Decker & Lazarus 09 - Totengebet
Curedon-Tests ersetzt hat. Wenn wir Shockley glauben können, dass er sich Sparks gegenüber nie über Berger beschwert hat, möchte ich wissen, weshalb Sparks Berger ausgetauscht und von den Tests fern gehalten hat.«
»Stimmt. Das ist immerhin etwas.«
Marge lenkte den Funkwagen vom riesigen Areal des Parkplatzes. Sie bog nach links auf den verkehrsarmen Boulevard ein, der zum Freeway führte. »Ich frage mich, wie Berger zu Mute war, als man ihn von den Curedon-Tests ausgeschlossen hat.«
»Vielleicht war es Bergers eigene Entscheidung.«
»Unsinn. Sparks hatte alle Fäden in der Hand, besonders was Curedon betraf. Der Rest hat nur gehorcht.«
»Dann war Berger wütend auf Sparks, weil er diesen Tausch vorgenommen hat?«
»Möglich.«
»Wäre das ein Mordmotiv?«
»Und wenn es um Geld ging? Wenn jeder, der mit Sparks an Curedon gearbeitet hat, am Gewinn beteiligt war?«
Marge nahm die Auffahrt zum Freeway 405 in nördliche Richtung. »Eines sage ich dir Scott! Geld und Menschen mit übersteigertem Ego – das ergibt eine explosive Mischung.«
»Du hast ja so Recht. Hab selten Leute erlebt, die derart von sich überzeugt sind.«
»Schätze, wenn du lange genug Gott gespielt hast, fängst du an, selbst dran zu glauben.« Marge wechselte auf die Überholspur. »Shockley hat also Decameron Berger vorgezogen«, fügte Marge nachdenklich hinzu. »Das sagt eine Menge.«
»So ist es. Berger muss für Gordon Shockley ein Hemmschuh gewesen sein, der ihn verdammt gedrückt hat, wenn ihm ein schwuler Scharfmacher wie Decameron lieber ist.«
»Ach übrigens, Scotty …« Marge rutschte nervös auf ihrem Sitz hin und her. »Das wollte ich noch sagen. Glaubst du es war klug, Decamerons Homosexualität zur Sprache zu bringen?«
Oliver grinste. »Jedenfalls hat Shockley das Thema aus dem Konzept gebracht. War ihm gar nicht wohl in seiner Haut. War ein Schuss ins Blaue, Marge. Irgendwie musste ich ihn doch aus der Reserve locken. Und es hat funktioniert. Dem Lackaffen ist das selbstgefällige Lächeln vergangen. Und er hat zu plaudern angefangen.«
»Was, wenn er Decameron alles brühwarm erzählt?«
»Na, wenn schon?« Oliver griff nach der alten Thermosflasche und trank einen Schluck lauwarmen Kaffee. »Möchtest du, dass ich Decameron gleich reinen Wein einschenke? Ich tu’s, Marge. Bringt mich kein bisschen in Verlegenheit. Ich sage ihm ins Gesicht, dass ich Shockley gesagt habe, er sei schwul. Wie ich Decameron kenne, ist er sogar stolz drauf.«
»Da bin ich nicht so sicher.« Marge dachte kurz nach. »Ist dir eigentlich gar nichts peinlich, Scotty?«
»Mir ist eine ganze Menge peinlich, Marge. Ich sag dir nur nicht, was es ist.«
Marge lächelte. »Zu peinlich, was?«
Oliver erwiderte ihr Lächeln. »Viel zu peinlich.«
13
Er wartete bereits, als Rina mit dem Volvo auf den Parkplatz fuhr. Sie hielt neben seinem alten Toyota und zögerte auszusteigen. Sie trug ein dunkelbraunes Wollkleid, das ihre Knie knapp bedeckte. Das Haar hatte sie hochgesteckt und unter einer schokoladenbraunen Baskenmütze verborgen. Sie fand sich dem Anlass entsprechend genau richtig gekleidet. Außerdem war sie ungeschminkt. Sollte er ruhig alle Linien und Sorgenfältchen sehen, die das Leben hinterlassen hatte.
Rina stieg aus, straffte die Schultern und schnippte eine unsichtbare Fussel vom Rock. Sie versuchte, ihn nicht zu auffällig zu mustern, und tat es dennoch.
Er war älter geworden, was ihm gut stand. Silbersträhnen mischten sich in sein dunkles Haar, besonders an den Schläfen. Haarschnitt und Haarlänge schienen unverändert, die Spitzen berührten knapp die Schulter. Seine grünen Augen blickten so durchdringend ruhig und aufmerksam wie immer hinter einer randlosen Brille. Sein Gesicht wirkte schmaler, die Schultern dagegen breiter, die Figur reifer und männlicher. Auch wenn die Belastungen der vergangenen Stunden nicht spurlos an ihm vorübergegangen waren, war Abram Matthew Sparks noch immer ein gut aussehender Mann.
Abram Sparks stand gegen seinen Wagen gelehnt, hob den Blick zum Himmel und verbarg die Hände in den Taschen. »Danke, dass du gekommen bist.«
Ihre Augen wurden feucht. »Es tut mir so Leid, Bram.«
»Mir auch.«
Dieser Schmerz in seiner Stimme!
Er sah sie an und schlug die Augen nieder. »Du siehst bezaubernd aus, wie immer. Die Ehe bekommt dir gut. Wie lange ist es her, dass du den Bund geschlossen hast? Fünf Jahre?«
»Genau fünf Jahre.«
»Dann ist es ungefähr … sechs Jahre her,
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