Decker & Lazarus 09 - Totengebet
Witz sein, Detective?«
»Ja, Sir«, gestand Oliver. »Ich nehme alles zurück.«
Shockley starrte ihn wütend an. Oliver hob die Hände. »Nichts für ungut.«
Shockley lehnte sich zurück. »Außerdem würden Sie mit den Testdaten sowieso nichts anfangen können«, fuhr er fort. »Wie wollen Sie diese Unmengen von Zahlenreihen interpretieren?«
Im Klartext: Ihr Blödmänner würdet sie sowieso nicht verstehen. Laut sagte Marge: »Was halten Sie von Sparks’ dritter Kollegin, Elizabeth Fulton?«
»Mit ihr hatte ich nie zu tun.«
»Nie?«, fragte Oliver.
»Ich glaube, ich sagte nie, Detective.«
»Sie haben viel Geld darauf verwendet, ein Medikament wie Curedon zu entwickeln und für den Markt zu präparieren, stimmt’s?«, mischte sich Oliver ein.
»Es zu erforschen und zu vervollkommnen«, verbesserte Shockley.
»Selbstverständlich. Sparks hat das Medikament entwickelt.«
»Ja, das hat er.«
»Nehmen wir mal an, Sie geben Unmengen Geld für die Entwicklung eines Medikaments aus, das sich letztendlich als Niete erweist. Was passiert dann?«
»Wir konzentrieren uns auf das Nächste.«
»Sie nehmen einen großen Verlust einfach so hin?«, hakte Oliver nach.
»Wir verfolgen andere Ziele«, sagte Shockley.
»Wie bleiben Sie da im Geschäft?«
»Unsere Gewinne sind größer als unsere Verluste.«
Marge fiel etwas ein, das Decameron erwähnt hatte.
»Wir wissen alle, dass es eine Million unterschiedlicher Markennamen für dieselbe Aspirintablette gibt, richtig?«, warf sie ein.
»Ich habe mir nie über all die verschiedenen Acetylsalicyl-Kombinationen den Kopf zerbrochen. Daher kann ich Ihre Frage nicht beantworten.«
»Jetzt werden Sie aber spitzfindig, Doktor«, bemerkte Oliver.
»Ich bin nur genau.«
Marge ließ sich nicht so leicht abwimmeln. »Was geschieht, wenn sich ein Medikament als sicher und wirksam erweist, aber eben nicht wirksamer als die Präparate, die bereits in den Regalen liegen?«
»Oder in den Apotheken zu haben sind«, ergänzte Oliver.
»Vermarkten Sie das Medikament trotzdem?«, fragte Marge.
»Das kann ich nicht beantworten, Detective.«
»Nicht mal annähernd?«, erkundigte sich Marge.
Shockley lächelte, sagte jedoch nichts.
»Mal ehrlich, warum sollten Pharmafirmen so viel Geld ausgeben, um ein Präparat auf den Markt zu bringen, wenn es keinen wirklichen Fortschritt gegenüber den Mitteln darstellt, die bereits im Handel sind?«, gab Marge zu bedenken.
»Warum haben wir tausend verschiedene, geradezu himmelschreiend wirkungslose Präparate?«, warf Oliver ein. »Oder tausend verschiedene Zahnpastamarken?«
»Oder tausend verschiedene Cola-Sodas, Detectives.« Shockley machte die Apostrophierung mit den Fingern, als er tausend sagte. »Oder all die unterschiedlichen Zigarettenmarken, Kaffees, Orangensäfte, Joghurts et cetera, et cetera.«
»Jedem Tierchen sein Pläsierchen«, bemerkte Oliver.
»Ich hätte es nicht besser ausdrücken können«, sagte Shockley.
»Ist Curedon wirksamer als das, was bereits auf dem Markt ist?«, wollte Oliver wissen.
»Jetzt sind wir wieder da, wo wir angefangen haben, Detective.«
»Werden die Tests fortgeführt, jetzt, da Dr. Sparks tot ist?«
»Das kann ich nicht mit Sicherheit sagen«, erwiderte Shockley. »Aber ich sehe keinen Grund, weshalb sie nicht fortgeführt werden sollten.«
»Und Sie arbeiten weiterhin mit Dr. Decameron zusammen?«
»Im Augenblick ist gar nichts sicher«, antwortete Shockley. »Diese ganze Polizei-Posse kam für uns alle völlig überraschend.«
»Unsere Polizei-Posse?«, wiederholte Marge. »Meinen Sie damit vielleicht den Mord an Dr. Sparks?«
»Sie haben’s erfasst, Detective.« Shockley ging zur Tür. »Ich habe gelegentlich noch was zu arbeiten. Wenn Sie nichts dagegen haben … Es wird spät. Rufen Sie mich an, falls Sie noch Fragen haben. Sollte ich nicht verfügbar sein, hinterlassen Sie Ihre Fragen bei meiner Sekretärin.«
Marge und Oliver wechselten einen Blick. Das war ein ziemlich unverblümter Rauswurf. Oliver zuckte mit den Schultern. Sie standen beide auf und dankten Shockley für das Gespräch.
»Fährst du? Oder soll ich fahren?«, fragte Marge.
Oliver warf ihr die Schlüssel zu. »Viel haben wir nicht erfahren, was?«
Marge schloss den Wagen auf, setzte sich hinters Lenkrad und streckte die Hand aus, um die Beifahrertür zu entriegeln. Als Oliver neben ihr Platz genommen hatte, ließ sie den Motor an. »Wir haben erfahren, dass Decameron Berger bei den
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