Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen
angenommen hatte. Sie hatte telefonisch Kontakt mit ihrem Vater gehalten, war mit einem der Mitglieder liiert und die beste Freundin der Gespielin ihres Vaters gewesen. Außerdem erinnerte sie sich an Pluto, wenn auch nicht gerade freundlich. Und das war nur das, was sie zugegeben hatte. Wer weiß, womit sie noch hinterm Berg hielt. »Erklären Sie mir die verrückten Theorien Ihres Vaters«, bat er.
Sie seufzte schwer. »Dad hatte ein paar verschrobene Theorien über Teleportation und Zeitmaschinen zum Transport in alternative Universen – eine Kombination aus H. G. Wells und Beam mich hoch, Scotty.« Wieder ein Seufzer. »Was aber keine Relevanz für Ihre Ermittlungen hat.«
»Das könnte sogar sehr relevant sein«, widersprach Decker. »Vielleicht hat er beschlossen, sein Leben zu beenden, weil er glaubte, sich mit einer Zeitmaschine an einen besseren Ort befördern zu können.«
»Und wenn schon, wieso sollte das für die Polizei relevant sein?«
»Weil wir sicherstellen müssen, dass niemand dem Beispiel Ihres Vaters folgt. Ich will kein neues Heaven’s Gate – nirgendwo, und schon gar nicht in meinem Bezirk.«
»Wie wollen Sie das verhindern?«
»Bei den Erwachsenen können wir das nicht. Aber bei Kindern ist das etwas anderes.«
»Ich verstehe, worauf Sie hinauswollen. Also betrachten Sie es doch als Selbstmord.«
»Noch ist alles offen«, sagte Decker emotionslos. »Vor allem, da Ihr Vater Feinde hatte.«
»Die hatte er allerdings.«
»Kommen wir auf die Theorien Ihres Vaters zurück … waren sie in irgendeiner Form wissenschaftlich fundiert?«
»Selbstverständlich. Bevor mein Vater verschwand, hatte er über Wurmlöcher gearbeitet – Dinge, mit denen sich unmittelbare Zeitreisen, voraus oder in die Vergangenheit sowie Reisen mit Überlichtgeschwindigkeit erklären ließen.«
Decker runzelte die Stirn. »Okay.«
»Sie lesen keine Science-Fiction-Romane, Lieutenant?«
Decker lächelte. »Wie Han Solo die Sache mit der Warpgeschwindigkeit in seinem Millenniumfalken hingekriegt hat, das hat mir gefallen.« Er beugte sich vor. »Was bewegt sich schneller als Licht?«
»Unentdeckte subatomare Partikel namens Tachionen …«
»Unentdeckt?«
»Sie sind dort draußen. Wir haben sie nur noch nicht gefunden. Außerdem Photonen, die von denselben elektromagnetischen Wellen stammen. Subatomare Partikel namens Kaonen bewegen sich rückwärts in der Zeit. Durch sie sehen wir das Ergebnis eines Ereignisses, bevor das Ereignis tatsächlich stattfindet.«
»Ich kann Ihnen nicht folgen«, sagte Decker. »Mir wurde beigebracht, dass sich nichts schneller bewegt als das Licht.«
»Damit meinen Sie sicher, man hat Ihnen beigebracht, dass sich nichts so schnell bewegt wie elektromagnetische Strahlung. Sichtbares Licht ist nur ein kleiner Teil des Spektrums. Es gibt ultraviolette Wellen, Mikrowellen, Radiowellen, Infrarotwellen … klingelt es da bei Ihnen?«
»Nein.«
»Na gut, ich versuche, Ihnen eine Zusammenfassung der Physik des zwanzigsten Jahrhunderts in wenigen Sätzen zu geben.«
»Ich schreibe mit.«
»Unterbrechen Sie mich, wenn ich zu schnell bin.« Sie trank den Rest ihres Kaffees aus. »Jahrelang basierte die Physik auf den drei Newtonschen Bewegungsgesetzen. Das zweite Gesetz behandelt die Umlaufbahnen der Himmelskörper. Die Tatsache, dass manche der Umlaufbahnen nicht mit Newtons Berechnungen übereinstimmten, störte niemanden. Sie fügten nur einen Zufallsfaktor, eine willkürliche Zahl hinzu, durch die sich die Mathematik der Physik anpasst.«
»Das kann man machen?«
Sie lachte leise. »Ist nicht gerade ideal – ungefähr so, als ob man einen Würfel in ein rundes Loch zwängt –, aber die Physiker machen das mit Theorien, die fast funktionieren, bis jemand mit einer Theorie kommt, die besser funktioniert. Newtons Theorien funktionierten für die meisten Fälle, warum sich dann mit den paar Ausnahmen herumschlagen? Irgendwas stimmte nicht, aber niemand wusste, wie man es beheben konnte.«
»So was kenne ich auch.«
»Kann ich mir vorstellen.« Europa beugte sich vor. »Dann kam Einstein, der uns in die moderne Welt einführte. Seine Theorie der Raumkrümmung erklärt die Folgewidrigkeit der Newtonschen Planetengesetze. Aber dem Laien ist Einstein besser bekannt durch seine bemerkenswerte Relativitätstheorie. Sie veränderte unser Zeitkonzept von etwas Absolutem und Unveränderlichem hin zu etwas Relativem, Veränderlichem.«
»Und das bedeutet?«
Sie schien daran gewöhnt
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