Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen
Gelände befand, beorderte Pluto alle in den Tempel.
Decker war als Erster da, Oliver und Marge kamen ein paar Minuten später.
»Ich weiß nicht, was dieses Treffen bringen soll«, maulte Oliver.
»Ich auch nicht«, stimmte Decker zu. »Hat jemand Lyras Mutter befragt?«
»Sie redet nicht, Loo«, sagte Marge. »Sie schaukelt nur hin und her und brabbelt vor sich hin. Und das ist kein Theater.«
Oliver fügte hinzu: »Die ist echt neben der Tasse.«
»Tja, dann sind wir hier nicht mehr von Nutzen«, sagte Decker. »Wenn wir annehmen, dass Lyra entführt wurde, ist die Befragung ihrer Großeltern der nächste Schritt.«
»Nehmen wir an, dass Lyra entführt wurde?«, fragte Marge.
»Ich weiß es nicht«, erwiderte Decker.
»Mir kommt es so vor, als würde jemand versuchen, den Verein hier zu demontieren – erst Jupiter, dann die junge Frau und das Kind.«
»Was haben die Vermissten mit Jupiters Selbstmord zu tun?«, wollte Marge wissen.
»Ich weiß nicht, ob da ein Zusammenhang besteht«, antwortete Oliver. »Es könnte so sein, wie Pluto behauptet – dass jemand die Verwirrung nutzte, um das Kind oder die Frau oder beide zu entführen.«
»Hat einer von euch den Namen der Großeltern erfahren?«, fragte Decker.
Marge schüttelte den Kopf. »Ich war mit der Befragung der Mädchen beschäftigt.« Sie seufzte. »Sie tun mir so Leid. Eingesperrt in dieser leblosen Welt aus Teilchenphysik und Relativitätstheorie. Was ist nur aus Schulbällen, Tanzvergnügen und Footballspielen am Freitagabend geworden?«
Decker nickte, weil ihm schon oft ähnliche Gedanken gekommen waren, wenn er an die Schule seiner Söhne dachte. Die Jungen hatten von sieben Uhr bis siebzehn Uhr dreißig Unterricht, dazu noch Extrastunden an zwei Abenden der Woche. Es war eine gemischte Schule, doch die Klassen waren nach Geschlechtern getrennt. Kein Wunder, dass ein so »aufgeheizter« Junge wie Jacob die Schule schwänzte, um mit einem Mädchen rumzuschmusen. Aber Decker würde das Rina gegenüber niemals aussprechen. Gewisse Dinge waren tabu und mussten auch so bleiben, damit die Ehe hielt. Rinas Religiosität war so tief verwurzelt wie die Gene, die für ihr schwarzes Haar verantwortlich waren.
»Keines der Kinder, mit denen ich gesprochen habe, kann sich erinnern, dass Lyra mit zu Terras Klasse gegangen ist«, berichtete Oliver. »Was bedeutet, dass sie seit … na ja … etwa neun Uhr morgens vermisst wird.« Er wandte sich an Marge. »Wann haben wir den Anruf bekommen?«
»Gegen zwölf Uhr dreißig.«
»Vier Stunden, und keiner hat gemerkt, dass sie weg ist?«, meinte Oliver zweifelnd.
»Alle waren mit Andromeda beschäftigt, nicht mit dem Mädchen«, sagte Decker.
»Trotzdem …«
»Du hast Recht«, stimmte Decker zu. »Irgendwas stinkt hier.«
Einen Augenblick später erschien Guru Bob, mit Terra im Schlepptau. In seiner Gegenwart wirkte sie scheu, regelrecht eingeschüchtert.
Marge begrüßte sie und stellte die mädchenhafte junge Frau den anderen vor.
Guru Bob erklärte: »Terra hat mit Andromeda gearbeitet. Ich dachte, sie könnte Ihnen ein paar Einsichten vermitteln.« Er tätschelte ihren Rücken. »Sag ihnen, ob Andromeda einfach ihre Sachen packen und den Orden verlassen würde.«
»Nein, das würde sie nicht!«, hauchte Terra. »Sie würde uns niemals verlassen.«
Bob umkreiste Terra, als stände sie im Zeugenstand. »Was ist mit Lyra? Würde sie aus freien Stücken gehen?«
»Lyra würde niemals gehen. Sie ist ja noch ein Kind. Sie wurde bestimmt weggebracht – entführt.«
Bob sah Decker an, als wolle er sagen: »Da haben Sie’s.«
Und damit wäre dann alles gelöst, was, Bob? Decker fragte: »Haben Sie eine Ahnung, wohin man sie gebracht haben könnte?«
»Die Großeltern stecken dahinter …«, begann Bob.
»Das haben Sie bereits gesagt«, unterbrach ihn Decker. »Sie sprachen von Drohbriefen, die die Großeltern dem Orden geschickt haben. Ich muss diese Briefe sehen.«
Pluto stürmte in den Tempel und eilte den Mittelgang hinunter. »Was tut sie hier?« Er deutete auf Terra, durchbohrte sie mit seinem kalten Blick. »Wer passt auf die Kinder auf?«
Mit derselben zarten Stimme erwiderte sie: »Sie sind beim Essen, Guru Pluto.«
»Und wer passt während des Essens auf sie auf?«
»Bruder Ansel und Bruder Bär«, mischte sich Bob ein. »Sie sind also in den besten Händen.«
Pluto wirkte kaum besänftigt, hielt sich aber zurück.
»Sag ihnen, was du mir erzählt hast, Terra … über
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