Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen
lassen.«
»Sie können Lyra nicht gekannt haben, bevor Sie dem Orden beitraten«, sagte Decker. »Wahrscheinlich hatten Sie sie nie zuvor gesehen. Sie wuchs im Orden auf. Was hat Sie dazu veranlasst?«
Sie verschränkte die Arme. »So bin ich eben! Immer auf der Seite der Schutzlosen. Die Art Kind, die streunende Katzen und aus dem Nest gefallene Vögel mit nach Hause bringt.« Lauren sah weg, das Gesicht immer noch voller Traurigkeit. »Ich kann nicht aufhören, an die anderen Kinder zu denken.«
»Geht mir genauso«, sagte Marge. »Waren Sie sich der Gefahr bewusst, als Sie dem Orden beitraten?«
Lauren zuckte die Schultern. »Reuben hat es mir ziemlich genau geschildert. Er riet mir ab. Er sagte mir, wie gefährlich es werden könnte. Dass Pluto mich auf Schritt und Tritt überwachen würde. Dass ich bestraft werden würde, verprügelt, wenn ich nicht absolut gehorchte. Er sagte, Bob würde sich an mich ranmachen, weil ich jung und hübsch sei. Ich müsste mit ihm schlafen, und wenn ich es nicht täte, würde es mir schlecht ergehen. Er sagte, es könnte gut sein, dass ich nie wieder rauskäme. Und er könne mir nicht helfen – niemand könne das weil der Orden hermetisch abgeriegelt ist. Ich sollte es mir gut überlegen … nicht nur einige Tage lang, sondern Monate lang. Was ich auch tat.«
»Aber Sie haben es trotzdem getan«, stellte Decker fest.
»Ich habe Reuben einfach nicht geglaubt. Diese Arroganz war eine Hilfe. Wenn ich wirklich gewusst hätte, was …« Sie sah weg. »Ich hatte mit Kindern gearbeitet – Kindern aus den Slums – sehr zum Entsetzen meiner Mutter.« Sie sah Decker an. »Waren Sie bei meiner Mutter?«
Decker schüttelte den Kopf.
»Eine Mini-Ceese. Ich bin in einer Familie aufgewachsen, die der Meinung ist, Menschen sollten nur mit Vanille-Geschmack zur Welt kommen. Als ich entdeckte, dass Schokolade auch nicht schlecht ist, fing ich an, über Maureens Kind nachzudenken. Niemand von der Familie interessierte sich für das Schicksal der Kleinen – Nächstenliebe beginnt zu Hause.«
Eine Träne lief ihr über die Wange, während sie zum Bunker hinübersah.
»Es frisst mich auf. Da drinnen sind gute Menschen, Sir. Anständige Menschen, die am falschen Ort nach Gott suchen. Sie sind nicht schlecht. Und Jupiter auch nicht. Ja, der Mann war ein Psychopath, aber ihm ging es mehr um seine Visionen als um Macht. Die wirklich Schlimmen sind die vier, die unter ihm standen – Pluto, Nova, Venus und Bob. Sie haben ja keine Ahnung.«
Oliver zog seinen Notizblock raus. »Offenbar nicht, wenn Sie sagen, dass Nova ein Pädophiler war.«
Sie konzentrierte sich auf Scotts Gesicht. »Nova, der Kinderschänder.«
»Mir kam er wie ein Schwächling vor.«
»Das sind die meisten Pädophilen«, schnappte Lauren. »Wie ist er gestorben?«
»Wahrscheinlich verblutet«, sagte Decker. »Jemand hat ihn zerstückelt und in einen der Küchenschränke auf der Farm des Ordens gestopft. Die Ortspolizei hält den Farmarbeiter Benton wegen Mordverdacht fest. Sagt Ihnen der Name etwas?«
Lauren schüttelte den Kopf. »Ich wusste nicht mal, dass der Orden eine Farm besitzt.«
»Sie gehörte Jupiter. Jetzt gehört sie vermutlich seiner Tochter Europa. Benton führt die Farm; allerdings glaube ich nicht, dass er Nova umgebracht hat. Ich halte eher Bob für den Täter.«
»Klingt logisch«, sagte Lauren. »Nachdem unser Vater Jupiter – nachdem Emil Ganz starb, hat sich Bob wie eine Kakerlake vorgearbeitet.«
»Für mich war Pluto immer die Kakerlake«, meinte Oliver.
»Pluto ist eher der Tyrannosaurus Rex. Er trampelt alles nieder, was ihm in den Weg kommt.«
Bob als Kakerlake und Pluto als Tyrannosaurus Rex. Interessant. Auch Decker hätte gedacht, es sei umgekehrt.
Marge fragte: »Warum sollte Bob einen Schwächling wie Nova umbringen?«
»Weil Bob Spaß daran hat, Leute umzubringen«, sagte Lauren.
Alle verstummten.
»Trotzdem, da muss noch mehr dahinter stecken.« Decker hielt inne und ging im Kopf noch mal den ursprünglichen’ Fall durch. Ihm kam ein Gedanke. »Jupiter wurde gegen fünf Uhr früh tot in seinem Bett aufgefunden. Eine halbe Stunde später hat Nova den Totenschein ausgestellt. Und kurz danach hat Europa die Polizei angerufen.« Wieder hielt er inne. »Eine Frau aus dem Orden hat ihr telefonisch mitgeteilt, ihr Vater sei tot. Venus war es nicht.«
Decker warf ihr einen scharfen Blick zu. Lauren biss sich auf die Lippe.
»Kommen Sie, Lauren. Sie hätten nicht ohne Hilfe
Weitere Kostenlose Bücher