Decker & Lazarus 09 - Totengebet
vereinbarte Gewinnbeteiligung erhalten?«
Oliver lächelte. »Das ist eine rein hypothetische Frage.«
Shockley verzog keine Miene. Falls seine Halsmuskeln allerdings noch mehr anschwollen, platzte ihm der Kragen. »Mit wem haben Sie gesprochen?«
»Mit vielen Leuten«, erwiderte Marge.
»Alle sagen dasselbe.«
»Aber niemand kennt die genauen Zahlen«, fuhr Marge fort. »Nicht, dass wir die exakten Zahlen wissen wollen …«
»Das ist gut, Detective«, erklärte Shockley. »Denn Zahlen gehen Sie gar nichts an.«
Oliver runzelte die Stirn. »Ich habe schon befürchtet, dass Sie das sagen würden. Lassen Sie mich eins fragen, Dr. Shockley. Sind Sie eigentlich auch Kardiologe wie Dr. Sparks?«
Ein flüchtiges Lächeln umspielte Shockleys Lippen. »Ich habe einen Doktor in Pharmakologie und Chemie.«
»Das war aber mal eine direkte und schnelle Antwort«, lobte Oliver. »Versuchen wir’s weiter. Soviel ich weiß, hat Fisher/Tyne Curedon für die nationale Gesundheitsbehörde getestet. Wie geht so was eigentlich?«
»Ich weiß nicht, wie Sie das meinen?«, konterte Shockley.
»Sie testen das Medikament für die Gesundheitsbehörde, korrekt?«, sprang Marge ein.
»Korrekt.«
»Um das Mittel zu testen, brauchen Sie Patienten.«
»Korrekt.«
»Woher kriegen Sie die Patienten?«
»Das sind vertrauliche Informationen.«
»Wir fragen nicht nach Namen und Institutionen«, erklärte Oliver. »Wir möchten lediglich wissen, wie Sie zu diesen Patienten kommen. Haben Sie irgendwo eine firmeneigene Klinik? Oder überreden Sie die Ärzte anderer Krankenhäuser, das Medikament auszuprobieren?«
»Wir überreden Ärzte zu gar nichts.«
»Wir fragen uns nur, wie Sie es schaffen, dass Patienten da mitmachen?«, wollte Marge wissen.
»Auch das geht Sie nichts an.«
Oliver atmete hörbar aus und lehnte sich auf dem harten Sofa zurück. »Sie sind nicht sehr informativ.«
»Sie stellen Fragen, die Firmeninternas betreffen. Ich bin weder in der Lage, noch habe ich die Absicht, Ihnen zu antworten.«
Marge wandte sich an Oliver. »Vielleicht sollten wir uns diese Fragen für Dr. Decameron aufsparen? Wetten, dass er darüber Bescheid weiß?«
Shockley schnaubte gereizt.
»Ah, Sie kennen Dr. Decameron also«, sagte Oliver. »Das bedeutet, dass Sie mit ihm zusammengearbeitet haben. In welcher Eigenschaft?«
»Wenn Dr. Decameron der Polizei gegenüber so freimütig ist, warum fragen Sie ihn nicht selbst?«
»Es ist Ihnen also recht, wenn wir uns nur auf seine Aussagen verlassen?«, bemerkte Oliver. »Für uns ist das okay.«
»Was soll das denn wieder heißen?«
»Das heißt, Doktor, falls Sie Meinungsverschiedenheiten mit Dr. Decameron haben, liegt Ihnen vielleicht daran, Ihre Seite darzulegen.«
»Wir haben keine Meinungsverschiedenheiten«, erklärte Shockley. »Vielleicht persönliche Konflikte.«
»Verstehe.« Oliver strich sich übers Haar. »Sie mögen keine Schwulen.«
Marges Augen wurden groß. Shockley zuckte zusammen. »Ich habe nicht gesagt …«
»Gut, Sie haben’s nicht gesagt«, fuhr Oliver fort. »Sparen wir uns diesen ganzen datenschützlerischen Kram, Doktor. Er macht aus seiner Homosexualität kein Hehl. Im Gegenteil. Er ist stolz darauf.«
»Daran ist nichts auszusetzen«, bemerkte Marge.
»Absolut nichts. Jeder ist der, der er ist, und wir alle wissen, wer Decameron ist.« Oliver beugte sich näher zu Shockley. »Reggieboy hat mich nur ein bisschen verunsichert, wenn er in meiner Nähe war. Und dieser Zustand wäre vermutlich noch unangenehmer, wenn ich geschäftlich mit ihm zu tun hätte. Hatten Sie geschäftlich mit ihm zu tun, Doktor?«
Oliver lehnte sich zurück und wartete, gab Shockley Gelegenheit, ihn ausgiebig zu mustern. Er hoffte, den Manager bei seinen Ängsten und Schwächen zu packen. Denn Männer wie Shockley waren Personen des öffentlichen Lebens; sie wagten es nie, Vorurteile zuzugeben, es sei denn in den sicheren, getäfelten Wänden ihrer Herrenclubs.
Shockley musterte Oliver. Er schien nicht zu wissen, wie er reagieren sollte.
Marge griff ein, spielte die gute Polizistin, bot Shockley den dringend ersehnten Ausweg aus der Zwickmühle. »Hatten Sie beruflich mit Dr. Decameron zu tun, Dr. Shockley?«
Shockley zögerte einen Moment. »Ein paar Mal.«
»Inwiefern?«
Shockley schien seine Möglichkeiten abzuwägen, reden oder nicht reden, das war hier die Frage. »Nach Dr. Sparks ist Dr. Decameron derjenige, der am meisten mit unseren Versuchen beschäftigt
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