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Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen

Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen

Titel: Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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zu sein, Menschen zu verwirren. »Worte werden dem nicht gerecht. Die Mathematik ist wunderschön, aber das hilft Ihnen auch nicht. Wie gesagt, unterbrechen Sie mich bitte, wenn ich zu schnell bin.«
    »Keine Bange, das werde ich. Fahren Sie fort.«
    »Na gut. Ich erkläre es Ihnen anhand des Standardbeispiels: Stellen Sie sich einen Zug vor, der von einem Bahnsteig abfährt. Jemand, der auf dem Bahnsteig steht, hat den Eindruck, dass er still steht und der Zug sich bewegt, stimmt’s?«
    »Stimmt.«
    »Aber für jemanden, der im Zug sitzt, scheint es so, als stünde der Zug still und der Bahnsteig würde sich bewegen.«
    »Wir wissen jedoch, dass der Zug sich bewegt.«
    »Nur weil uns beigebracht wurde, dass es der Zug ist, der sich bewegt.«
    »Aber der Zug bewegt sich wirklich. Er fährt von einem Ort zu einem anderen. Der Bahnsteig rührt sich nicht von der Stelle.«
    »Im Weltraum, Lieutenant, können Sie nicht wissen, was sich tatsächlich bewegt und was nicht. Sie können immer annehmen, dass Sie sich bewegen und der andere still steht.«
    »Aber wenn man sich bewegt, dann bewegt man sich«, widersprach Decker.
    »Tut mir Leid. Bewegung ist relativ. Genauso wie Zeit, Entfernung und Masse. Und je schneller Sie sich bewegen, desto relativer ist es. Bei geringer Geschwindigkeit spielt der Relativitätsfaktor keine große Rolle. Nehmen wir an, Sie fahren mit sechzig Meilen pro Stunde auf dem Freeway, und ich stehe mit einem Platten am Straßenrand, weil ich keine Zeit hatte, meine abgefahrenen Reifen in der Werkstatt wechseln zu lassen. Wenn Sie um ein Uhr mittags an mir vorbeisausen, welche Zeit zeigt dann meine Autouhr an?«
    »Gar keine, weil Ihr Motor abgeschaltet ist«, sagte Decker.
    Europa lachte. »Das war keine Fangfrage, Sir.«
    Decker grinste jungenhaft. »Ein Uhr.«
    »Hervorragend.«
    »Vielen Dank.« Decker merkte, dass sie viel lockerer wurde, wenn sie über wissenschaftliche Phänomene sprach. Gut. Je entspannter die Leute waren, desto mehr plauderten sie aus.
    Europa fuhr fort: »Aber wenn sich Ihr Tempo der Lichtgeschwindigkeit nähert, verändert sich alles. Nehmen wir mal an, Sie befinden sich in einem Raumschiff und fliegen mit neunzigprozentiger Lichtgeschwindigkeit. Für Sie sieht im Inneren Ihres Raumschiffes alles normal aus. Die Uhr geht pünktlich, die Dimensionen Ihres Raumschiffs sind unverändert, und Ihre Kleidung passt Ihnen nach wie vor. Soweit alles klar?«
    »Kein Problem.«
    »Aber von einem anderen Raumschiff aus, das ebenfalls durch den Weltraum fliegt, wirkt Ihr Raumschiff um die Hälfte verkürzt, Ihre Uhr scheint nur halb so schnell zu gehen, und Sie sind doppelt so schwer.«
    »Sie sagen also, dass hohe Geschwindigkeit alles verzerrt. Das leuchtet mir ein.«
    »Aber jetzt kommen wir zum entscheidenden Punkt der Relativität. Ihnen erscheint alles in Ihrem Raumschiff normal. In Ihren Augen ist es der andere, der verzerrt ist. Seine Uhr geht langsamer, sein Raumschiff ist kürzer, und es ist zweimal so schwer. Für Sie ist er verzerrt. Aber ihm erscheinen Sie verzerrt.«
    »Und wer hat Recht?«
    »Alle beide.«
    »Eine salomonische Auffassung der Physik«, stellte Decker fest.
    Wieder lächelte sie. »Es kommt auf die Perspektive an.«
    »Um auf Ihren Vater zurückzukommen«, meinte Decker, »wollen Sie damit sagen, dass seine Theorien der Teleportation auf Einsteins Relativitätstheorie basiert? Dass er meinte, er könne sich von einem Ort zum anderen transportieren, weil alles relativ ist?«
    »Genau genommen spielte Einstein keine entscheidende Rolle für die Theorien meines Vaters.«
    »Da gibt es also noch mehr.« Decker hielt den Bleistift hoch. »Schießen Sie los, Doktor. Ich bin bereit.«
    Sie lachte leise. »Einsteins Theorien lösten eine Revolution aus, waren aber noch nicht das letzte Wort zur Kosmologie. Diese Ehre gebührt der Quantenphysik.«
    »Werde ich jetzt endgültig als Dummkopf dastehen?«
    »Ich mache es möglichst einfach«, sagte Europa. »Es gibt zwei sehr unterschiedliche Möglichkeiten, Licht oder jede Art elektromagnetischer Strahlung zu betrachten. Newton behauptete, dass sich Licht wie eine Welle verhält, fortlaufend und endlos ist, ansteigt und fällt, Spitzen und Täler hat. Alles klar soweit?«
    »Ja.«
    »Die Quantentheorie besagt, dass das Licht keine Welle ist, sondern kleine, aus Photonen genannten Teilchen bestehende Päckchen oder Bündel. Zwei einander widersprechende Theorien – Licht als Welle, Licht als Teilchen.«
    »Darf ich

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