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Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen

Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen

Titel: Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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hat. Damals haben meine Brüder und ich kindische Fantasien ausgesponnen und meinem Vater eine exotische Entschuldigung für sein unmögliches Benehmen gegeben.«
    Aber Decker blieb beharrlich. »Wie hat Ihr Vater Karrieren zerstört? Hat er Experimente sabotiert? Sich die Forschungsergebnisse anderer angeeignet?«
    Europa sah aus dem Fenster. »Nein, nichts Illegales. Wenn er das getan hätte, wäre er nicht so gefürchtet gewesen. Er benutzte einfach die entsprechenden Kanäle. Um die Macht meines Vaters zu verstehen, muss man sich in der akademischen Welt auskennen.«
    »Ich habe gehört, deren moralische Verantwortlichkeit liegt irgendwo zwischen der Politik und Hollywood«, sagte Decker.
    »Genau.« Europa lächelte gequält. »In akademischen Kreisen ist die Verbindung mit den richtigen Leuten lebenswichtig. Und Dad war jemand, den man kennen musste. Seine Zustimmung bedeutete Prestige. Er war im Vorstand vieler wissenschaftlicher Institutionen und Zeitschriften. Ein anerkennendes Wort von ihm konnte eine Karriere fördern, genau wie eine gut platzierte spöttische Bemerkung sie um zehn Jahre zurückwerfen konnte. Während seiner Zeit als Wissenschaftler hat Dad viel mehr Kritik verteilt als Lob. Mit einer einzigen abfälligen Bemerkung hat er vielversprechende Wissenschaftler ruiniert. Einige von Dads früheren Kollegen haben mich darüber aufgeklärt, wie abgrundtief sadistisch er war, wie viel Vergnügen es ihm bereitete, das Lebenswerk eines anderen zu vernichten.«
    Sorgfältig formulierte Decker die nächste Frage. »Von all den Menschen, die Ihr Vater … gekränkt hat …«
    »Ruiniert.«
    »Ist Ihnen jemand Bestimmtes in Erinnerung geblieben?«
    »Nein. Meine älteren Kollegen könnten Ihnen vielleicht weiterhelfen.«
    »Ich werde mich umhören«, sagte Decker.
    »Sich an Kollegen meines Vaters zu wenden, könnte dem Betreten von Feindesland gleichkommen. Jetzt, wo er tot ist, vielleicht nicht mehr. Ich denke, sie haben ihre Rache gehabt, als sie Zeuge seines Niedergangs in der Kosmologie wurden. Seit Emil Euler Ganz zum Gespött wurde, konnten Dads Feinde seine Kritik an ihrer Arbeit in Zweifel ziehen.«
    Sie schien verbittert zu sein. Decker fragte: »Hat man Ihnen bei Ihrem Einstieg in die akademische Welt das Verhalten Ihres Vaters vorgeworfen?«
    Europa dachte kurz nach. »Ein paar haben das sicher getan. Den meisten tat ich einfach nur Leid. Als Kind wurde ich von ihm verlassen. Als Wissenschaftlerin war ich nun mit diesem peinlichen Verrückten namens Vater Jupiter geschlagen. Tatsächlich hatte mein Vater schon lange, bevor er Jupiter wurde, sein wissenschaftliches Ansehen verloren.«
    »Wieso das?«
    »Bereits vor seinem plötzlichen Abgang hatte er sich irgendwelchen exzentrischen Theorien verschrieben. Bei unseren wenigen Unterhaltungen wirkte sein wissenschaftlicher Verstand so scharf wie immer. Aber wir hielten die Gespräche neutral, sprachen nie über seine Theorien.« Sie stand auf und schenkte sich Kaffee nach. »Die heute übrigens nicht mehr so verrückt sind wie damals.«
    »Was für verrückte Theorien?«, fragte Decker.
    Europa kehrte zu ihrem Schreibtisch zurück. »Das ist eine ebenso lange wie komplizierte Geschichte.«
    »Ich habe Zeit.«
    »Wie viel verstehen Sie von Physik?«
    »Ich weiß, dass Newton drei Bewegungsgesetze aufgestellt hat.«
    »Das ist doch schon was.«
    »Darauf hat mich übrigens jemand aus dem Orden gebracht.«
    »Wer?«
    »jemand namens Bob.«
    »Ach …« Sie schien ihn zu kennen. »Groß, dünn … ich glaube, er hat einen Bart.«
    »Einen Schnurrbart.« Decker bemühte sich, seine Überraschung zu verbergen. »Hat er auch einen Nachnamen?«
    »Der ändert sich dauernd. Als ich ihn kannte, nannte er sich Robert Ross.«
    Decker notierte sich den Namen. »Woher kennen Sie ihn?«
    »Hier von der Universität. Wir haben zusammen studiert – sind sogar ein paar Monate miteinander gegangen. Er war ein fanatischer Bewunderer von Emil Ganz, dem Wissenschaftler. Da mein Vater verschwunden war, war ich seine einzige Verbindung zu dem großen Mann. Aber als Dad dann als Jupiter wieder auftauchte, zog es Bob schnurstracks an die Quelle. Früher hatte er mal einen funktionierenden Verstand. Inzwischen hat er bestimmt nur noch Matsch im Hirn.«
    »Auf mich machte er einen durchaus vernünftigen Eindruck. Aber wer weiß.«
    Europa zuckte die Schultern. »Mag sein.«
    Decker warf ihr einen raschen Blick zu. Europa stand dem Orden längst nicht so fern, wie er

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