Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen
Monster etwa eines unserer Kinder in seiner Gewalt?«
»Warte, warte!« Bob war sichtlich irritiert. »Vega, Rigel, Asa, Myna, Orion, Leo, Ursa … ich glaube, das sind alle.«
»Nein, sind es nicht!« Venus wurde immer nervöser. »Lyra!«, rief sie triumphierend. »Moriahs Tochter. Sie ist jetzt dreizehn …«
»Ich habe sie heute nicht gesehen«, sagte Bob. »Vielleicht fühlt sie sich nicht wohl.«
»Was soll das heißen?«, brauste Pluto auf. »Sie befand sich in deiner Obhut.«
Sofort verdüsterte sich Bobs Gesicht. »Ich war aus reiner Herzensgüte bereit, sie zu unterrichten – nicht, den Babysitter für sie zu spielen! Hör zu, Pluto, ich habe nichts dagegen, dass du vorübergehend für Jupiter einspringst, um der Familie Stabilität zu geben, solange dir klar ist, dass du nicht Jupiter bist.«
»Ich versuche nicht, Jupiter zu sein!«, wehrte Pluto ab. »Aber jemand muss den Orden führen, bis sich alles wieder beruhigt hat. Die anderen waren dazu jedenfalls nicht in der Lage …«
»Was soll das heißen?«, unterbrach ihn Venus.
»Ich meine Nova!«, murmelte Pluto. »Nicht dich!«
Decker mischte sich ein. »Warum suchen wir nicht erst mal nach dem Mädchen? Zum Beispiel in ihrem Zimmer.«
»Lyra ist bei den Teenagern untergebracht«, erklärte Venus.
»Dann führen Sie mich dorthin.« Zu den Männern sagte Decker: »Sie beide holen ihre Zimmerkameraden zusammen. Ich will mit allen reden.«
»O Gott!«, murmelte Pluto. »Und was sollen wir Moriah sagen?«
»Moriah ist das egal«, tat Bob ihn ab.
»Was soll das heißen, es ist ihr egal!« Wieder brauste Pluto auf. »Natürlich ist es das nicht!«
»Pluto, Moriah begreift gar nichts. Sie ist vollkommen daneben.«
»So was wagst du, über eine unserer spirituellesten …«
»Sie ist nicht spirituell, Pluto, sie ist psychotisch!«
»Die Frau ist geisteskrank?«, fragte Decker.
»Ohne jeden Zweifel«, erwiderte Bob.
Decker war entsetzt. »Sie beherbergen hier eine Geisteskranke?«
Ohne Vorwarnung brauste Bob wütend auf. »Bevor Sie irgendwelche Urteile abgeben, will ich Ihnen etwas sagen: Moriah hat ungefähr fünfzehn Jahre ihres dreißigjährigen Lebens in Institutionen und Krankenhäusern verbracht. Als Bruder Pluto sie fand, sie und ihre Tochter, die damals ungefähr fünf war, hausten sie in einem Karton, der mit ihren eigenen Exkrementen verdreckt war. Aus Barmherzigkeit nahm Pluto sie auf. Seit acht Jahren sorgen wir für Lyra als eine der Unseren und haben uns um Moriah gekümmert, was mehr ist, als ihre Eltern je für sie getan haben. Als wir Moriah fanden, hatten die Eltern sie enterbt. Jetzt, wo Lyra zu einem jungen Mädchen heranwächst, spielen sie sich plötzlich auf, schicken Drohbriefe an den Orden …«
»O mein Gott und Jupiter!«, unterbrach Venus.
»O nein!« Bob schlug sich an die Stirn. »Die wollen gar nicht Andromeda! Die wollen Lyra! Diese Schweine! Durch all das Durcheinander ist es ihnen schließlich doch gelungen, sie zu entführen.« Er stapfte auf und ab. »Das ist ja schlimmer, als ich dachte. Andromeda hat wahrscheinlich versucht, Lyra zu beschützen, als Asnikov zuschlug. Ich hoffe bei Gott und Jupiter, dass er Andromeda nichts angetan hat!«
Pluto richtete seinen Zorn auf Decker. »Glauben Sie uns jetzt?«
Dieses unglückliche Szenario schien einen gewissen Wahrheitsgehalt zu haben. Denn diesmal war das Opfer ein Kind.
Bob stammelte: »Das ist einfach schrecklich!« Wütend schaute er Decker an. »Sie müssen das Monster umlegen!«
»Eins nach dem anderen. Erst mal müssen wir rausfinden, ob Lyra wirklich verschwunden ist.«
15
Marge saß in der unbenutzten Schlafraum-Zelle, die man ihr als provisorisches Büro zur Verfügung gestellt hatte, und versuchte festzustellen, wann die junge Frau und das Mädchen verschwunden waren. Es war kaum Platz genug für einen Klapptisch und zwei Stühle, aber es würde gehen. Guru Bob hatte sie hierher geführt, ein Zeichen dafür, dass ein offizielles Eingreifen gebilligt wurde, obwohl man das aus Plutos Verhalten nicht entnehmen konnte. Der kleine Mann warf immer noch mit Anschuldigungen um sich.
Vega, eine von Lyras Zimmerkameradinnen, wurde vor der Abendmeditation zu Marge geschickt. Die Vierzehnjährige wirkte klein für ihr Alter. Vielleicht lag es auch an der Haltung des Mädchens: mit herabhängenden Schultern und krummem Rücken hielt es seine Bücher an sich gedrückt.
Vega war gemischtrassig und wie alle anderen Kinder, die Marge gesehen hatte, in
Weitere Kostenlose Bücher