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Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Titel: Decker & Lazarus 09 - Totengebet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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wie soll es Ihrer Meinung nach weitergehen, Doktor?«
    »Ich rede mit meinem Anwalt. Ich weiß, was Sie interessiert, Detective Oliver. Sie sind hinter den großen Jungs her. Bitte, haben Sie Geduld. Ich verspreche, Sie bereuen es nicht.«
    Oliver sah Marge an. »Was meinst du?«
    »Wir sollten den Chef fragen.«
    »Gut, wir fragen den Chef.« Oliver zögerte. »Sollen wir ihn erst Mal freilassen?«
    Berger sah Marge hoffnungsvoll an. Sie seufzte. »Er hat uns das Leben gerade verdammt schwer gemacht …«
    »Tut mir Leid«, sagte Berger. »Sehr Leid. Bitte, lassen Sie mich mit meinem Anwalt sprechen. Dann sage ich alles.«
    Marge zuckte erneut die Schultern. »Gut, sehen wir erst mal von einer Verhaftung ab. Aber das müssen Sie schon irgendwie rechtfertigen.«
    Berger lächelte. »Keine Sorge. Sie werden zufrieden sein.«
    »Das letzte Mal, als das jemand zu mir sagte, hat man mir einen Haufen Mist vorgesetzt. Komm, gehen wir!«

27
    Im Raum mit der durchsichtigen Seite der Spiegelwand lehnte sich Decker gegen den Tisch und beobachtete, wie sich Myron Berger mit seinem Anwalt beriet. Nicht, dass es da noch viel zu besprechen gegeben hätte. Die Vereinbarung stand schon seit Stunden. Das FBI sicherte Dr. Berger Straffreiheit zu wegen Daten-Diebstahls und Betrugs, und Berger seinerseits stellte sich dafür als Kronzeuge zur Verfügung. Gegen Berger gab es zwar offiziell keinen Haftbefehl, aber die Polizei hatte sich das Recht vorbehalten, ihn anzuklagen, falls Informationen und Beweise auftauchten, die das rechtfertigten.
    Marge nippte an ihrem Kaffee. »Geht meine Uhr vor oder ist es schon sieben?«
    »Deine Uhr geht nicht vor.«
    »Wo die Zeit bloß bleibt?«
    »Das weiß ich auch nicht!« Decker massierte sich den Nacken. »Morgen Abend beginnt der Sabbat. Ich kann’s kaum erwarten.«
    »Steht die Einladung für Sonntag noch?«, fragte Marge.
    »Selbstverständlich.«
    »Ich weiß, dass Rina die Essensvorschriften strikt einhält. Deshalb bringe ich in dieser Richtung lieber nichts mit. Aber wie wär’s mit Blumen?«
    »Bestens.«
    Decker trank aus einer Thermosflasche, ohne die Szene auf der anderen Seite der verspiegelten Wand aus den Augen zu lassen. Berger hatte Justin Dormán als Anwalt gewählt, Dormán war Ende dreißig, mit weizenfarbenen Haaren, schickem Haarschnitt und tief liegenden braunen Augen. Seine klaren Züge verrieten nichts. In seinem Fischgrätanzug wirkte er eher harmlos. Dabei hatte er für Berger optimale Bedingungen ausgehandelt. Decker war beeindruckt gewesen.
    Der Arzt dagegen war keine Pokernatur. Sein Anzug war zerknittert, und er hatte eine Rasur dringend nötig. Aber vor allem wirkte Berger todmüde und erschöpft. Vierzehn Stunden im OP waren weniger anstrengend für ihn, als das, was er hier erlebte.
    »Warum bist du überhaupt hier und nicht drüben, wo die Action ist?«, wandte sich Decker an Marge.
    »Kein Bedarf!« Marge warf ihren Plastikbecher in den Papierkorb. »Wenn der Deal erst mal gemacht ist, ist man sowieso nur noch Zuhörer. Und Zuhören kann ich von hier aus gemütlicher. Vor allem brauche ich hier nicht die Klappe zu halten.« Ihr Blick schweifte zur Szene auf der anderen Seite hinüber. Die Tür ging auf, die Show begann.
     
    Oliver betrat das Vernehmungszimmer. Er kam in Begleitung von Mitch Saugust, dem stellvertretenden Staatsanwalt. Auch Saugust war erst in den Dreißigern, allerdings weniger gut frisiert und gekleidet als der Anwalt. Er war groß, aber nicht muskulös, hatte hängende Schultern und einen deutlichen Bauchansatz über der Gürtellinie. Nachdem er Dormán begrüßt hatte, setzte er sich. Oliver nahm links neben ihm Platz.
    Saugust sah Oliver an. »Wir sind soweit, Doktor. Wie steht’s mit Ihnen?«, begann Scott.
    Berger bot ein Bild unendlicher Erschöpfung. »Tja, wo soll ich anfangen?«
    Im Raum war es sehr still.
    »Ich habe fast fünfundzwanzig Jahre mit Azor gearbeitet. Nur wenige haben uns für ein Team gehalten. Die meisten wussten, dass der Schein trog. Und vor allem ich habe uns nie so gesehen. Azor hatte immer den Ton angegeben, war der Boss gewesen. Schon damals in Harvard, während unserer gemeinsamen Studienzeit.«
    Er holte tief Luft.
    »Ungefähr vor zehn Jahren hat Azor noch mal die Schulbank gedrückt und seinen Doktor in Biochemie gemacht. Mein zusätzlicher Doktor in Chemie hatte ihn immer verunsichert. Wenn wir über die Zusammensetzung von Medikamenten gesprochen haben, speziell über Cyclosporin-A-Analoga, war er oft

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