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Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List

Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List

Titel: Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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an der Stirn, die andere am Oberarm.
    Verrückte Sitte.
    Doch das urtümliche Ritual zeigte Wirkung. Jeden Morgen, wenn Decker die Riemen anlegte, dachte er über Gott nach, und sei es auch nur für einen kurzen Augenblick. Über Rabbiner Shulmans Erklärungen, die schönen Allegorien, die er benutzt hatte … Die Kapsel auf der Stirn sollte daran erinnern, daß Gott dem Menschen Verstand geschenkt hat, die Kapsel auf dem Oberarm war Mahnung, die rohe Kraft der Muskeln durch den Geist zu bändigen.
    Aber seltsam sah er schon aus. Was seine Kollegen wohl denken würden, wenn sie ihn so sähen, in Lederschnüre gewickelt wir für irgendwelche SM-Sexspiele. Er dachte darüber nach, während er die Schnüre löste und sich von der symbolischen Knechtschaft befreite.
    Das Telefon klingelte. Der Dienstapparat. Noch halb gefesselt nahm er den Hörer ab. »Decker.«
    Es war Strapp. »David Garrison ist vor zehn Minuten tot in seiner Wohnung aufgefunden worden. Sieht nach einer Überdosis aus.«
    Decker unterdrückte einen Fluch. Gottes Name ruhte noch an seiner Stirn. »Wer hat ihn gefunden?«
    »Die Putzfrau.«
    »Ist sie sicher, daß er tot ist?«
    »Kalt wie russischer Wodka.«
    »Eine Überdosis. Lassen Sie mich raten. Er hat die Spritze dekorativ in der Hand.«
    »Die liegt neben ihm.«
    »Jeanine hat sie …«
    »Es gibt keinerlei Hinweise, daß Jeanine Garrison dort war.«
    »Da irren Sie sich, Sir. Wir haben konkrete, felsenfeste Beweise dafür, daß Jeanine in der Wohnung war.«
    »Wovon reden Sie?«
    »Von David Garrisons Leiche. Die ist der Beweis.«
    »Decker …«
    »Ich komme hin.«
    »Wir sehen uns am Tatort.«
    Er duckte sich unter dem gelben Absperrband durch – er war der erste Detective, aber nicht der erste Polizist am Tatort. Vier Beamte standen da, einer sprach mit einer jungen Latinofrau in weißer Uniform, die sich die Arme rieb. Neben ihr stand ein Eimer mit Putzmitteln, Lappen und Bürsten. Decker zeigte seine Dienstmarke und ging hinüber zur Leiche.
    Garrison lag auf dem Rücken, Arme und Beine gekrümmt – so wie er gefallen war oder wie man ihn platziert hatte. Sein Kopf war in den Nacken gebogen, der Mund stand offen. Blondes Haar umrahmte sein graues Gesicht, fiel in die offenen Augen mit den schon erstarrten Pupillen. Links neben ihm lag ein umgeworfener Stuhl, rechts die Spritze und eine Aderpresse. Er trug Jeans und T-Shirt. In der Ellenbeuge befanden sich zwei Einstiche an der Stelle, die Junkies bevorzugen, bis die Gefäße dort zerstört sind, dann weichen sie auf den Handrücken aus, auf die Beine, die Füße, den Bauch und schließlich überallhin, wo sie eine Arterie spüren.
    Eine häßliche Angelegenheit.
    Decker hörte ein Knirschen, blickte sich um. Ein Rollstuhl durchbrach das Absperrband, als hätte er ein Rennen gewonnen. Der Fahrer wirkte ausgesprochen muskulös. Blonde Locken, gepflegter Dreitagebart.
    Wade Anthony.
    Hinter ihm kam Jeanine – mit aufgerissenen Augen, aufgesperrtem Mund, gekleidet in einen Jogginganzug.
    »Davids Vermieterin hat angerufen!« schrie sie an niemand Bestimmten gerichtet. »Was ist hier los?«
    Decker trat ihr einen Schritt entgegen, versperrte die Sicht auf die Leiche. »Madam, würden Sie bitte einen Moment draußen warten?«
    Wut blitzte in ihren Augen auf. »Was machen Sie hier!« zischte sie.
    »Ms. Garrison …«
    »Aus dem Weg! Aber sofort!«
    Anthony Wade mischte sich ein. »Kann uns mal jemand erklären, was hier vorgeht?«
    »Gern, Sir, aber bitte draußen.«
    »Aus dem Weg!« Jeanine stürzte sich auf Decker und prallte von seiner Brust ab. An dem Fleck auf seinem Hemd sah er, daß sie Make-up trug, einschließlich Grundierung. Sie trug auch Ohrringe und war parfümiert.
    Zwei Beamte, ein Mann und eine Frau, kamen gerannt. Schoben sich zwischen Decker und Jeanine. Stellten sich breitbeinig, mit verschränkten Armen hin. »Zurück, Madam!« befahl die Polizistin.
    Jeanine fuchtelte mit den Armen, schrie: »Du verdammter Hurensohn, du Bastard!«
    »Zurück!« wiederholte die Polizistin.
    »Ich will meinen Bruder sehen, und dieses Schwein läßt mich nicht durch!«
    »Ms. Garrison, hören Sie mir zu!« rief Decker.
    »Raus hier, du Dreckskerl!«
    In diesem Moment kam Strapp herein. Jeanine drehte sich um. »Schaffen Sie mir dieses Monster aus dem Weg. Der will mich nicht zu meinem Bruder lassen. Der will ihn gegen mich aufhetzen. Das hat David selbst gesagt. Die Polizisten haben eine Gehirnwäsche mit ihm gemacht!«
    »Ms. Garrison«,

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