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Decker & Lazarus - 18 - Missgunst

Decker & Lazarus - 18 - Missgunst

Titel: Decker & Lazarus - 18 - Missgunst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Collegestadt, und ich verachtete all diese Protestheinis, weil sie in meinem Alter waren und zu viel Spaß hatten. Die Polizei hasste die Studenten genauso sehr wie ich. Der Feind meines Feindes ist mein Freund.«
    Hannah wirkte nachdenklich. »Du hättest austreten können.«
    »Wie sich zeigte, passte es ganz gut zu mir.« Decker kaute bedächtig. »Manchmal kann ich kaum glauben, dass ich das jetzt schon seit fast fünfunddreißig Jahren mache.«
    »Ich hoffe, ich finde auch etwas, das mich begeistert. Das Einzige, was ich außer euch und den Jungs mag, ist, Musik zu hören.«
    »Dann werde Musikkritiker«, schlug Decker vor.
    »Na klar, das würde dir ganz bestimmt gefallen.«
    »Warum sollte ich was dagegen haben? Solange du es ernst meinst und danach lebst, tu einfach das, was du möchtest.«
    »Abba, davon kann man nicht leben.«
    »Kürbiskopf, wenn du hart genug arbeitest und das tust, was du liebst, dann kannst du davon leben. Du wirst vielleicht nicht viel Geld verdienen. Du musst vielleicht ohne gewisse Dinge auskommen. Aber es gibt nichts Besseres als eine Arbeit, die einem am Herzen liegt. Ich mag meinen Job nicht jeden Tag, trotzdem würde ich nie etwas anderes in Betracht ziehen.« Decker schenkte sich ein Glas Wein ein und stieß mit Rina an. »Man kann nicht alles mit einem Preisschild versehen.«
    »Es würde dir wirklich nichts ausmachen, wenn ich Musikkritikerin werde?«
    »Nein, warum denn? Es ist dein Leben.«
    »Soll ich also das College sein lassen und meine Träume verwirklichen?«
    »Wie bitte?«, mischte Rina sich ein.
    Decker lachte. »Ich hätte gerne, dass du das College beendest, damit dir alle Möglichkeiten offenstehen. Sonst habe ich keine Erwartungen.«
    Hannah schob ihren Teller von sich weg. »Ich muss meine Sachen für Oma packen.«
    »Hannah?«, sagte Rina. »Wenn es wichtig für dich ist, dann schlafen wir hier. Der Saturn hatte nichts zu bedeuten.«
    »Das erzählst du mir jetzt?«
    »Ich wollte meinen Eltern nicht absagen. Sie schienen sich so zu freuen, uns bei sich zu haben. Aber dabei denke ich nur an sie und nicht an dich. Ich ruf sie an.«
    »Nein, nein«, sagte Hannah. »Ich habe da ja auch mein eigenes Zimmer, und meinen Computer kann ich mitnehmen. Ist schon in Ordnung, Ima. Ich werde sowieso nicht viel schlafen.« Sie stand vom Tisch auf und umarmte ihren Vater. »Danke, dass du mit mir geredet hast. Hat mir wirklich geholfen.«
    Sie hüpfte los in ihr Zimmer.
    »Gute Arbeit, Abba« ,sagte Rina. »Klopf dir selbst auf die Schulter.«
    Decker trug ein breites Lächeln im Gesicht. »Hin und wieder mache ich es richtig.«
    »Ach, komm schon, Decker, lob dich mal. Das war unglaublich einfühlsam von dir.«
    »Ich hab aber nichts vorgespielt, sondern jedes Wort so gemeint. Ich bin kein Augenstern, nur ein Staatsdiener.«
    »Du bist mein Augenstern«, sagte Rina. »Für mich warst du schon immer ein Held.«
    Decker stierte auf seinen Teller. »Danke dir. Du bist auch meine Heldin.« Er küsste ihre Hand und hielt sie noch einen Moment fest, bevor er sein Weinglas nahm. Nach so langer Zeit hatte er immer noch Schwierigkeiten damit, seine Gefühle auszudrücken: wie sehr ihn die Worte seiner Tochter erfreuten und wie liebevoll Rinas Bemerkung war. Stattdessen prostete er sich mit Rina zu und genoss einfach den Augenblick.
    Bewundert zu werden fühlte sich toll an.

30
    Die Landschaft mit Furchen und Rinnen weckte Kindheitserinnerungen, als Decker klein war und seine Familie die Großeltern in Iowa besuchte. Sie legten die Strecke zweimal jährlich zurück – zu Ostern und zu Weihnachten –, von Florida aus Kilometer für Kilometer durch flaches, endlos weites Land. Um Weihnachten herum war es wie ein Ozean aus Weiß und Braun, aber an Ostern kam die Zeit der Erneuerung: grüne Felder, die im Morgentau glitzerten, und der Geruch nach blühenden Bäumen. Die Fahrten hatten sich wegen der Versprechen am Ende des Regenbogens unauslöschlich ins Gedächtnis gebrannt. Familienzusammenkünfte und gewaltige Gelage, Lichter, Schmuck und Prunk, Cousins als Spielkameraden und natürlich Geschenke. Egal, wie groß oder klein, das Öffnen eines eingepackten Geschenks war jedes Mal ein Nervenkitzel gewesen. Decker wusste, während er durch die Felder fuhr, dass jetzt andere Umstände und andere Gründe herrschten, aber der Anblick der Gegend weckte in ihm dieselbe Erwartungshaltung wie früher.
    Vielleicht sollten sie eine Pause einlegen.
    Brubeck fuhr wie ein Einheimischer und fegte

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