Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen
Ameisenhaufen im Makrokosmos. Und alle warteten darauf, dass etwas passierte.
»Wir könnten die Hälfte der Leute nach Hause schicken, ohne irgendwas zu riskieren«, sagte Decker.
»Mindestens die Hälfte«, stimmte McCarry zu. »Was für eine Geldverschwendung.« Zu Marge sagte er: »Meine Techniker verbinden Ihr Telefon mit unserem Aufzeichnungsgerät und müssten in fünfzehn Minuten damit fertig sein. Bleiben Sie bitte hier, falls jemand Sie anruft.«
»Und wir sollten uns in der Zwischenzeit mal das angebliche Loch im Zaun ansehen, Loo«, meinte Oliver. »Rausfinden, ob es überhaupt existiert. Ich hab ein Fernglas im Kofferraum.«
»Klar, mach das, Scott. Man kann nie wissen.« Zu McCarry gewandt, fuhr Decker fort: »Hat irgendjemand vom FBI eine Ahnung, ob an den Türen und Fenstern des Komplexes tatsächlich Sprengladungen angebracht sind?«
»Nein«, antwortete McCarry.
Oliver mischte sich ein. »Die Frau am Telefon hat gesagt, Bob sei dabei, den Zaun unter Strom zu-setzen. Ich frag mich, ob er das nicht bereits getan hat. Vielleicht mit einem Schalter. Wir stürmen los, denken, alles ist bestens, Bob sieht uns am Zaun rummachen, stellt den Strom an und röstet uns.«
Aber Decker sah in die Ferne.
»Wo siehst du hin?«, fragte Marge.
»Da drüben, schräg links … direkt vor der Absperrung.« Decker zeigte auf einen Punkt neben dem Pressebereich. »Sieht aus, als gäb’s da ein Sicherheitsproblem.«
Mehrere Uniformierte verhörten eine Frau in Jeans, schwarzem Rollkragenpullover und roten Turnschuhen.
Es war mehr als ein Verhör; sie hatten ihr Handschellen angelegt. Sie wippte auf den Füßen. Bei näherem Hinsehen war zu erkennen, dass sie aufstampfte.
Ihre Körpersprache war die einer jungen Frau … die Energie, mit der sie sich bewegte. Sie war dünn, hatte langes, strähniges braunes Haar. Sie schien etwas zu brüllen, aber Decker konnte nichts verstehen. Innerhalb von Sekunden war sie von Polizisten umringt, verschwand hinter einer Wand aus blauen Uniformen. Dann schleppten zwei Männer sie weg, ihre roten Schuhe schleiften über den Boden.
»Komm, Scott. Das sehen wir uns mal genauer an«, rief Marge.
Oliver trank den letzten Schluck Kaffee. »Bin schon da, Babe.«
Decker schaute den beiden nach. Er sah, wie sie ihre Dienstmarken vorzeigten und mit den Beamten sprachen, während die Frau unsanft in einen Polizeiwagen geschoben wurde. Zuerst schien Marge abwesend zu nicken. Doch dann veränderte sich ihr Gesichtsausdruck. Selbst aus dieser Entfernung sah Decker, dass sie die Augen aufriss.
Der Polizeiwagen fuhr los. Oliver schoss nach vorn und stellte sich ihm in den Weg. Marge rannte hin und schlug mit der flachen Hand gegen das Beifahrerfenster. Decker hörte sie brüllen, konnte aber nichts verstehen. Der Polizeiwagen bremste abrupt. Marge riss die hintere Tür auf und beugte sich hinein.
Ohne ein Wort rannte Decker auf das Auto zu. Hinter sich hörte er McCarry. Offenbar war ihm derselbe Gedanke gekommen.
Als Marge versuchte, ihr aus dem Auto zu helfen, wehrte sich das Mädchen und trat nach allen Seiten.
»Nimm deine dreckigen Pfoten weg!«
»Ganz ruhig.«
»… komm hierher, riskiere mein Leben, und ihr Idioten wollt mich festnehmen!«
»Die Beamten wussten nicht …«
»Dann hätten sie den Mund halten und zuhören sollen! Ich hab’s gewusst, ich hätt nicht zurückkommen sollen!« Das Mädchen versuchte immer noch, sich aus Marges Griff zu befreien. »Lass mich los, du Idiotin.«
Marge ließ los, das Mädchen stolperte rückwärts und landete auf dem Po. Wortlos half Marge ihr hoch.
Das Mädchen verstummte kurz, fuchtelte mit den Händen. »Könnt ihr mich nicht von diesen verdammten Sado-Maso-Fesseln befreien?«
»Ich bin auf Ihrer Seite«, sagte Marge.
»Hör zu, wenn du was erreichen willst, dann nimm mir diese Handschellen ab!«
Atemlos blieb Decker vor dem Mädchen stehen, dachte an das einzige, unscharfe Foto von Andromeda, das er gesehen hatte. Es konnte hinkommen. »Sind Sie Lauren Bolt?«
»Kommt drauf an, wer das wissen will«, antwortete das Mädchen trotzig. »Wer sind Sie?«
»Lieutenant Peter Decker – LAPD. Wo ist Lyra?«
»Das geht Sie überhaupt nichts an.«
»Sagen Sie mir nur …« Decker keuchte immer noch. »Sagen Sie, dass ihr nichts passiert ist. Bitte. Ich möchte nur von Ihnen hören, dass es ihr gut geht.«
Zum ersten Mal schien das Mädchen die Besorgnis zu spüren. »Es geht ihr gut.«
»Ist sie in Sicherheit?«
Sie
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