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Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen

Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen

Titel: Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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ihm … oder dir.« Decker hielt kurz inne. »Hast du eine Meinung dazu?«
    »Ich hätte ihn gern diesseits der grünen Grenze.«
    »Warum hast du das dann nicht gesagt?«
    »Ich fand, einer ist genug. Warum sollen beide auf ihn einreden?«
    »Das hat nicht zufällig etwas mit Loyalität gegenüber dem Andenken deines Mannes zu tun, oder?«
    Rina war bestürzt. »Du bist mein Mann, Peter. Deine Meinung ist ausschlaggebend für mich. Ich dachte, das wäre inzwischen klar.«
    Decker rieb sich die Stirn. »Tut mir Leid.«
    Sie beugte sich vor und gab ihm einen Kuss. »Es war ein langer Tag, was?«
    »Ja.«
    »Und dann kommen nachher auch noch Marge und Scott. Du arbeitest zu schwer.«
    »Mag sein.«
    »Sollen wir hinterher eine kleine Tour mit dem Porsche machen? Die Jungs können auf Hannah aufpassen.«
    »Aber nur, wenn du mir versprichst, den Porsche nicht als Naziauto zu bezeichnen.«
    Rina lächelte. »Ich versprech’s.«
    Decker grummelte: »Eine Fahrt wohin? Zum neuen Haus?«
    »Ich hab ein paar Tapetenmuster in der Küche hängen.«
    »Und so was schlägst du als Entspannung vor? Tapeten für die Küche auszusuchen?«
    »Wenn du dich ordentlich benimmst – ich weiß, das ist sehr viel verlangt –, zeige ich dir vielleicht auch die neue Matratze im Schlafzimmer.«
    Decker lachte leise. »Tja, das eröffnet ganz neue Möglichkeiten.«
    »Allerdings.«
    Er lächelte. »Du hast wirklich großartige Ideen, weißt du das?«
    Rina streichelte seine Hand. »Ich hab eben den Dreh raus.«
     
    Decker führte sie ins Wohnzimmer, weil dort der Fernseher und das Videogerät standen. Marge setzte sich aufs Sofa, Oliver in einen Sessel. Rina blieb stehen, neugierig, aber schweigend.
    Decker legte die »geborgte« Videokassette ein.
    Jupiter erschien auf dem Bildschirm. Er wirkte jünger als siebzig; wahrscheinlich war das Video schon älter. Es hatte die Körnigkeit alten Materials.
    Alle sahen schweigend zu. Fünf Minuten vergingen, dann zehn. Immer noch sagte keiner ein Wort.
    Ganz’ Haar war silbrig-weiß, aber noch sehr dicht. Er hatte ein paar Falten im Gesicht, doch seine Haut wirkte straff. Sie hatte einen Farbton, der zwischen rot und orange schwankte, und schien zu schimmern, was aber vermutlich an der Aufnahmequalität lag. Seine Augen – ein undefinierbares Blau-Grün-Grau-Schwarz – blitzten, während er sprach. Obwohl der Guru direkt in die Kamera sah, war er schwer zu verstehen. Seine Stimme schien willkürlich lauter und leiser zu werden, unabhängig von dem, was er sagte.
    Um die Wahrheit zu sagen, selbst nach fünfzehn Minuten war Decker noch nicht klar, worauf der Mann hinauswollte.
    Es hatte etwas mit Wohltätigkeit und Pflicht, Liebe und Ehre zu tun. Seine Sprache war größtenteils blumig und diffus. Und doch hatte er etwas Magnetisches. Eine starke Ausstrahlung und Persönlichkeit. Decker sagte: »Der Mann ist eindeutig von etwas besessen.«
    »Begreift ihr, was er sagt?«, fragte Oliver.
    »Ist nicht wichtig«, erwiderte Marge. »Der versteht bestimmt selber nicht, was er sagt. Aber er hat etwas Fiebriges.«
    »Halleluja!«, sagte Oliver. »Die Dummen sterben nicht aus.«
    Marge sah zu Decker. »Wie lang ist das Band?«
    »Keine Ahnung.«
    »Der Mann kann wirklich reden – und das nonstop.«
    »Vielleicht wurde das Band geschnitten.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Rina. »Mir kommt es ungeschnitten vor.« Sie lächelte. »Es liegt daran, dass er auf einer Kanzel steht. So was kann selbst einen Taubstummen in einen Vielredner verwandeln.«
    »Da sagst du was«, meinte Marge. »Im Gottesdienst hatte ich immer das Gefühl, der Pastor würde nie fertig.«
    »Wirklich?« Rina lächelte. »Und ich dachte, das gilt nur für Rabbis an Jom Kippur. Begeistert darüber, dass sie endlich mal vor vollem Haus sprechen können.«
    Auch Decker lächelte. »Ich seh schon, keiner von euch ist je bei einem Erweckungstreffen der Baptisten gewesen. Das dauert keine Stunden, sondern Tage.«
    Während Rina auf den Fernseher sah, runzelte sie die Stirn, konzentrierte sich auf die nur schwer verständlichen Worte. »Das kommt mir bekannt vor.« Sie wiederholte die Worte. »›Fürwahr, wie ich es erwog, so geschieht es, und wie ich es beschlossen habe, so kommt es zu Stande.‹ Kannst du das noch mal zurückspulen, Peter?«
    »Kein Problem.« Peter hielt das Band an, spulte zurück und drückte auf Play. Rina hörte sich Ganz’ Predigt aufmerksam an.
    Der große Jupiter sprach mit Stentorstimme. Sein unnatürlich

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