch nicht mal, mit wem wir’s zu tun haben. Was ist, wenn Sanchez ein Schnellfeuergewehr hat und Scheibenschießen auf den Piloten veranstaltet? Dreht um und kommt nach Hause.«
Martinez fluchte stumm. Webster nahm ihm das Handy aus der Hand. »Ich hab ’ne Idee, Chef. Wir warten einfach an der Einfahrt zum Canyon auf Waterson. Falls er zurückkommt und auf den Freeway einbiegt, folgen wir ihm. Dabei kann am helllichten Tag nicht viel passieren.«
»Ich sag’s noch mal, Tom«, konterte Decker. »Waterson entgeht uns nicht. Welchen Sinn sollte es haben, ihm in die Stadt hinterher zu fahren?«
»Bert und ich sind einfach nur neugierig, was der Kerl vorhat nach seinem klammheimlichen Treffen mit Sanchez.«
Am anderen Ende war es still. »Sagt mir, wo ihr warten wollt?«, fragte Decker schließlich. »Und zwar ganz genau.«
»An der Placeteria-Auffahrt zur 14 West«, antwortete Webster. »Das ist nur ein Steinwurf vom Sierra Highway entfernt. Und gut befahren. Gib uns eine Stunde, Chef. Schaden kann’s wirklich nicht.«
Decker zögerte erneut. »Das Handy, das ihr da habt? Könnt ihr damit von dort oben weiter Kontakt halten?«
»Vermutlich nicht«, musste Webster zugeben.
Decker überlegte einen Moment. »Also gut. Ihr wartet an der Placeteria-Auffahrt. Aber eines sage ich euch. Wenn Waterson nicht über die Placeteria kommt, habt ihr striktes Verbot, euch im Canyon auf die Suche nach ihm zu machen. Haltet euch von allem fern, was auch nur annähernd nach einem Hinterhalt aussehen könnte. Habt ihr verstanden?«
»Wir haben verstanden.«
»Wenn ich in einer Stunde noch nichts von euch höre, schick ich ein Überfallkommando aus. Und wenn ich euch das Überfallkommando schicken muss, dann steckt ihr beide ganz tief in der Scheiße. Kapiert?«
»Kapiert. Over und out.« Webster lächelte. »War leichter als ich dachte.« Er trat das Gaspedal durch, dass die Tachometernadel auf über hundert kletterte.
»Warum klebst du der Kiste keine Flügel an und machst den Pilotenschein?« Martinez bekreuzigte sich. »Das nächste Mal fahre ich.«
»Ich will nur den guten Waterson nicht verpassen.«
»Trotzdem wär’s nett, wenn wir heil dort ankämen.«
»Du machst dir zu viel Sorgen.« Webster raste auf die 14 West.
»Hast du ein Fernglas dabei?«, wollte Martinez wissen.
»Im Kofferraum.«
Wenige Minuten später näherte sich der ’Cuda der Placeteria-Ausfahrt. Gerade als Webster den Wagen auf die östliche Ausfahrtsrampe lenkte, entdeckte Martinez den mitternachtsblauen Lincoln.
»Mist!«, zischte er. »Der Lincoln ist gerade auf den Freeway in Richtung L. A. gefahren.«
»Verdammt!« Webster drückte das Gaspedal erneut durch.
Der ’Cuda schoss vorwärts. Die Ausfahrt mündete auf eine einsame Kreuzung. Webster raste bei Rot darüber hinweg, bog nach links, und konnte einem entgegenkommenden Toyota nur um Haaresbreite ausweichen. Der entsetzte Fahrer drückte wild fluchend kräftig auf die Hupe. Webster brachte den schleudernden ’Cuda wieder auf Kurs und fuhr, ohne das Tempo zu drosseln zurück auf den Freeway. »Siehst du den Lincoln?«
»Nein.«
»Mist!«
Ein anderer Wagen wechselte kurz vor dem ’Cuda auf dessen Fahrspur. Webster bremste so abrupt, dass sie beide rücklings in die Polster gedrückt wurden. Er kurbelte die Scheibe herunter und schrie: »Du Arschloch! Ich bring dich um!«
Der Wagen machte ihnen augenblicklich Platz und reihte sich wieder in der rechten Spur ein. Martinez war aschfahl geworden.
»Dieser Bastard!«,
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