Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen
ist der Tod des Betrügers Jupiter alias Dr. Emil Euler Ganz. Ja, der Mann mag brillant gewesen sein – und wenn schon! Er war ein Halunke, der ahnungslose Kinder entführt und viele Leben zerstört hat. Ich weiß das leider nur zu genau. Unsere liebenswerte, aber naive Tochter wurde vor über zwei Jahren in seine Sekte gelockt – der Orden der Ringe Gottes. Egal, wie oft wir versucht haben, sie zu erreichen, unsere Bemühungen blieben unbeantwortet, und unsere Briefe kamen ungeöffnet zurück. Das ist am schmerzlichsten für mich, da ich nicht weiß, ob sie überhaupt davon erfahren hat. Jedes Mal, wenn ich sie sehen wollte, wurde mir die Tür vor der Nase zugeschlagen. Vor langer Zeit mag Ganz etwas für die Menschheit getan haben, aber der Mann, der jetzt gestorben ist, war alles andere als menschlich.
Emily Whilte
Brentwood, Kalifornien
Nummer drei:
Emil Euler Ganz war ein Betrüger ersten Ranges, der sein verbrecherisches Potenzial bereits lange, bevor er Vater Jupiter wurde, voll entwickelt hatte. Ganz war ein mittelmäßiger Physiker, clever genug, sich mit brillanten Köpfen zu umgeben, und schlau genug, deren Begabung auszubeuten. Er war ein Pirat, ein Plagiator, ein Dieb, ein Kidnapper und ein Ehebrecher, und ich kann jeden dieser Vorwürfe beweisen. Dass er für zehn Jahre verschwand, überrascht mich nicht. Er war nicht auf der Suche nach Erleuchtung, sondern vermutlich auf der Flucht vor einem wütenden Ehemann, der es satt hatte, sich von Ganz zum Hahnrei machen zu lassen. Ich wünsche Jupiter, dass er in ein Schwarzes Loch gesogen wird und auf der anderen Seite als zerschnitzelter Kohl wieder herauskommt. Ein Glück, dass wir ihn los sind.
Dr. Robert Russo, Sr.
Russos holistische Vitaminpräparate
Lancaster, Kalifornien
Decker faltete die Zeitung zusammen und legte sie in seinen Aktenkoffer. Europa hatte nicht gelogen – ihr Vater hatte sich tatsächlich Feinde gemacht. Aber den zweiten Brief fand er am interessantesten. Die Frau sprach von unbeantworteten und zurückgeschickten Briefen. Wenn der Orden Briefe erhalten hatten, die Lyra betrafen, warum waren die dann nicht auch ungeöffnet zurückgeschickt worden? Wer entschied, welche Briefe geöffnet wurden und welche nicht?
Decker stellte sich unter die Dusche, atmete tief durch und versuchte, alle Gedanken an den Fall zu verdrängen. Unter dem heißen Strahl wusch er sich Staub und Anspannung weg. Als er herauskam, war seine Haut gerötet, und sein Kopf dröhnte von der Hitze. Er ließ die Arme kreisen und machte ein paar Dehnübungen, um seinen steifen Rücken zu entspannen. Die Übungen lockerten die Muskeln, aber gegen den Knoten in seinem Magen halfen sie nicht.
Vielleicht brauchte er etwas zu essen.
Als Decker an den Esstisch kam, fühlte er sich schwer angeschlagen. Zu seiner Überraschung saßen die Jungs auf ihren üblichen Plätzen. Jacob starrte auf seine Hände – Mr. Schwerenöter.
Ach je, damit musste er sich ja auch noch befassen.
»Wo ist Hannah?«, fragte Decker.
»Ich hab ihr schon vor einer Stunde zu essen gegeben«, sagte Rina. »Sie malt in ihrem Zimmer. Vielleicht können wir mal in Ruhe essen.«
»Ihr habt mit dem Essen auf mich gewartet?«
»Die Jungs wollten es so.«
Decker betrachtete seine Söhne. »Vielen Dank.«
»Gern geschehen«, erwiderte Sammy. »Wie war dein Tag?«
»Ganz okay … viel zu tun.« Decker schaute zu Jacob. Der Junge sah nicht von seinem Teller auf. Rina hatte gefüllte Putenbrust gemacht. Es roch und sah köstlich aus. Aber um die Wahrheit zu sagen, Decker war so ausgehungert, dass er selbst Haferschleim verschlungen hätte. Trotzdem vergaß er seine Manieren und die Glaubensgebote nicht. Nach dem rituellen Händewaschen und dem Brechen des Brotes machte er sich mit Genuss über das weiße Fleisch her. »Es schmeckt wunderbar. Ich hab einen Mordshunger.«
»Wirklich toll, Ima«, sagte Sammy.
»Sehr gut«, stimmte Jacob zu.
»Danke.« Rina lächelte. »Ist das nicht nett?«
Mal sehen, wie lange es so bleibt, dachte Decker.
Für einige Minuten sagte niemand ein Wort, alle waren mit Kauen, Trinken und Schlucken beschäftigt.
Es war sehr ruhig.
Rina bemühte sich, ein Gespräch in Gang zu setzen. »Die israelischen Philharmoniker sind in der Stadt. Soll ich vielleicht Karten besorgen?«
»Hört sich gut an«, meinte Decker. »Nehmen wir Hannah mit?«
»Nein, ich glaube nicht, Peter. Meine Eltern können auf sie aufpassen.«
»Noch besser. Es ist so
Weitere Kostenlose Bücher