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Decker & Lazarus - 18 - Missgunst

Decker & Lazarus - 18 - Missgunst

Titel: Decker & Lazarus - 18 - Missgunst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Englisch«. Da er wusste, dass Marges Spanisch kaum besser war als seins, murmelte er »muchas gracias« und unterbrach die Verbindung.
    Er sah Esteban direkt an. »Sie haben ganz schön viele Zwölfer-Tätowierungen auf Ihrem Körper.«
    »Ja, Sir.«
    »Bodega-12th-Street-Gang?«
    »Nein, Sir.«
    »Warum dann die Tattoos?«
    Ein simples Achselzucken. »Sieht gut aus.«
    »Sie haben also die ganzen Tätowierungen, sind aber kein Bandenmitglied.«
    »Nein, Sir.«
    »Das ergibt keinen Sinn«, sagte Oliver.
    Der Junge sagte dazu nichts. Marge hatte ihre Durchsuchung beendet und kam zu den beiden zurück. Sie schüttelte für Oliver verneinend den Kopf.
    Als sie auf den Jungen zuging, fragte sie: »Was machen Sie hier in der Gegend?«
    »Einfach abhängen, Ma’am.«
    »Was genau machen Sie in Ihrem Auto mitten in einem Wohngebiet über dreißig Kilometer von Ihrem Wohnort entfernt?«
    Der Junge pulte an einem seiner Pickel herum. »Hier kann ich schlafen, ohne angeschossen zu werden.«
    Marge und Oliver tauschten rasch einen Blick aus. »Sie schlafen im Auto?«
    »Manchmal. Manchmal höre ich meinen iPod, manchmal lese ich.«
    »Hast du was zum Lesen im Auto gefunden?«, fragte Oliver Marge.
    »Zwei Comics und einen Bilderroman.« Sie studierte Cruz’ Gesicht – selbst Porträts im Museum wirkten lebendiger. »Sie sollten nicht einfach nur abhängen. Es sieht dann so aus, als führten Sie etwas im Schilde.«
    »Ja, Ma’am.«
    »Sie sollten in der Schule sein.«
    »Ich hab die Schule abgebrochen.«
    »Sie lesen doch gerne«, sagte Marge. »Warum sind Sie dann von der Schule gegangen?«
    Esteban antwortete nicht sofort. Schließlich äußerte er doch mal seine Meinung: »Das ist keine Schule, das ist ein Zoo.« Ganz plötzlich stand ihm die Wut ins Gesicht geschrieben: erschreckend heftig, aber innerhalb von Sekunden verschwand sie wieder im Nichts.
    »Wenn Sie gerne lesen, sollten Sie in eine Bibliothek gehen«, schlug Marge vor.
    »In einer Bibliothek kann man nicht schlafen«, erwiderte Esteban. »Die schmeißen einen raus.«
    »Wie auch immer, suchen Sie sich einen besseren Platz zum Lesen«, sagte Marge. Sie reichte ihm seine Brieftasche. »Wir haben Sie angehalten, weil Ihr Rücklicht nicht funktioniert. Lassen Sie es reparieren.«
    »Ja, Ma’am.«
    Schweigen.
    »Sie können jetzt weiterfahren«, sagte Marge.
    »Ja, Ma’am.«
    Nachdem der Junge weggefahren war, sah Marge Oliver an. »Hast du die Wut bemerkt, als er über die Schule geredet hat? War ja ein richtiger Gefühlsausbruch in dem eintönigen Gespräch.«
    Oliver rollte mit den Augen. »Der Typ ist die reinste Ausgeburt des Teufels. Der schießt dir, ohne mit der Wimper zu zucken, mitten ins Gesicht.«
    »Womit wir wieder beim Thema wären …« Marge rief Rina an. »Wo bist du?«
    »Wir sind fast beim Revier. Ist alles in Ordnung?«
    »Ja, alles bestens. Wir sind etwa in zwanzig Minuten da.« Sie legte auf und sah wieder zu Oliver hinüber. »Im Wagen waren keine Waffen. Wenn der Junge den Auftrag hat, Harriman zu töten, dann spioniert er seine Beute erst mal zielsicher aus.«
    Oliver nickte. »Das macht Mr. Superhöflich noch bedrohlicher.«
     
    Decker war außer sich. »Was heißt das, du hast die Tür aufge macht? Warum?«
    »Weil er ganz alleine da draußen stand und so verletzlich wirkte«, entgegnete Rina.
    »Du wusstest doch gar nicht, dass er alleine war. Er hätte eine Horde Killer dabeihaben können.«
    »Da sich jemand die Mühe gemacht hat, eine Videokamera anzubringen, hatte ich einen Blick aus der Vogelperspektive über die gesamte Straße.« Sie atmete tief ein und wieder aus. »Harriman ist zur Polizei gegangen, Peter, er wollte mit dir reden. Man sagte ihm, man würde dich benachrichtigen und du würdest ihn zurückrufen. Hat dich denn niemand benachrichtigt?«
    Decker antwortete nicht. Niemand hatte sich bemüht, ihn anzurufen, weil alle Harriman für verrückt hielten. »Ich bin eine vielbeschäftigte Person, Rina. Ich habe Besseres zu tun, als einem Idioten nachzulaufen.«
    »Dann unterschätzt du seine Angst völlig. Kein Wunder, dass er sich an den Rand gedrängt fühlt, vor allem, nachdem er dir geholfen hat, Alejandro Brand zu identifizieren.«
    »Du bist nicht seine Psychologin, sondern meine Ehefrau. Dieser Idiot hat dich in Gefahr gebracht.« Decker hatte das brennende Verlangen, irgendetwas klitzeklein zu schlagen. »Falls der Scheißkerl tatsächlich verfolgt wurde, hat er die bösen Jungs genau vor unsere Tür geführt.

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