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Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Titel: Decker & Lazarus 09 - Totengebet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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mittelgroß, Anfang sechzig mit Hängebacken, einer Knollennase und vollen, wulstigen Lippen. Seine Augenlider waren über faltigen Tränensäcken halb geschlossen. Er bot ein Bild der Erschöpfung. Die kahle Rundung seines Schädels glänzte rosarot und schweißfeucht über dem schmalen weißen Haarkranz. Seine elegante Kleidung wirkte ebenso zerknittert wie der ganze Mann.
    »Ich bin wirklich sehr beschäftigt, Lieutenant.«
    »Das weiß ich, Dr. Berger. Ich halte Sie nur ein paar Minuten auf.«
    Berger nickte. »Gehen wir auf den Flur hinaus.« Auf dem Weg nach draußen sagte er: »Tara, was zum Teufel ist in 4D los?«
    Tara sah hinter der Theke der Schwesternstation auf. »Wie meinen Sie das, Dr. Berger?«
    »Wo ist Mrs. Gooden?«
    »Sie ist gestern nach 6B verlegt worden.«
    »Wer hat das veranlasst? Dr. Sparks?«
    »Ja, Sir.«
    »Dann legen Sie sie wieder hierher. Ich möchte alle meine Patienten auf einer Station wissen, verstanden?«
    »Soll ich Mrs. Gooden jetzt umbetten?«, fragte Tara erstaunt.
    »Um acht Uhr morgen früh natürlich!«, raunzte Berger. »Es sei denn sie hat Herzflimmern. Dann lassen Sie sie, wo sie ist, bis sich ihr Zustand stabilisiert hat. Man darf doch annehmen, dass ich zumindest über eine Station allein verfügen kann. Dr. Sparks hat schließlich fünf belegt.«
    Tara blinzelte nervös. »Ja, Sir.«
    Berger warf einen Blick zurück auf Decker. Die Röte stieg ihm in die Backen. »Hier entlang, bitte.«
    Decker folgte Berger auf den Flur hinaus.
    »Vielleicht kommt es Ihnen kleinkariert vor, aber es erleichtert mein Leben ungemein, alle meine Patienten zusammen zu haben.«
    Decker sagte nichts.
    Berger rieb sich die Augen. »Was wollen Sie von mir? Ich habe dem anderen Polizisten, Wooster oder Werber …?«
    »Webster.«
    »Richtig. Der Südstaaten Sonnyboy. Ich habe ihm schon erzählt, dass ich mit meiner Frau in Tustin gewesen bin. Nachdem ich davon gehört hatte, bin ich sofort zurückgekommen. Was wollen Sie denn jetzt noch von mir?«
    »Ich versuche nur einen Zeitplan aufzustellen, wie und wann Dr. Sparks …«
    »Ich habe gesehen, wie Dr. Sparks zusammen mit Dr. Decameron gegen Viertel vor acht gestern Abend gegangen ist. Also kann ich Ihnen nur raten, sich an Dr. Decameron zu halten. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen. Ich muss hier eine Klinik leiten.«
    Er machte Anstalten, sich zu entfernen. »Ein Glück für das New Chris, dass sie Ersatz für Dr. Sparks gefunden haben. Und so schnell«, bemerkte Decker.
    Berger blieb abrupt stehen und wirbelte herum. »War das zynisch gemeint?«
    »Nein.« Decker verzog keine Miene. »Nur dass alle sagen, Sparks sei einmalig gewesen. Ist doch eine glückliche Fügung, dass Sie in seinem Team waren und nun in dieser kritischen Situation seine Aufgaben übernehmen können.«
    Berger wurde dunkelrot. »Ich behaupte nicht, Dr. Sparks ersetzen zu können, Sir. Aber dies ist ein Haus voller Patienten, und jemand muss sich um sie kümmern.«
    »Selbstverständlich«, pflichtete Decker ihm bei. »Dr. Decameron spricht in den höchsten Tönen von Ihnen. Er hält Sie für einen ausgezeichneten Chirurgen.«
    Berger starrte Decker an. »So? Tut er das?«
    »Tut er.«
    »Dann muss ich ihm für das entgegengebrachte Vertrauen danken. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen …«
    »Übernehmen Sie auch in Zukunft die Testreihen von Curedon für die Gesundheitsbehörde, Dr. Berger?«
    Berger spitzte die Lippen. »Ich weiß nicht. Darüber habe ich noch nicht nachgedacht.«
    »Ich frage mich nur, ob Curedon nicht eher Dr. Decamerons Domäne ist.«
    »Ganz und gar nicht …«
    »Liegt doch eigentlich nahe, oder? Immerhin ist Dr. Decameron – und übrigens auch Dr. Fulton – ein Wissenschaftler, der sich allein auf die Forschungsarbeit konzentriert hat. Sie dagegen sind praktizierender Chirurg …«
    »Halten Sie die Luft an, Lieutenant!« Berger hob die Hand. »Da haben Sie einiges missverstanden. Aber ich habe jetzt keine Zeit, das richtig zu stellen.«
    »Wann haben Sie denn Zeit für mich?«, erkundigte sich Decker. »Ich möchte mich nicht mit falschen Vorstellungen belasten. Könnte sein, dass ich sonst die falschen Schlüsse ziehe.«
    Berger warf Decker ein böses Lächeln zu. »Ich habe zu arbeiten. Kommen Sie wieder, sagen wir eine halbe Stunde vor der Sechs-Uhr-Visite. Dann rede ich mit Ihnen.«
    Decker sah auf die Uhr. Es war Viertel nach drei Uhr morgens. Berger war nicht der Einzige, der zu arbeiten hatte. »Gut, dann bis halb

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