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Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Titel: Decker & Lazarus 09 - Totengebet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Speichen eines Rades ausgingen, erinnerten Decker an biblische Leprahöhlen – isoliert, dunkel und unheimlich still. Keine menschlichen Geräusche waren zu hören. Nur die hohen Summtöne und das Piepen elektronischer Geräte, die sich gelegentlich einschalteten, störten die Stille.
    Decker lehnte sich gegen die Wand, ließ seine Blicke kreisen, fasziniert von dieser supermodernen Medizin. Jemand tippte ihm auf die Schulter. Er richtete sich auf und drehte sich um.
    Eine kräftige junge Schwester mit muskulösen Oberarmen und frischem, rosigem Teint stand vor ihm. In einem anderen Leben hätte sie gut und gern ein Milchmädchen sein können. »Dr. Berger kommt sofort«, flüsterte sie. »Möchten Sie einen Kaffee?«
    »Nein, danke«, erwiderte Decker ebenso leise. Das Namensschild der Schwester wies sie als »Tara« aus. »Ich bestehe praktisch nur noch aus Kaffee. Was macht Dr. Berger jetzt eigentlich noch?«
    »Wie bitte?«
    Decker räusperte sich. »Es ist fast drei Uhr morgens. Schlafen die meisten Patienten denn nicht?«
    »Er macht nur die übliche Runde um zwei Uhr morgens«, antwortete Tara. »Normalerweise nehmen wir, die Schwestern, um diese Zeit die letzten Daten auf und verteilen die nötigen Medikamente im Auftrag des Arztes. Aber Dr. Berger wollte sich mit Dr. Sparks’ Patienten vertraut machen. Damit soll der Übergang erleichtert werden, so gut das eben möglich ist.« Sie schluckte hart. »Schreckliche Geschichte.«
    »Entsetzlich.«
    »Wer tut nur so was? Es ist unbegreiflich.«
    »Keine Ahnung, Madam.« Decker beugte sich näher zu ihr. »Sie haben nicht zufällig einen Verdacht, oder?«
    »Keinesfalls!« Tara senkte den Blick. »Das heißt, Gedanken habe ich mir schon gemacht. Aber die sind unwichtig.«
    »Erzählen Sie sie mir trotzdem.«
    Sie machte den Mund auf und wieder zu. Dann begann sie mit konzentriertem Gesichtsausdruck: »Also, für mich klingt das alles so, als sei der Doktor diesmal an die falsche Person geraten.«
    Decker runzelte die Stirn. »Was meinen Sie mit ›geraten‹?«
    »Nun ja, manchmal denkt ein Autofahrer, ein anderer Verkehrsteilnehmer brauche Hilfe, und gerät an einen Verbrecher. So was könnte ihm passiert sein. Ist das keine Möglichkeit?«
    Decker nahm sein Notizbuch zur Hand. »Wissen Sie denn, ob Dr. Sparks je Leute im Wagen mitgenommen hat?«
    »Anhalter jedenfalls nicht. Aber er war jemand, der half, wo immer er konnte. Und er war Arzt.«
    »Und das soll heißen?«
    Tara senkte die Stimme zu einem Wispern. »Nehmen wir an, er glaubte, es sei ein Unfall passiert. Er hätte umgehend angehalten, um Erste Hilfe zu leisten, verstehen Sie?«
    Das klang mehr als plausibel. »Fahren Sie fort!«, forderte Decker die Schwester auf.
    »Nehmen wir weiter an, der Unfall war nur gestellt – von Gangstern, die vorhatten, einen arglosen Autofahrer zu überfallen und auszurauben. Ein Mann wie Dr. Sparks hätte selbstverständlich angehalten und wäre dann überfallen und verschleppt worden.« Sie fröstelte. »Ein schrecklicher Gedanke.«
    »Wissen Sie, ob Dr. Sparks je Unfallhilfe geleistet hat?«
    »Ja, einmal hat er es sicher getan. Damals hatte eine Autofahrerin einen Herzinfarkt am Steuer.« Sie hielt inne. »Alle haben am nächsten Tag darüber geredet, jemand hat sogar einen Witz daraus gemacht.«
    »Einen Witz?«
    »Richtig. Der ging so: Die schlechte Nachricht ist, du hattest einen Herzanfall am Steuer deines Wagens. Die gute, Dr. Sparks war gerade in der Nähe. Und das richtige Unfallopfer hatte tatsächlich großes Glück. Sie hätte nicht überlebt, hätte Dr. Sparks nicht angehalten.« Tara dachte kurz nach. »Aber das war nicht der einzige Witz, der die Runde gemacht hat.«
    »Was wurde noch erzählt?«
    »Alle haben darüber gewitzelt, Dr. Sparks habe heimlich einen Unfallscanner im Wagen.«
    Decker schrieb hastig. »Warum?«
    »Das weiß ich nicht genau. Vielleicht meinte man, er sei ganz scharf drauf zu erfahren, ob irgendwo in seiner Nähe ein Unfall passiert war. Weil er so erpicht darauf war, zu helfen. Eine seiner berühmtesten Vorlesungen handelt davon, wie wichtig die ersten Minuten bei der Behandlung eines Infarkts sind. Dr. Sparks’ Leidenschaft war es, Menschen zu retten. Man kann vielleicht sagen, er hatte einen Retterkomplex. Wenn jemand Hilfe brauchte, war er da. Ach, da ist ja Dr. Berger. Entschuldigen Sie mich.«
    Tara hastete davon.
    Dr. Berger eilte behände auf Decker zu. Er hatte eine rundliche, kompakte Figur, war

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