Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen
Schande für Ihre Abteilung!«
»Sie ist eine gute Polizistin«, erwiderte Oliver entschieden.
»Sie ist niederträchtig!« Nova ahmte sie nach: »›Das heißt, Sie haben seine Füße auf Hühneraugen untersucht?‹ Sie hat nicht die geringste Ahnung, was ein Fußpfleger ist oder was er tut. Wir sind hervorragend ausgebildet.«
»Das bezweifle ich nicht«, besänftigte ihn Oliver. »Aber wir sind beunruhigt, weil Sie nicht sofort die Polizei verständigt haben.«
»Was spielt das für eine Rolle?«, fragte Nova. »Die Polizei ist ja offensichtlich benachrichtigt worden.«
»Haben Sie sie gerufen?«, wollte Oliver wissen.
Nova wurde nervös. »Nein.«
»Aber jemand hat es getan. Haben Sie eine Ahnung, wer das war?«
»Mir wurde gesagt, es sei Ganz’ Tochter gewesen – Europa.«
»Irgendeine Vermutung, wer sie angerufen hat?«
»Nein.«
Aber er wand sich, als er das sagte. Oliver hakte nicht nach … noch nicht. »Wer hat Sie zu Jupiter gerufen?«
»Bruder Pluto. Er bat mich festzustellen, woran Jupiter gestorben ist … damit wir unseren Brüdern und Schwestern etwas sagen konnten. Ich musste innerhalb von Sekunden entscheiden, was die Todesursache war. Vergessen Sie nicht, auch ich war wie betäubt. Schockiert! Obwohl Vater Jupiter mir nie schwächlich vorkam, war er immerhin schon über siebzig. Ein Herzinfarkt erschien mir da nicht abwegig. Ich wusste, falls mehr dahinter steckte, würde es sich später schon zeigen.«
Oliver kratzte sich an der Nase. »Was meinen Sie mit mehr, Sir?«
Nova stotterte: »Na ja, falls der Tod durch etwas anderes als einen Herzanfall ausgelöst wurde.«
»Hat Sie die leere Schnapsflasche nicht stutzig gemacht?«
Wieder zögerte Nova. »Alkohol kann einen Herzanfall auslösen, besonders bei einem älteren Mann.«
»Hat Vater Jupiter getrunken?«
»Nur gelegentlich ein Glas Wein.«
»Aber für gewöhnlich keine ganze Flasche Wodka.«
»Natürlich nicht … zumindest nicht, soweit ich weiß.«
»Heißt das, er könnte getrunken haben, aber Sie wissen nichts davon?«
Die Nervosität des Fußpflegers wurde stärker. »Ich habe Vater Jupiter nie als unmäßig erlebt. Außerdem wissen Sie nicht, wie viel Alkohol er zu sich genommen hat. Die Flasche kann auch innerhalb eines ganzen Jahres ausgetrunken worden sein.«
»Der Autopsiebericht wird zeigen, wie hoch sein Blutalkohol war«, sagte Oliver.
»Dann schlage ich vor, dass Sie Ihre Fragen bis dahin verschieben.«
»Wir stellen unsere Fragen lieber gleich. Die Erinnerung ist dann noch frischer.«
»Es gibt nichts weiter zu sagen. Ich habe den Totenschein ausgestellt, weil er tot war.«
Oliver starrte ihn an. »Wie sind Sie an einen offiziellen Totenschein gekommen? Die gibt es nur im Büro des Coroners. Wieso hatten Sie überhaupt welche hier?«
»Das weiß ich nicht. Aber wir haben sie.«
Oliver bemerkte, dass Nova an ihm vorbeischaute und seinem Blick auswich.
Der Fußpfleger sagte: »Vielleicht hätte ich es als natürlichen Tod eintragen sollen. Aber wenn mehr daran ist, dann ist mir ungewollt ein Fehler unterlaufen.«
Marge kam zurück. »Ungewollt im Gegensatz zu gewollt?«
Nova sagte nichts, machte nur ein mürrisches Gesicht.
»Übrigens haben Sie die Todeszeit mit fünf Uhr zweiunddreißig angegeben«, sagte Marge. »Sie sagen, Sie seien gegen fünf gerufen worden. Was haben Sie in dieser halben Stunde gemacht?«
Nova sah sie triumphierend an. »Eine gründliche Untersuchung braucht eben Zeit, Detective.« Er wandte sich an Oliver. »Sonst noch etwas? Ich habe noch andere Verpflichtungen.«
Marge warf ein: »Haben Sie eine Ahnung, wer Europa von Jupiters Tod informiert haben könnte?«
»Darüber haben Ihr Kollege und ich bereits gesprochen.«
»Bitte beantworten Sie die Frage.«
»Nein, ich weiß nicht, wer Europa angerufen hat.«
Aber Marge bemerkte, dass Bruder Nova rot geworden war.
10
Der richtige Zeitpunkt war entscheidend. Als Decker noch darüber nachdachte, ob es klug sei, das Thema beim Essen anzuschneiden, kam ihm Sammy zuvor. »Hat Ima dir von meiner Entscheidung wegen Israel erzählt?«
Deckers Gabel schwebte in der Luft. »Hat sie.«
»Und was hältst du davon?«
Jetzt gab es kein Zurück mehr. Decker leerte die Gabel und kaute langsam; seine Ellbogen ruhten auf der Tischplatte aus Kirschholz – eine seiner Tischlerarbeiten aus der Junggesellenzeit. Er hatte den Tisch gerade fertig gebaut, als er Rina kennen lernte, und die Platte hatte dank ihrer unermüdlichen Pflege
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